Am 3. November hat es mich auf die Strasse geknallt. Heute am 31. Dezember bin ich zum ersten Mal wieder aufs Rennrad gesessen und habe mit der Unfallstelle dem „Bahnübergang bei Khao Tao“ Frieden geschlossen. Mir bleibt es weiterhin rätselhaft, wie ich diesen „Schlitz“ zwischen den beiden Betonplatten erwischen konnte. Ich kannte ja die Stelle von hunderten Ausfahrten. Bei der heutigen Besichtigung musste ich zudem den Vorderreifen mit Kraft hineinstossen.
Meine heutige Besichtigung hat mich beruhigt. Diesen Schlitz erwischt nur ein echter Profi oder Künstler zweimal. Und diese Qualität habe ich nicht.
Ich habe mich auf den heutigen Tag gefreut, obwohl mein Unfall zwar nicht Angst, aber doch Respekt vor dem Rennrad und den nicht planbaren Strassen-Hindernissen in meinem Geiste aufgebaut hat. Man muss wissen, es ist ein grosser Unterschied, ob man mit einem MountainBike oder Stadtvelo mit den dicken Reifen fährt oder eben einem leichten hochsensiblen Rennrad mit schmalen Reifen und wenig Auflagefläche auf dem Boden. Dieses reagiert auf die kleinsten Bewegungen und Unebenheiten wie ein reinrassiger Rennwagen.
Nach wenigen 100 m habe ich mich bereits wieder etwas daran gewöhnt. Problemlos aber mit Respekt habe ich den ersten Bahnübergang in der Nähe meines Hause genommen. Erleichterung kam in mir auf. Die linke maltraitierte Hand hatte ich mit einem Stützverband eingebunden. Ich konnte damit den Lenker halten und nötigenfalls auch bremsen, wobei man das Bremsen links tunlichst vermeiden sollte, denn meist führt es zu einem Sturz, weil die Bremwirkung aufs Vorderrad wirkt, das dann weg rutscht. Aber trotz Stützverband behinderte mich die Hand dennoch etwas während der ganzen Ausfahrt. Es fehlte die Kraft aus dem Handgelenk. Vorallem beim Aufsteigen aufs Rad spürte ich die fehlende Kraft in der linken Hand. Ich muss vermutlich spiegelverkehrt aufsteigen, damit diese Hand entlastet wird.
Trotz allem, es wurde eine feine Fahrt in einem moderaten 25er-Tempo ohne irgendwelche Probleme. Zusammen mit meinen beiden Schweizer Freunden Kurt und Jean machten wir die kleine Dolphin Bay Runde über 75 km. Für jedes meiner Lebensjahre 1 km. Als Abschluss gab es in einem Cofffee-Shop unweit meiner Unfallstelle in Khao Tao ein Mango Smoothie.
Um die Mittagszeit kam ich zurück. Glücklich und zufrieden, aber müde. Meine Hand schmerzte etwas, aber sie beruhigte sich bald, als ich die Stützbinde entfernte. Ich hatte den Eindruck, dass diese Belastungen ihr und der Beweglichkeit gut getan haben. Ich bin nun sicher, dass der 820km-Fernfahrt von Hua Hin nach Phuket Ende Januar nichts mehr im Wege stehen wird. Ich werde bis dahin etwa 400-500 km in den Beinen haben.
Nach 2 Stunden tiefem Schlaf auf der Terrasse machte ich mich daran, die unzähligen WhattsApp und Facebook Glückwünsche zu meinem Geburtstag zu lesen und zu beantworten. Es wurde zu einer Sisyphus-Arbeit, weil ich es jedermann recht machen wollte. Stunden habe ich damit verbracht.
Die sozialen Netzwerke machen es viel leichter, irgendjemanden zu beglückwünschen. Früher musste man sich Mühe geben und schrieb eine Postkarte oder telefonierte. Aber heute schickt man ein bereits erhaltenes 08/15-Feuerwerk oder einen Celine Dion-Song einfach weiter oder holt sich ein lustiges Youtube-Video aus dem Internet. Ein Klick und bereits hat man seinen Glückwunsch an allen „Freunde“ aus der Verteilerliste“ verschickt. Ich war schockiert und enttäuscht. Oft blieb das Persönliche voll auf der Strecke, denn es bleib nicht einmal mehr die Zeit, einen persönlichen Gruss darunter zu schreiben. Dies hat mit Freundschaft aber auch gar nichts mehr zu tun!
Das Skype Telefon mit Uli war einer der ganz schönen Höhepunkte….weil wir ohne 08/15-Feuerwerk über dies und jenes plaudern konnten. Danke Uli!
HAPPY NEW YEAR