Einige Gedanken zu gefälschten und kopierten Gegenständen (Shirts, Uhren, Software)

fakeEs ist doch prickelnd und aufbauend, wenn man sich mit wenig Geld mit gefälschten, kopierten oder gecrackten Luxus-Gütern wie Marken-Shirts, -Handtaschen, -Softwaren oder -Uhren eindecken kann. Jedoch jeder weiss, dass ein derartiger Besitz nicht erlaubt ist und je nach Land eingezogen und sogar gebüsst werden kann. Und trotzdem macht man es, weil man gerne ein wenig Luxus mit oftmals überragendem Design besitzen möchte, aber das Geld für ein Original nicht hat oder nicht ausgeben will..

Auch ich gehöre zu dieser Klientele und bin mir bewusst, dass solche Marken-Produkte geschützt sind und ich kein Recht habe, solche Plagiate zu kaufen! Ich frage mich aber, wen und ob ich überhaupt dabei jemanden schädige? Diese Gedanken sollen aber keine Entschuldigung, sondern eher Rechtfertigung sein

Beispiel Musik-CDs

Welches ist der Unterschied zwischen einer gecrackten CD, die ich auf einen thailändischen Markt kaufe, und einer ab (Digital-)Radio kopierten Musik-CD? Die ab Radio kopierte CD ist erlaubt! Dassselbe gilt für MP3-CDs. Diese sind erlaubt.

Nun wird es bereits sehr schwierig und spitzfindig zu entscheiden, was und wo nicht erlaubt ist. In Thailand kosten CD’s und DVD’s sowohl auf dem Markt wie auch im Spezialgeschäft etwa gleichviel, Zwischen 100 und 200 Baht.

Da genügt ein Blick zurück: Wie war das als die Musik-Industrie mit allen Mittel versuchten, das kopieren von CD’s zu verhindern. Der Schuss ging hinten hinaus, denn es entwickelte sich ein Volksport, immer das neueste zu cracken, d.h. den Schutz auszuschalten. In der Folge sind die Verlage über ihre Preisstruktur gegangen und haben die CD’s und auch einzelne Musikstücke preisgünstig über die Musik-Portale im Internet verkauft. Heute spricht niemand mehr über die Verluste durch das Kopieren, sondern nur noch über die Gewinne durch den preisgünstigen Verkauf über Internet ohne grosse Infrastruktur-Kosten. Man hat aus einem „Luxus-Gut“ ein günstig zu erwerbendes Produkt mit hoher Qualität geschaffen… und damit ist ein Kopieren oder Fälschen nicht mehr interessant.

Beispiel Marken-Shirts und -Shorts

Ein Designer-Shirts von Lacoste oder Boss kostet in Deutschland oder der Schweiz  zwischen €80 und €100. Für ein gefälschtes Shirt von vergleichbarer Qualität bezahlt man in Thailand nur etwa €5.

Da frägt sich mancher mit Recht, warum muss ich für etwas gleichwertiges, das oftmals aus derselben Maschine kommt, das 15 fache bezahlen? Bezahle ich dabei nicht die teuren Millionen-Werbeverträge von diversen Sportlern und Prominenten? Denn an der Technologie kann es ja nicht liegen. Auch nicht am Design, denn die alternativen „noName“-Produkte glänzen auch durch spezielle Formen und Darstellungen.

In der Tat ist es oftmals schwierig herauszufinden, ob das eine oder andere Label eine geschützte internationale Marke ist oder nicht. Ich wollte von der  Schweizerische Oberzolldirektion erfahren, ob Produkt-Namen wie U2, Hotgear, Charova, Columbia oder Horizon, die ich in Thailand finde, international geschützte Namen und damit unter den Produkteschutz fallen, oder thailändische Eigenmarken sind. Ich erhielt keine befriedigende Antwort auf meine Frage und wurde auf eine Liste des „Schweiz. Institut für geistiges Eigentum“ verwiesen. Diese Liste ist aber derart kompliziert in der Anwendung und Interpretation, dass ich mich an den Tip des schweizerischen Kosumentenschutzes halte: Die Zollbeamten haben ja auch keine Universität besucht und können nur die bekanntesten Plagiate wie BOSS, LACOSTE, GUICCI  etc überprüfen.

