29. Juni 2013: Das Abenteuer einer 88 km langen Mountainbike-Fahrt auf der Parenzana

Karte der Parenzana in Istrien

Karte der Parenzana in Istrien

Die Parenzana, die alte Eisenbahnstrecke von Triest nach Porec resp. Pula, hat für mich etwas mystisches in sich. Mit dem Mountainbike fährt man auf dem über 100 Jahre alten Trasse der Oesterreichischen K+K Eisenbahn zwischen Felswänden, über Viadukte und einigen bis 222 m langen Tunnels. Die Schienen sind entfernt, man fährt auf einer Art steinigem Feld-, Kies- und Schotterweg. Auf den hohen Viadukten hat man als Schutz Geländer angebracht. Die Tunnels sind hingegen unbeleuchtet und in der Mitte stockdunkel.

Nach einigen kühlen und auch bedeckten Tagen war es am Samstag, 29. Juni wieder soweit. Blauer Himmel und angenehme Temperaturen liessen uns zu unserem Abenteuer starten. Wir, d.h. Martina, Klaus und ich,  wollten den schwierigsten Teil der Parenzana von Viznjan via den beiden Bergdörfern Motovun und Groznjan bis Buje mit einer Höhendifferenz von 1’515 m überwinden. Bepackt mit einem gefüllten Getränke-Bidon, zwei Früchteriegel, Fotoapparat, sowie Velo-Ersatzmaterial und einer Taschenlampe für die Tunnels ging es auf die grosse Fahrt.

Hinfahrt auf die Parenzana via Viznjan (20km)

Von Solaris aus führte uns die Anfahrt via Tar und Domenica/Labinci bis etwa 2 km vor Viznjan, wo unmittelbar vor einer Kurve auf der linken Strassenseite ein Feldweg, nämlich die Parenzana, abbiegt. Man erkennt diesen Weg anhand des Parenzana-Wegweisers. Auf diesem ging es in leichter Steigung an einem der alten Bahnhöfe vorbei bis nach Vizinada. Wir haben die Strecke jedoch bei der Autobahnunterführung verlassen und sind auf der Asphaltstrasse nach Vizinada gefahren.

In Vizinada fuhren wir rechts etwa 200-300 m die Strasse in Richtung Pula hoch, bis zum kleinen Parkplatz auf der linken Strassenseite, dem Einstieg in die Parenzana-Strecke nach Motovun .

Abfahrt von Vizinada nach Motovun (16 km)

viadukt

Viadukt auf der Parenzana

Nun ging es 16km ununterbrochen auf der alten Eisenbahnstrecke abwärts. Am Anfang war der Weg zwar unruhig, aber man konnte das Rad laufen lassen. Nach dem ersten Viadukt wurde es dann ruppiger. Das Vorderrad rüttelte und schüttelte. Die Hand-Gelenke wurden stark beansprucht. Es ist erstaunlich, wie die österreichischen Baumeister diese Strecke in die hügelige Landschaft einfügten, immer darauf achtend, dass nie ein grösseres Gefälle oder Steigung als 3% entstand.

Letztes Jahr hatte Martina 2x einen Plattfuss. Dieses Jahr kam sie ungeschoren über die ganze Strecke. Die Reiters haben aufgerüstet und in neue Reifen mit Innenschutz investiert. Es liegen nämlich auf der ganzen Strecke Dornen von Brombeeren und anderen Sträuchern, die mühelos die Reifen durchstossen. So trafen wir auf der Auffahrt nach Groznjan zwei Kärntnerinnen mit einem Plattfuss verursacht durch einen dieser Dornen. Klaus als unsere „Pumpe“ half ihnen schnell und gekonnt beim Schlauchwechsel.

Im letzten Teil bereits in Sichtweite von Motovun kam dann der grosse 222 m lange Tunnel. Nun brauchten wir die Taschenlampe, denn mitten im Tunnel war es stockdunkel. Wir sahen weder den Eingang noch den Ausgang. Wir gingen zu Fuss, denn vom letzten Jahr erinnerte ich mich, dass man bei absoluter Dunkelheit schnell das Gleichgewicht auf dem Rad verliert und dabei stürzt, weil man nicht mehr weiss wo oben, unten, links oder rechts ist.

