Einmal im Jahr stürze ich mich in meine „Manager-Kluft„. Dann nämlich, wenn ich mich in Zürich mit einem Banker treffe, um meine Millionen zu managen. Heute 1 Tag nach Frühlingsbeginn war es wieder soweit. Jedoch von Frühling war weit und breit nichts zu sehen. Es war saukalt draussen. Ich war froh um meine gefütterten Schuhe, die ich letztes Mal vor 13 Jahren getragen hatte.
Ich bin ein sparsamer Mensch. Einmal im Jahr nehme ich meinen Burberry-Blazer aus dem Schrank, dazu hellblaue Jeans, die auch nicht grösser werden. Der Kragen meines hellblauen Hemdes hat immer noch die Grösse 42. Entweder ist er eingegangen oder mein Hals wurde mittlerweilen muskulöser. Ich musste ihn mit einem Kravatten-Shawl aufmotzen
Kurzum, ich werde mir aufs nächste Jahr etwas einfallen müssen.
Nach Zürich fährt man am besten mit der Eisenbahn. Fr. 60.– kostet das 1. Klass-Billet für die 80km-Strecke nach Zürich und zurück. Mit meinem Halb-Tax-Abo bezahle ich nur die Hälfte. Mit der Eisenbahn habe ich viel weniger Stress als mit dem Auto. Ich muss keinen Parkplatz suchen. Ich habe Zeit zu lesen und treffe bereits nach 1 Stunde im Hauptbahnhof Zürich ein.
In der Tat, der Bahnhof in Zürich heisst Haupt-Bahnhof und die teuerste und mondänste Strasse der Schweiz heisst Bahnhofstrasse. Sie ist auch in Zürich und führt vom Hauptbahnhof bis zum Zürichsee.
Vor meiner Abfahrt in Basel suchte ich mir am Kiosk Lesestoff. Noch vor wenigen Jahren habe ich immer den „Tages-Anzeiger“ und die „Basler-Zeitung“ gekauft. Die eine Zeitung schrieb eher Zürich-orientiert, die andere aus Basler-Sicht. Es war interessant, die unterschiedlichen politischen Gesichtspunkte zu lesen. Seit ein paar Jahren tauschen sich die beiden Zeitungen ihre Artikel aus. Die Grösse der Redaktion ist halbiert. Nun liest man in beiden Zeitungen etwa dasselbe, nämlich Magerkost. Dafür kostet eine Zeitung etwas gleichviel, wie vor ein paar Jahren beide zusammen, nämlich Fr. 3.50 für ein dünne Zeitungsausgabe der BaZ.
Zu Fuss spazierte ich in Zürich die Bahnhofstrasse entlang bis fast zum Zürichsee. Es war kalt. Eisiger Wind blies vom See her durch die Bahnhofstrasse. Links und rechts sah ich die berühmten Luxus-Geschäfte: Armani, Hublot, Gucci, Läderach-Konditorei etc etc. Ich sah wenige hübsche Frauen. Die blieben alle zu Hause. Es war auch für sie zu kalt.
Vis-à-vis von der Schweizerischen Nationalbank traf ich mich mit meinem Banker, dem Herrn Antonino Ilardo, ein gebürtiger Sizilianer und Gourmet. Im Keller der Schweizer Nationalbank sollen Milliarden in Gold liegen. Ein eigenartiges Gefühl überfiel mich, als ich dies realisierte. Was sind dabei schon meine Millionen!
Nach dem geschäftlichen Aktivitäten kamen wir zum eigentlichen Höhepunkt des Anlasses: Dem feierlichen Essen in Restaurant Terrasse mit rosa Entenbrust und und und…. Ich erinnerte mich schmunzelnd daran, wie ich vor 40 Jahren mit Freunden das Terrasse besuchte, als es noch ein berüchtigtes Striptease-Lokal war.
Um 15:08 fuhr die Eisenbahn wieder zurück nach Basel. Es war ein schöner Tag, aber in Basel war es weniger kühl!
Nachtrag: Das Wort „Millionen“ ist einzig ein Synonym für mein gespartes Vermögen, das jedoch kleiner ist als vermutet.