Etwas vom schönsten in Istrien ist der über 100 km lange Radweg „Parenzana“ von Triest via Buje nach Porec. Sie liegt auf dem früheren Eisenbahntrasse der gleichnamigen Schmalspurbahn. Seit Frühjahr 2012 ist sie gänzlich mit dem Mountain-Bike befahrbar.
Im Sommer 2007 bin ich gemeinsam mit Peter Spirk erstmals einen Teil der Parenzana gefahren, und zwar von Vizinada nach Motovun. Eine wunderbare Strecke über Viadukte und zum Schluss bei Motovun durch einen unbeleuchteten Tunnel. Seither hat sich viel getan. So wurde in einer Gemeinschaftsaktion verschiedener Länder die Parenzana von der slowenischen Grenze bis nach Porec für Wanderer und Mountain-Biker in Betrieb genommen.
In den letzten Jahren fuhr ich regelmässig die Strecken von Vizinada nach Motovun herunter und auch umgekehrt den Hang hoch nach Vizinada. Manch einer hat schon mit mir leiden müssen, denn teilweise sind die Wege arg uneben und voller Geröll. Eben eine Mountain-Bike-Strecke.
Im Frühjahr 2012 habe ich die neu-eröffnete Strecke von Vizinada nach Viznjan mehrmals befahren. In leichtem Gefälle führt sie durch Felder und Eichenwälder bis zur Verbindungsstrasse Kastellir – Viznjan. Sie gefällt mir besser, als die Asphalt-Strasse über Kastellir.
Ende Juni 2012 habe ich zusammen mit Martina und Klaus einen grossen Teil der 61 km langen Strecke zwischen Viznjan – Vizinada – Motovun – Livada – Groznjan – Buje gefahren. Es war ein grossartiges Erlebnis.
Die Parenzana als Wander- und Bikeweg
Der touristische Ausbau der ehemaligen Schmalspurbahn „Parenzana“ zwischen Triest und Porec (Parenzo) wurde bereits Anfang dieses Jahrhunderts in Angriff genommen. Mit Mitteln der EU (Interreg IIIA) sollte ein drei Länder überschreitender Radweg entstehen. Inzwischen sind die Abschnitte in Slovenien und Kroatien befahrbar. Die Strecke in Kroatien, die von der Grenze bei Secovlje via das Bergdorf Vizinada bis nach Porec gut ausgeschildert ist, hat die Qualität eines Feldwegs und ist eher für Mountain-Bikers geeignet. Einige Abschnitte sind reichlich mit Bauwerken wie Tunnel und Viadukten bestückt und die Bergorte wie Groznjan oder Motovun lohnen einen Besuch.
Die Parenzana war einst die enge Zugstrecke, die tief im Hinterland der Halbinsel Istrien von Poreč bis Trieste verkehrte und 33 istrische Ortschaften miteinander verband.
Trotz der langen Stilllegungsdauer finden sich in den slowenischen und kroatischen Abschnitten der ehemaligen Parenzana noch ungewöhnlich viele bauliche Reste, darunter Bahnhofsgebäude, Tunnel und Viadukte. Einer jüngeren Erhebung zufolge sollen noch 94 % der Anlagen im kroatischen Abschnitt völlig intakt sein. Fast alle ehemaligen Bahnhöfe an der Strecke sind noch vorhanden, zumeist als Wohnbauten genutzt, z. B. in Poreč, Motovun, Livade, Grožnjan, Buje (hier Nutzung als Autoreparaturwerkstatt). Mit geübtem Auge kann der Eisenbahnfreund diese ehemaligen Bahnhöfe gut erkennen, die einheitliche Bauweise ist markant.
Geschichte der Parenzana: Eisenbahnlinie von Triest nach Porec
Um die Jahrhundertwende ins 19. Jahrundert wurden die ersten realistischen Pläne für eine Strecke von Triest nach Pula mit einem Abzweiger nach Porec erstellt. Am 1. April 1902 konnte bereits das erste Teilstück von Triest nach Buje (59,6 km) eröffnet werden. Das zweite Teilstück von Buje nach Parenzo (63,5 km) wurde am 15. Dezember 1902 in Betrieb genommen.Der Betrieb der Parenzaner Bahn wurde durch die kk. Staatsbahnen durchgeführt.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten, deren Ursachen unter anderem auch schon in der Konkurrenz durch den Bus zu finden sind, waren während der Herrschaft des faschistischen Mussolini-Regimes Anlass, die Parenzaner Bahn am 1. September 1935 einzustellen.
