Es war eine Kleinigkeit, die Pat dazu bewogen hat, mich am Donnerstag-Abend 13. Oktober zu verlassen. Dabei hat sie alle ihre Kleider und Schuhe mitgenommen, die sie seit Jahren hier in Hua Hin gelassen hatte. Aber was für uns Ausländer eine Kleinigkeit ist, kann für die Asiaten ein Drama auslösen. Ein bisschen zu laut oder zu tiefe Stimme oder ein „Nein“, und bereits verlieren die Thais ihr Gesicht und ihre Contenence .
Ein Rückblick auf Pat’s Leben
Ende Dezember wird Pat ihren 69. Geburtstag feiern. Wir hatten einiges geplant, denn 1 Woche später ist mein 80ster. Kennengelernt haben wir uns in meinem 1. Thailand-Jahr im November 2008 bei einem Schulklassen-Ausflug und waren seither zusammen. 2014 erlitt Pat einen Chemie-Unfall auf öffentlicher Strasse und verätzte sich dabei ihre Lunge und Stimmbänder. Seither konnte sie nicht mehr sprechen. Sie kommunizierte fortan auch mit mir, indem sie mir auf einen Zettel oder aufs Handy schrieb. Als Folge des Unfalls entwickelte sich in ihrer Lunge ein bösartiges, krebsartiges Geschwür. Sie brauchte seither monatlich eine Infusion im Spital.
War haben uns jedes Jahr getroffen und in den Zeiten dazwischen über den Messenger Line gechattet. . In den letzten beiden Covid-Jahren hat Pat massiv an Gewicht verloren. Sie wog bei unserem diesjährigen Treffen nur noch 41 kg.
Surprise, surprise – Pat konnte wieder sprechen
Als ich dieses Jahr von Pat am Flughafen Suvarnabhumi abgeholt wurde, sprach sie mich laut und deutlich an. Mir blieb der Mund offen stehen. Ich war total überrascht. Sie hat ohne mein Wissen bei einem Stimmen-Therapeuten gelernt, ihre malträtierten Stimmbänder wieder zum Schwingen zu bringen.
Ende einer 14-jährigen Beziehung und Liebe
Nachdem Pat nach ihrer monatlichen Chemie-Infusions-Behandlung aus dem Spital entlassen wurde, reiste sie am Dienstag, 11. Oktober mit ihrer 14 jährigen Enkelin JuuJee zu mir nach Hua Hin. Es war ein wunderbares Wiedersehen. Ein Geschenk des Himmels. Wir verbrachten eine tolle Zeit, aber bereits 3 Tage später am Donnerstag, 13. Oktober knallte es. … wegen einer Kleinigkeit … Mann muss wissen, bei den Thais kann eine Kleinigkeit in einer Katastrophe münden! Ein „Nein“ zu viel, oder eine zu tiefe oder zu hohe Stimme genügen bereits. Da sind wir Ausländer machtlos und können es nicht verstehen oder vorausahnen.
Wir waren heute zum zweiten Mal im Schwimmbad und buchten für uns je ein Monats-Abo, weil es uns gestern derart gut gefallen hat. Pat muss erst gegen Ende Oktober wieder zurück nach Bangkok zur nächsten Infusion. Wir machten Pläne, dass wir im Dezember/Januar eine Flussfahrt auf dem Chao Phraya machen und nach ChiangMai fliegen wollten. Es herrschte eine aufgestellte Stimmung voller Zuversicht.
Nachdem wir vom Schwimmen zurückgekommen waren, duschten Pat und Ihre Enkelin JuuJee zuerst. Als sie die Waschmaschine mit ihren Frotte-Tüchern starteten, meinte ich etwas ungehalten, dass sie mich hätten Fragen können, weil auch ich noch Frottee-Tücher zum Waschen gehabt hätte. Im Prinzip eine Kleinigkeit, Aber für Pat war diese Reklamation eine Katastrophe. Ihr Gesicht fiel zusammen und sie sprach kein Wort mehr mit mir. Auch nicht, als ich zweimal auf sie zukam und sie versuchte zu umarmen. Ihr Gesicht war eine steinerne Mine. Ich kannte dies bei Pat. Irgendwie kam sie dann in die „Zerstörungs-Phase“. In ihrem Hirn zerstörte sie alles, auch die schönsten Erinnerungen!
Ich zog mich ins Schlafzimmer zurück, weil ich ihr Gesicht nicht mitansehen wollte. Dann um etwas nach. 20 Uhr hörte ich mein Gittertor. Als ich eine Stunde später vorbeischaute, war alles leer. Pat und Juujee hatten alles eingepackt und waren abgezogen. Auch die Kleider aus den Vorjahren, die bei mir hingen. Es blieb nichts zurück, das mich an Pat hätte erinnern können. Ein bewusstes Ende und Abschluss einer langjährigen Liebe!
Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende
Ich kenne Pat. Sie ist sehr schnell auf 1000 Watt und dies Stundenlang. Sie hatte mich auch schon in solche einem Moment verlassen. Aber es war nie endgültig. Dies mal hat sie aber alle Brücken abgebrochen …. wegen einer Kleinigkeit! (die ich nicht kenne und nur vermute)
Ich bin masslos enttäuscht. Mein Kopf sagt mir aber, dass ich nicht in ein Tief fallen darf. Ich muss aktiv sein und unverzüglich eine Zeit nach Pat aufbauen. Ein zurück zu Pat sehe ich weniger, denn eine solche Reaktion mit einer grusslosen Abreise habe ich bereits 2x erlebt. Dies war das dritte und letzte Mal. Ich bin hier in Thailand, um zu geniessen und nicht um zu fighten!
Nachtrag vom 15. Okt.: Zwei Tage nach dem Desaster geht es mir wieder besser. Der Appetit ist zurück. Zwar nicht überwältigend, aber doch normal. Viel dazu beigetragen hat die gestrige Erleichterung dank der Zusendung des Versicherungs-Zertifikates für das Visum. Ich beginne wieder zu leben und zu planen. Ich bin zur Zeit auf der Suche nach einer Putzfrau. Heute habe ich die Bettanzüge gewaschen und ausgewechselt.