Wenn ich mich in Thailand befinde, dann brauche ich Shirts und Hosen. Schon wegen der Wärme und Luftfeuchtigkeit müssen sie nach 1 Tag gewaschen werden. Anfänglich habe ich bewusst gefälschte Shirts und Hosen der Marken Lacoste, Camel, Boss, Adidas, Kappa etc gekauft. Aber bald habe ich entdeckt, dass es  in Thailand viele darauf spezialisierte Geschäfte mit wunderschönen „Marken-Ausverkaufs-Ware“ oder auch Eingenprodukten gibt. Ob die gefälscht sind, weiss ich nicht, denn sie haben meist Preisschilder in US-$.

Wen schädige ich, wenn ich in Thailand gefälschte Produkte oder Eigennamen kaufe? Den Händler in der Schweiz? Nein, denn die grössten Teil meiner Zeit im Ausland verbringe ich im Ausland und kaufe dort auch ein. Und erstaunlicherweise sind auch in den den USA die dortigen Marken-Produkte viel günstiger als in der Schweiz. Warum denn? Bin ich blöd?

Beispiel Marken-Schuhe

Kopierte Marken-Schuhe würde ich mir nie kaufen, denn die Gesundheit der Füsse geht bei mir vor.

In Thailand habe ich wenige Marken-Schuh-Labels entdeckt. Original-Bata oder auch -GEOX-Schuhe werden in Bata- und Geox-Geschäften vertrieben,  kosten jedoch einen Bruchteil der europäischen Preise. Dann bin ich ja blöd, wenn ich mich nicht in Thailand mit Original-Ware eindecke.

Bespiel Marken Uhren

Ich bin kein Uhren-Freak oder -Sammler. In den vergangenen 20 Jahren habe ich aus der mittleren Preisklasse Camel, Rado und Certina-Uhren getragen, dazu als Ersatz und Sportsuhren die eine oder andere Swatch.

Als ich im Herbst 2011 nach Thailand flog, stellte kurz vor dem Abflug auf dem Flugplatz Zürich mein Certina-Chronometer seinen Dienst ein.  „Batterie leer“, war die Diagnose. Eigentlich eine Kleinigkeit, man braucht nur einen Uhrmacher wenn möglich mit Certina-Lizenz und den Spezialwerkzeugen, um die Uhr zu öffnen. Aber da fing mein Problem an. Weder auf dem Flughafen noch im thailändischen Hua-Hin war einer aufzutreiben. Ich hatte nun keine Uhr! Ich war aufgeschmissen mit meiner Marken-Uhr!

So blieb mir wegen des nicht existierenden Service-Angebotes nichts anderes übrig, als eine Uhr für die Zeit meines 5-monatigen Aufenthaltes zu kaufen. Was lag da näher, als etwas meinem Geschmack entsprechend Exklusives auszuwählen. Der Entscheid fiel auf eine „HUBLOT“. Sie gefiel mit bestens und passte zu meinem Arm. Dafür bezahlte ich umgerechnet etwa SFr. 100.–. Wie ich später im Internet herausfand, müsste ich für dasselbe Original in der Schweiz Fr. 15’000.– bezahlen.

Hat die Fa. HUBLOT durch meinen Kauf Geld verloren? Grundsätzlich Nein, denn so viel Geld hätte ich nie für eine Uhr ausgegeben. Aber ich bemerkte anschliessend in der Schweiz, dass mein Interesse an teuren Uhren unbewusst geweckt wurde. Ich schaute mir in den Schaufenster bereits Uhren der Preisklasse um die SFr. 3’000.– an.

Scheinbar hat die gefälschte, aber schöne und gut gemachte Kopie der Luxus-Uhr bei mir etwas bewirkt. Ich war bereit, mehr als bisher auszugeben. So hat doch die gefälschte HUBLOT dem Uhren-Werkplatz Schweiz zu einem potentiellen neuen Kunden des mittleren Preissegmentes verholfen. Wenn nur nicht der schlechte Service wäre!

