Typisch Kroatien

„Typisch Kroatien“ ein emotionale Aussage mit einem grösseren Körnchen Wahrheit. Wer kennt nicht die kroatischen (und slowenischen) Autofahrer, für die Sicherheitslinien vor einer unübersichtlichen Kurve als Leitlinien beim Ueberholen dienen, und die oft als Blumenstraus am Strassenrand enden. Wer kennt nicht die unverständlichen Gesetze und Regelungen, die einem das Leben in Kroatien erschweren.

Autobahnbrücke über die MirnaEs begann alles in der Tito-Zeit

1991 begann der „Befreiungskrieg“ in Ex-Jugoslavien. Vor dem Krieg wurde das Volk und damit die gesamte Wirtschaft von einer kommunistischen Führungsriege aus Serbien geführt. Eigenes Denken und Entscheiden sowie Selbständigkeit waren verpönt oder sogar gefährlich. Pläne gaben den Takt an.

Seither haben die Kroaten viel gelernt. Viel hat sich verändert, vorallem in den privaten Betrieben Moderne Manager haben manche Betriebe übernommen..

Noch vor kurzem fühlte man sich als Gast im Hotel oder Campingplatz unwohl. Es fehlte die Herzlichkeit. Man fühlt sich weniger als König, denn als Uebel, das Arbeit verursacht. Diese Abwehr spürte man  z.B. wenn man sich als Gast wegen tropfender Hähnen, kaputter Dusche oder mangelndem Schutz gegen Einbrecher beschwerte. Noch vor wenigen Jahren hörte ich auf Solaris oft die  Standard-Antwort: „Sie können ja den Campingplatz verlassen, wenn es Ihnen hier nicht gefällt!

Heute gehört dieser Zustand weitgehend der Vergangenheit an. Die jungen Leute wurden geschult. Es gibt nur noch wenige Ausrutscher. Nun werden Mängel und Reklamationen lächelnd und verständnisvoll entgegengenommen. Kroatien ist auf bestem Weg, bis auch hier der Satz gilt: „Der Kunde ist König

Anders sieht es noch in den staatlichen Betrieben und vorallem den politischen Gremien aus. Hierhin haben sich die alte Kämpen und konservative Kroaten zurückgezogen, die unbewusst der alten Zeit nachtrauern. Ich denke, dass es 1-2 Generationen dauern wird, bis sich das Land von der kommunistischen und diktatorischen Kultur freigestrampelt hat.

Mangelnde politische Professionalität

Leider werden diese Schwächen von den politischen Gremien vorgelebt.  Oft hat man das Gefühl, sich in einer Bananen-Republik zu befinden.  Unsicherheit herrscht vor. So würde ich in der heutigen Zeit kein Grundstück oder Liegenschaft kaufen, denn das Risiko einer politischen Willkür-Aktion wäre mir zu gross.

Nachfolgend ein paar Beispiele solcher Regelungen und Gesetze. Das positive in Kroatien aber ist, dass die meisten Gesetze bereits nach 1 Jahr nicht mehr durchgesetzt werden. Ob dies aus der Erkenntnis heraus kommt, dass man deren Unsinn erkannt hat, oder weil die für deren Durchsetzung verantwortlichen Behörden an der anfallenden Arbeit nicht interessiert sind?

Der kroatische Staat und sein Kampf gegen die Touristen.

Ja, ihr habt recht gelesen. Es scheint in der Tat so zu sein, dass der kroatische Staat alles nur mögliche unternimmt, um den Touristen vorallem den Langzeit-Touristen den Aufenthalt zu erschweren oder zu vermiesen.

Null-Promille Grenze

In Kroatien, aber vorallem in istrien fällt der Wein und die Schnäpse unter den Begriff Lebensmittel. Nach einem feinen Essen in einer Konoba bekommt man immer einen Schnaps als „Absacker“. Zwischen 2006 bis Mitte 2008 führten die Kroaten die 0‰ Alkoholgrenze ein, was zu einem totalen Einbruch in den eigenen Gastwirtschaften führte. Bald haben die Kroaten jedoch ihren Fauxpas entdeckt und die mehrheitlich in Europa geltende 0.5‰-Grenze eingeführt.