Ich sah bereits das Licht vom Ende des Motovun-Tunnels als ich von weitem das Rattern einer Maschine hörte, das mich an einen Panzer erinnerte. Und in der Tat fuhr mir alsbald ein monströses Ketten-Fahrzeug entgegen. Ich musste mich an die Tunnelwand drücken, damit es neben mir durchkam. Ein derartiges Ungetüm habe ich noch nie gesehen.

Nach dem Tunnel ging es weiter zügig bergab rund um den Hügel von Motovun bis ins Tal zur Mirna, die noch recht viel Wasser führte.

Parenzana Tunnelausgang

Parenzana Tunnel

Die grandiose Auffahrt: Livade – Groznjan (21 km)

Wer kennt nicht Livade als Zentrum der Trüffel-Restaurants, wobei das hiesige Restaurant bei meinem letzten Besuch vor 3 Jahren gar nicht brillierte. Durch dieses Livade führte unser Weg. Beim Kreisel nahmen wir die 3. Ausfahrt und nach ungefähr 100m unmittelbar und via-à-vis vom Schulhaus-Parkplatz entdeckten wir den unscheinbaren Parenzana-Wegweiser rechts zwischen die Häuser hoch. Man muss genau schauen, aber man findet ihn. Dieser Weg führte uns über Kies-, Schotter- und Feldwege nach Groznjan, dem wunderbaren und einmaligen Künstlerdorf hoch über dem Mirna-Tal. Ueber 21 km ging es regelmässig die 2-3% Steigung hoch durch 5 Tunnels zwischen 40 und 179 m lang und Steinbrücken sowie über 4 Viadukte. Immer wieder hatten wir einen wunderbaren Blick ins grüne Mirna-Tal.

Unterwegs dann der berühmte Salto von Martina, ein Ausrutscher der Sonderklasse mit blutendem Schienbein. Unter der Devise eine „Oesterreicherin“ jammert nicht, fuhr sie tapfer, vielleicht auch stolz weiter, denn wer hat denn schon so etwas zu bieten: ein blutüberströmtes Bein (die Oesterreicher sagem dem „Fuss“).

Im Nachinein war es ein grosser Fehler, in Groznjan nicht einen  Essens-Halt gemacht zu haben, denn wir waren bereits ein paar Stunden unterwegs. Eine Portion Spaghetti hätte mir gut getan, ich litt nämlich ab Buje unter einem Hunger- und Flüssgkeits-Ast.

Groznjan – Buje (5 km)

Die Parenzana-Fortsetzung ab Groznjan war etwas schwierig zu finden. In Richtung Buje ging es nun nicht den Berg hinunter, sondern bei der Abzweigung links ca. 500 m hinauf, bis endlich der Parenzana-Abzweiger am Strassenrand zu sehen war. Der nun folgenden grobe Schotterweg Weg steil bergab durch den Wald war nur etwas für Profis. Wir gingen die paar hundert Meter zu Fuss, bis es flacher wurde. Dann konnten wir es wieder laufen lassen und die  Geschwindigkeit auf über 20 km/h erhöhen. Kurz vor Buje war dieses Parenzana-Teilstück zu Ende und es ging auf Asphaltstrassen weiter. (Bem: selbstverständlich geht die Parenzana weiter bis nach Triest, aber diese Route wollten wir ein anderes Mal ausprobieren)

P1120455-Parenzana-Max-Mountainbike-PICASA-ISTRIEN-HIT4-75bpiDas letzte Teilstück: von Buje nach Solaris (24 km)

Nun folgt der langweiligste, aber auch mein härtester Teil der Fahrt: Asphalt-Strassen aber links und rechts keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Je näher ich in die Nähe von Solaris kam, desto mehr schmerzten mir die Beine. Nach der Mirna-Bucht folgten wir dem Abzweiger in Richtung Fisch-Restaurant und weiter zum Hintereingang des Camping Lanterna.

Nach 88 km und 1’515 m Höhendifferenz kamen wir nach 4 Stunden und 55 Minuten auf Solaris wieder an. Ich muss gestehen, ich war kaputt. Die letzten paar Kilometer haben mich kaputt gemacht. Nach dem Duschen trank ich Unmengen an „Apfel-Schorli“, legte mich unter meinen Olivenbaum und träumte von einer feinen Massage

Links:

Mehr über die Parenzana findest unter folgenden Links:

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