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Humor: Auswandern – Könnte Blindheit ein Vorteil sein?

Nachfolgend ein sarkastischer Beitrag aus dem Blog „thailandprivat.com“ von Paul Martini mit de


Es fängt schon mal damit an, dass Sie ein Visum brauchen. Wenn Sie arbeiten möchten, müssen Sie um eine Arbeitsgenehmigung nachsuchen. Sie sind ein AUSLÄNDER! Die Einheimischen rümpfen die Nase über Sie, denn Sie stehen außerhalb der Thaigesellschaft. Da bleiben Sie auch, egal, wie gut Sie jemals Thai sprechen werden, denn eine Integration ist weder gewollt noch vorgesehen. Sie sind Inländern nicht gleichgestellt. Als Ausländer werden Sie benachteiligt und in Ihren Rechten eingeschränkt, insbesondere bei Eigentumsrechten, Unternehmensrechten, Aufenthaltsrechten und Arbeitsrechten. Sie genießen keinerlei Vorteile. Im Gegenteil: Sie zahlen höhere Gebühren und sind einer selbstherrlichen Bürokratie ausgesetzt.

Dem deutschen Finanzamt können Sie auch nicht entkommen, denn gewisse Steuern fallen dennoch an. Dazu müssen Sie mit den schamlosesten Formen von Korruption leben, und das Schlimmste: Sie müssen den nicht gewollten Tanz auch noch mitmachen! Denn einen Rechtsstaat gibt es nicht, und Rechtssicherheit gibt es ja noch nicht mal für Inländer! Zwar sind Vorschriften und Gesetze in Kraft, doch werden sie weder eingehalten noch überwacht. Die gesellschaftliche und soziale Gesamtentwicklung ist rückständig, die politischen Strukturen sind undemokratisch. Vetternwirtschaft, Stimmenkauf und Staatsstreiche haben eine lange Tradition. Die Medien werden staatlich kontrolliert. Das Senioritätsprinzip steht jedem Gleichheitsgedanken entgegen. Der Druck zur Gruppenmentalität verhindert eine selbst bestimmte und selbstverantwortliche Individualentwicklung. Es gibt keine Streitkultur. Jede offen vorgetragene Form von Kritik ist eine unerhörte Respektlosigkeit. Ausländische Anregungen sind unwillkommen.

Sie sind gezwungen, eine andere Sprache zu erlernen oder müssen Hilfe in Anspruch nehmen. Die fremdländische Kost ist gewöhnungsbedürftig. Ihre Schärfe macht Probleme, und die Zubereitung weist beträchtliche hygienische Missstände auf. Es gibt kein soziales Netz. Niemand fängt Sie auf, wenn Sie plötzlich ohne Geld dastehen oder ernstlich krank werden. Die Krankenhäuser wollen Bares oder Ihre Kreditkarte sehen, und zwar VOR der Behandlung.

Und was ist dran an dem viel gerühmten besseren Wetter? Alle Tage 33 Grad und Knallsonne, der man aus dem Weg gehen muss, lassen die Dinge anders aussehen. Die Luft riecht nicht nach Herbstlaub oder Veilchen, sondern ist ein einziger schwüler Atmosphärenbrei, drückend und geruchlos, es sei denn nette Nachbarn schicken Ihnen von ihren allabendlichen Müllfeuern einen würzigen Giftpunsch herüber. Das Land ist voller Schlangen, die schwüle Nacht ist voller Mücken und die Straßen voller freilaufender Hunde.

Und Umwelt – hoppla, was ist das denn? Wilde Müllkippen allenthalben, die Landschaft verbaut, zersiedelt, verschandelt. Fliegende Plastiktüten, schwarze Rinnsale, offene Abwassergräben, die Luft rücksichtslos verpestet. Und nachts regieren Kakerlaken und Ratten die Straßen. Es gibt weder eine Umwelterziehung noch ein Umweltbewusstsein. Müllvermeidung und Mülltrennung sind ungebräuchlich. Der Umgang mit Ressourcen ist katastrophal. Wasser wird verschwendet. Energieeinsparung und Ressourcenschonung sind unbekannt.