Tages-Licht-Pflicht

Im selben Jahr 2006 haben die Kroaten den Slowenen nachgeeifert und die Tageslicht-Pflicht an Motorfahrzeugen eingeführt, um die Unfallhäufigkeit auf ihren Strassen zu reduzieren.  Bereits 1 Jahr später wurde diese Regelung wieder aufgehoben. Seither kontrolliert die Polizei vermehrt die Geschwindigkeit mit mobilen Radargeräten. Hoffentlich ist diese Massnahme erfolgreicher, denn die vielen Blumengebinde und Kreuze links und rechts der Strassen sprechen ein trauriges Bild über die Fahrfertigkeit der kroatischen Machos.

Abschaffung der Kurtaxen-Pauschale

Per 1.1.2009 wurde die Kurtaxen-Pauschale von €30, die langjährige Dauer-Camper entrichten mussten, abgeschafft. Sie zahlen nun je nach Aufenthaltsdauer bis zu €150 je Person.

Verzollung von Wohnwagen

Am Rande eines Rechtsstaates verhielt sich Kroatien im 2006, als der kroatische Zoll in einer beispiellosen Aktion Jagd auf alle in Kroatien zur Ueberwinterung abgestellte Wohnwagen machte. Deren Besitzer wurden gezwungen, ihre Wohnwagen zu verzollen. Viele Camper haben damals Kroatien für immer verlassen oder sind noch heute frustriert.

In der Zwischenzeit resp. bereits 1. Jahr später wurde diese Weisung dihingehend präzisiert, dass nur die Wohnwagen verzollt werden mussten, deren ausländischer Besitzstand nicht hachgewiesen werden kann.

Visums-Pflicht für Ausländer

Seit 2009 haben die Kroaten eine Visums-Pflicht für Ausländer eingeführt, die einzigartig in Europa dasteht. So müssen alle Ausländer, die sich innerhalb 6 Monaten länger als 90 Tage (=3 Monate) in Kroatien aufhalten, ein Visum beantragen resp. vorlegen. Ein Unterbruch durch Ausreise hebt diese 90-Tage-Frist nicht auf. Ein solches Visum erhält man jedoch nur in Kroatien und nicht in irgendeiner der europäischen diplomatischen Vertretungen.

Eines Rechtsstaates unwürdig an der Regelung ist, dass die Kroaten in jedem Ausländer einen potentiellen Verbrecher sehen und von ihm verlangen, dass er seine Unschuld und Harmlosigkeit beweist, indem er ein nicht älter als 6-Monate altes Leumunds-/Führungszeugnis vorlegt. Als weitere Dokumente werden eine Arbeits- oder Rentenbescheinigung sowie eine Krankenversicherungs-Bescheinigung verlangt …. und all diese Dokumente müssen ins Kroatische übersetzt werden.

Das pikante an der ganzen Aktion war, dass im Einführungsjahr die Campingsplatz-Leitung Valamar mit den Campern Saison-Verträge über die Zeit vom 1. Mai – 31. Sept. 2009 zu € 1850 abschloss, wohlwissend, dass man diese 150 Tage Aufenthalt wegen dieser neuen 90-Tage-Regelung niemals ausnützen konnte und vorzeitig abreisen musste. Auch ich war davon betroffen und musste bereits nach 3 Monaten den Wohnwagen abbauen, obwohl ich für die ganze Saison bezahlt hatte. Seither mache ich keine Saison-Verträge mehr und bezahle die Tagesansätze.

Mit dieser Massnahme scheinen es die Kroaten bewusst auf die Saison-Camper, meistens Rentner, abgesehen zu haben, die doch während ihrer 4-5 monatigen Anwesenheit viel Geld im Lande zurücklassen, im Gegensatz zu den meisten Slowenen und Italienern, die nur übers Wochenende anreisen und ihre Lebensmittel aus ihrer günstigeren Heimatländern mitbringen.

Ein Gesetz erstellen ist das eine, die Kontrolle das andere. So haben die Kroaten übersehen, dass man die Ein- und Ausreise nicht kontrollieren kann, denn es besteht keine Ein-/Ausreise-Stempelpflicht. Ich habe mir vor 1 Jahr erlaubt, bei einer Ausfahrt aus Kroatien einen Ausreise-Stempel zu verlangen. Da kam ich beim kroatischen Zoll aber schlecht an. „Ich möchte bitte weiterfahren, sonst würden sie mein Auto kontrollieren!

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