Vergleich der CH-Corona-Einschränkungen mit dem Europäischen Ausland

Am 11. Aug. hat unser oberster Corona-Papst Gesundheitsminister Alain Berset für die Schweiz den Uebergang der Corona-Massnahmen in die Normalisierung erklärt. Ob es wohl Zufall war, dass dies nur 1 Tag nach Merkel’schen Minister-Präsidenten-Konferenz (MPK) in Deutschland geschah?

Ein Vergleich der Corona-Massnahmen in sieben Ländern zeigte: Nur die Schweden hatten es noch lockerer als wir

Nur Schweden war noch liberaler

Das Innendepartement (EDI) von SP-Bundesrat Alain Berset (49) hat die Corona-Massnahmen in den sieben europäischen Hauptstädten Bern, Berlin, Paris, Wien, Rom, London und Stockholm miteinander verglichen. Dabei zeigt sich: Nur Schweden war noch liberaler unterwegs als die Schweiz. Besonders streng war Deutschland unter Kanzlerin Angela Merkel.

Konkret haben sich Bersets Beamten angeschaut, welche Massnahmen in den Hauptstädten wie lange in Kraft waren. Dem Gesundheitsminister dürfte der Vergleich vor allem als Argument gegen diejenigen Kreise dienen, die nun die Aufhebung sämtlicher Massnahmen fordern.

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:

Gesundheitszahlen

Mit rund 8.5 Mio Einwohnern sind 730’000 Einwohner an Corona erkrankt und 10’000 sind an dieser Krankheit gestorben. Ein Vergleich mit dem Ausland ist schwierig, denn zu oft wird anders gezählt. So hat z.B. Deutschland, das 10x mehr Einwohner hat, nur halb soviele Erkrankte (=3.8. Mio) aber eine ähnlich hoch Zahl an Tote (92’000 Tote)

Ausgangssperre

In Bern durften die Menschen ihr Haus verlassen, wann immer sie wollten. Völlig normal? Nein, im europäischen Vergleich ein Privileg. In Berlin etwa galt während 29 Wochen eine Ausgangssperre, in Paris während 42 Wochen, und in Rom waren die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit sogar 43 Wochen lang eingeschränkt.

Dass der Bundesrat eine Ausgangssperre ablehnte, machte er bereits zu Beginn der Pandemie deutlich: Als die Urner Regierung im März 2020 eine Ausgangssperre für Menschen über 65 Jahre verhängte, pfiff Bern sie umgehend zurück.

Private Treffen

Hierzulande waren Treffen mit mehr als sechs Personen zu Hause während 9 Wochen verboten. Die Schweizerinnen und Schweizer mussten lange auf gesellige Abende verzichten – aber nicht so lange wie die Menschen in Berlin, Rom oder London. Dort waren Treffen mit mehr als sechs Personen während über 30 Wochen untersagt!

Schulschliessungen

So manch einer dürfte den Durchblick in Mathe während der Pandemie definitiv verloren haben. Viele Kinder litten während der Pandemie darunter, nicht vor Ort von einer Lehrerin unterrichtet zu werden. Die gute Nachricht für Schweizer Eltern: Ihre Zöglinge kamen vergleichsweise glimpflich davon.

Während in Bern eine 9-Jährige während 8 Wochen nicht zur Schule durfte, mussten die Kinder in Paris, Wien, London und Berlin rund 20 Wochen – also fünf Monate – zu Hause sitzen. In Berlin fanden zudem noch zahlreiche Wochen in Halbklassen statt. Ausreisser ist Schweden: In Stockholm konnte ein 9-Jähriger durchgehend zur Schule.

Restaurants

Was hat der oberste Beizer im Land, Casimir Platzer, geschimpft. Während 22 Wochen durften die Schweizer Wirte drinnen keine Gäste bedienen. Praktisch gleich lang dauerte der Beizen-Shutdown in Rom. Doch es hätte für die Gastronominnen und Gastronomen noch arger kommen können:
In Paris und London mussten sie den Betrieb rund 40 Wochen, also zehn Monate, runterfahren. Die Ausnahme lag abermals im Norden: In Stockholm konnten Beizer ihre Menüs durchgehend anbieten.

Läden

Ähnlich verhält es sich bei den Läden: Auch hier herrschte in Stockholm die totale Freiheit, während Kunden in Bern und Rom 14 Wochen lang auf das Shopping-Erlebnis verzichten mussten. Am längsten geschlossen waren Geschäfte mit Waren des nicht täglichen Gebrauchs in London – insgesamt während 31 Wochen.

Grossveranstaltungen

Vergleichsweise hart durchgegriffen haben die Schweiz und Schweden – sonst die beiden liberalsten Länder – bei den Gross-Events. Während 66 Wochen, also über ein Jahr lang, fanden in der Schweizer Super League keine Fussballspiele mit mehr als 1000 Zuschauern statt. In der schwedischen Fussballliga waren es 70 Wochen. Seltener vor (halb) leeren Rängen spielten die Fussballer in Paris und London. Hier durften während 45 respektive 47 Wochen nicht mehr als 1000 Fans ins Stadion.

Wirtschaftliche und gesundheitliche Kosten

Die Massnahmen dürften einige wirtschaftliche Kosten in den Ländern und ihren Hauptstädten verursacht haben. Auf der Pandemie-Rechnung werden nebst den wirtschaftlichen aber auch die gesellschaftlichen und die gesundheitlichen Kosten aufgeführt sein.

Hier zeigt sich, dass Deutschland, wo viele Massnahmen besonders lange andauerten, bislang am wenigsten Todesfälle zu beklagen hat, nämlich rund 1100 Tote auf eine Million Einwohner. Knapp dahinter folgen Österreich mit 1190 und die Schweiz mit 1260 verstorbenen Menschen auf eine Million Einwohner. Trauriger Spitzenreiter ist Italien, wo seit Beginn der Pandemie auf eine Million Einwohner gerechnet 2120 Menschen am Virus starben.

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