Der Verkehr kennt keine Regeln und die Polizei überwacht ihn nicht. Es gibt keine technischen Fahrzeugüberprüfungen, es gibt keine Verkehrserziehung. Einen Führerschein macht man an einem halben Tag. Autofahren bringt man sich selber bei. Ein Rettungswesen außerhalb großer Städte ist praktisch nicht bekannt. Fahrerflucht ist an der Tagesordnung. Bus- und LKW-Fahrer stehen regelmäßig unter Aufputschmitteln.

Busfahren ist ja soooo sabei – besonders für den Fahrer:

Und was ist mit den sozialen Beziehungen? Die alten Freunde sind zurückgeblieben, doch die neuen weisen mindere Qualitäten auf. Geistreiche Gesprächpartner für die langen Abende sind rarer zu finden als läufige Siamkatzen in Castrop-Rauxel. Und die Thais sind nicht interessiert. Bestenfalls die Frauen, aber die haben glasklare Absichten für sich und ihre Brut und haben weder für unnützes Palaver etwas übrig noch können sie sich den Luxus tiefer Gefühle leisten. Das kulturelle Umfeld ist unergiebig. Fernsehen und Kino – so vorhanden – sind fremdsprachig. Oper, Kabarett, Theater Fehlanzeige.

Sagen Sie selbst: Warum wollen Sie in solch ein Land auswandern?

In Deutschland sind Sie kein Ausländer, Sie brauchen kein Visum, Sie brauchen keine Arbeitsgenehmigung, Sie müssen keine fremde Sprache lernen, Korruption ist verboten. Sie müssen weder die Polizei noch sonstige Amtsträger bestechen, um Selbstverständlichkeiten zu erlangen. Sie sind sozial abgesichert, eine Krankenversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben, und wenn es mal ganz Dicke kommt, fängt Sie das Sozialsystem auf. Das Wetter mag kälter und unfreundlicher sein als anderswo, dafür gibt es Jahreszeiten mit seinen Gerüchen, Festlichkeiten und seinem saisonalen Obst. Der Umweltschutz ist gesetzlich geregelt, die Luft ist rein, wilde Müllkippen gibt es schon lange nicht mehr, ebenso wenig wie Kakerlaken und Ratten. Das öffentliche Leben und der Verkehr verlaufen nach Regeln, die überwacht werden. Für Hunde herrscht Leinenzwang, Fahrzeuge unterliegen strengen technischen Kontrollen, die Straßen sind gut ausgebaut und werden gewartet. Die Staatsform ist demokratisch und sozial. Die Gesellschaft hat sich der Meinungsvielfalt und dem Pluralismus verschrieben. Faktentransparenz und Kritikoffenheit kennen weder ein Autoritätsprinzip noch Hierarchiedenken. Ausländer haben die gleichen Chancen.

Sie können sich in Ihrer eigenen Sprache verständigen. Sie verstehen Radio und Fernsehen und können vielfältige kulturelle Angebote in Anspruch nehmen. Ihre sozialen Beziehungen entwickeln sich weiter. Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen geben Ihnen Halt. Liebesbeziehungen dienen nicht der Existenzabsicherung eines Partners. Eine Kostumstellung ist unnötig. Brot und Kartoffeln, Käse und Wurst sind keine Sehnsuchtsartikel.

Sie winken ab: Eindimensionales Thailand-Bashing! Vielleicht, so denken Sie, würde ich mehr sehen, wenn ich statt einem mal beide Augen aufmachen würde. Mag sein. Doch was ist mit Ihren Augen? Beide fest verschlossen? Glückwunsch, Sie werden sich hier wohlfühlen!

© Paul Martini, Hua Hin, Aug. 2012

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