Die Strecke nahm am Triester Staatsbahnhof (Stazione dello Stato, seit 1923 Campo Marzio, auch bekannt als: St. Andrea bzw. Sant’Andrea) ihren Ausgang und führte über Muggia/Milje, Koper/Capodistria, Portorož/Portorose, Buie/Buje, Motovun/Montona bis nach Poreč/Parenzo. Ein Charakteristikum war die ausgesprochen steigungsreiche Streckenführung, welche lange Schleifenbildungen zur Höhengewinnung und demgemäß wenig attraktive Reisezeiten mit sich brachte. Vorrangige Aufgabe war also offensichtlich der Gütertransport.
Das Wasser – sowohl für die Arbeitskräfte als auch für die Zubereitung des Mörtels – war das Hauptproblem! Nur unter größten Schwierigkeiten konnte es zur Baustelle befördert werden, welche ja stets sehr hoch lag. Auch war klar, dass die Wasserversorgung für die Zukunft ein Problem darstellen würde:
Die Trinkwasserversorgung erforderte die Anlage von Zisternen in fast allen Stationen und bei sämtlichen Wächterhäusern. Zur Speisung der Wasserstationen mußten in vier Stationen Sammelbecken an Wildbächen am tiefsten Punkt der Talsohle angelegt werden, in welchen die Tagwasser gesammelt, gereinigt und mittels Druckleistungen von 2 bis 10 km Länge in die Wasserstationen gehoben werden.
Steckbrief des Bahntrassenradwegs „Parenzana“ – Weg der Gesundheit und Freundschaft“
Geographische Lage: Slowenien – Kroatien, grenzüberschreitender Radweg von der Italienischen Grenze bei Triest nach Slowenien und Kroatien.
Start/Ziel: Grenze bei Spodnje Skofije (Slowenien) – Vizinada (Kroatien – Viznjan
Länge: 125 km
Höhendifferenz: Ausgangspunkt im Ort Skofije 63 m ü.NN – Scheitelpunkt Groznjan 293 m ü.NN – Mirnatal bei Livade 13 m ü.NN – Endpunkt Vizinada 265 m ü.NN – Endpunkt Porec 20 m ü N.N
Beschilderung: unterschiedliche Beschilderung in den beiden Ländern
Oberfläche: Asphalt (Slowenien), Weg, Schotter (Kroatien)
Streckenführung: Grenze bei Spodnje Skofije – Dekani – Koper – Izola – Portoroz – Secovlje – Grenze – Markovac – Kaldanija – Buje – Triban – Groznjan – Kostanjica – Zavrsje – Oprtalje – Livade – Motovun – Karojba – Rakotule – Vizinada – Viznjan
Bauwerke: 7 fahrbareTunnel und 6 Viadukte, besonders im Abschnitt Groznjan – Livade und Motovun – Vizinada
Schwierigkeitsgrad: mittel, teils schlechter Fahrbahnzustand in Kroatien,
Eignung: alle Fahrräder (Slowenien), MTB/ATB (Kroatien)
Ehemalige Bahnstrecke: „Parenzana“ Triest – Porec (Parenzo), kurz TPC (Trieste – Parenzo – Canfanaro), Schmalspurbahn 760 mm Spurbreite, Länge der Strecke 123 km , von 1902 – 1935 in Betrieb. Höchstgeschwindigkeit ca. 31 kmh. Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 25 kmh.
Bauwerke: 35 Bahnhöfe, 9 Tunnel, 6 Viadukte, 11 Brücken
Bedeutung des Radwegs:
Der grenzüberschreitende Radweg der „Gesundheit und Freundschaft“ war als Drei- Länder-Radweg geplant und von der EU mit Interreg IIIA- Mitteln in den Jahren 2004-2006 in Slowenien und Kroatien realisiert.
Literatur-Links
Die Eisenbahnstrecken der k+k-Zeit in Istrien
Neben der Parenzana wurde zur ähnlichen Zeit eine weitere Eisenbahnstrecke von Triest aus gebaut, die zum Kriegshafen Pula des Oesterreichisch-Ungarischen Köngreiches. Auf nebenstehender Karte sieht man beide unabhängigen Streckenführungen