Nebenbei: Die gefälschte HUBLOT läuft und läuft. Ich gebe aber zu, dass ich sie vor dem Duschen und Baden ausziehe, weil ich nicht sicher bin, ob sie wirklich wasserdicht ist. Aber sie bereitet mir jeden Tag Freude …. und bei meinem nächsten Thailand-Aufenthalt werde ich die Batterie auswechseln lassen.

Beispiel: Kopierte Softwaren

Thailand ein Paradies gecrackter Softwaren. Eine CD resp. DVD mit einer exklusiven Sammlung an Softwaren kostet zwischen 3 und 6 SFr. Seien dies Photoshop, Photomatix, ACDSee, MS Office oder etwas anderes

In den 4 Jahren Thailand war ich anfänglich süchtig, solche Software-CDs/DVDs zu kaufen. Einige der Produkte habe ich geladen. Andere nur getestet Aber schlussendlich setzte ich nur 3 Softwaren ab solchen CDs/DVDs  produktiv ein:

  • MS Office 2007:

    Ich bin unzufrieden mit dem Produkt, denn es ist für meine privaten Anforderungen viel zu umfangreich. Einzig Outlook war bis vor wenigen Monaten im Einsatz, weil ich darüber meine Adressen verwaltete und noch keine Zeit hatte, diese zu transferieren. Outlook ist ein schreckliches System, denn die Daten sind intransparent gepeichert und nur schwer weiterzuverarbeiten. Ein typischer Microsoft-Trick.  Zudem bin ich nicht bereit, alle 2-3 Jahre eine neue Version zu kaufen. Auf meinem neuesten Notebook habe ich mir ein Gratis-System installiert: „OpenOffice“. („Ich bin doch nicht blöd“)

  • Photomatix:

    Die  HDR-Software Photomatix habe ich vor 2 Jahren erstmals als gecrackte Version auf meinem PCs eingesetzt. Letzten Sommer habe ich eine neue, offizielle Version gekauft, denn ich musste anerkennen, dass eine Update-Aktualisierung unbezahlbar ist.

    Deshalb sollten die Firmen nicht nach den kleinen Käufern von gecrackten Softwaren suchen, sondern Transfer-Angebote anbieten. Diese sind nämlich auf bestem Wege, neue Kunden zu werden.

  • Lightroom 2:

    Lightroom 2 habe ich mehrere Monate getestet. Ich wurde aber nie glücklich mit diesem Tool. Ich war mir nie sicher, ob meine Aenderung nun abgespeichert wird oder nicht. So habe ich das Tool wieder deinstalliert.

  • ACDSee Pro:

    Die Version „ACDSee Pro“ ist eine Alternative zu Lightroom. Nach dem Entscheid, auf Lightroom zu verzichten, werde ich mir die nächste offizielle ACDSee-Pro-Version kaufen. Habe ich nun die Fa. ACDSee geschädigt, weil ich gecrackte Versionen benutzte? Nein, denn beide Partner haben dabei gewonnen. Ich weil ich genügend lange testen konnte, und ACDSee weil ich nun Kunde dieser Firma wurde.

Beispiel Medikamente

Keine Diskussion. Ich würde nie und nimmer gefälschte Produkte kaufen. Es ist hingegen anders bei den Original-Präparaten und Generikas. Da sind die Thai-Preise äusserst günstig.

Zusammenfassung

Ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Ich schade der Marken-Industrie wenig oder gar nicht. Ich denke sogar, dass ich durch die Nutzung gefälschter Produkte zu den Originalen geführt werde.

Im Falle der Uhren muss die Schweizer Uhrenindustrie ihre Hausaufgaben in Bezug auf den Service und Qualität machen, dann hat sie bei mir bestimmt Chancen.(Bem: Meine teure Original-Rado hatte bereits nach 1 Jahr Rostansätze im Uhrwerk)

Ob ich aber je ein Original Lacoste oder BOSS kaufen werde? Zu diesen Preisen nie und nimmer.

 

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