16. April 2012: Auch das muss sein: Patientenverfügung mit Gedanken an meine Zukunft

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin ein glücklicher Mensch mit ein paar Narben in der Seele. Ich habe ganz tolle Freunde und Freundinnen im In- und Ausland, die ich nicht missen möchte. Ich geniesse mein Leben in vollen Zügen mit allen meinen Sinnen. Ich bin weder schwermütig, noch depressiv.  Ich bin körperlich und geistig gesund, fit, voller Lebensfreude, Interessen und Plänen für meine Zukunft. Kurzum: Besser kann es mir nicht gehen

Foto zu meiner Todesanzeige

Foto zu meiner Todesanzeige

In der Vergangenheit verdrängte ich alles Unangenehme. Dazu gehörten auch die beiden immer aktueller werdenden Themas „Alt-werden“ und „Tod“. Ich erschrecke manchmal, wenn ich realisiere, dass ich dieses Jahr 70 Jahre alt werde.

Meine Prostata-Operation im Oktober 2009 war ein erster einschneidender Eingriff in mein Leben. Ich war zum ersten Mal richtig krank und im Spital. Zum ersten Mal realisierte ich, dass man auch sterben kann. Ich befasste mich erstmals mit meinem eigenen Tod und begann mit dem Schreiben einer „Patientenverfügung„. Diese erweiterte ich mit meinem letzten Willen. Ich überlegte mir, wie ich beerdigt werden will., nämlich in einem anonymen Gemeinschaftsgrab.

Bereits während dieses Spitalaufenthaltes realisierte ich, dass ich Glück gehabt hatte, weil die behandelnden Chirurgen die ganze Krebszellen erwischt und herausoperiert hatten. Ich hatte überlebt!

Seither kann ich auch am Fernsehen Diskussionen über dieses Thema „Tod und Sterben“ interessiert verfolgen. Sie belasteten mich nicht mehr. Im Gegenteil, sie zeigen mir, dass ich mit meinen Tun und meinen Unterlagen auf dem richtigen Wege bin.

Am 20. Juli 2010 habe ich mit dem Schreiben meiner „Memoiren“ resp. „Erinnerungen an mein Leben“ begonnen mich damit zu befassen. Ich wollte, dass meine Enkel die Wahrheit über das Leben ihres Grossvaters erfahren werden. Schon bald hatte ich den Titel gefunden: „Ich habe gelebt!“ Denn ich realisierte, dass ich wenig in meinem Leben verpasst hatte und alles was jetzt noch kam, eine erfreuliche Zugabe sein wird. Und ich wollte noch viel sehen und erleben.

Ich war damals auf Solaris und überlegte mir, wie es mit meiner Homepage weitergehen solle. Was, wenn ich sterben würde. Damals entschied ich eben, eine Biografie über mich zu schreiben und anstatt einer Abdankung mit Lebenslauf, allen meinen Freunden eine CD mit meinen Lebenserinnerungen abgeben zu lassen. Es war die Zeit einer ganz grossen Enttäuschung in meiner Familie, als ich nach meiner Prostata-Operation wegen diverser Dinge beschimpft und wie ein Fremdling behandelt wurde.

In der Zwischenzeit änderte sich viel in meinem Leben. Ich trat im Spätsommer 2011 der Sterbehilfsorganisation EXIT bei. Aus meiner ursprünlichen Patientenverfügunjg entstand ein Dossier mit allen Unterlagen, die nach meinem Tod gebraucht werden. Darin befindet sich nun mein Testament, ich legte meine eigene Todesanzeige fest, fügte eine Adressliste für den Versand der Todesanzeigen bei und bestimmte die Art meiner Abdankung mit meiner Lieblingsmusik, bestimmte die Beisetzung im Gemeinschaftsgrab inkl. meines Kleiderwunsches „sportliche Freizeit-Kleidung“ meiner Freunde. In einer weiteren Beilage findet man eine Liste mit den Kontaktpersonen für meine Versichrung, Bankverbindungen, meiner Wohn-Adressen in Istrien und Thailand etc.

Vor 1 Woche habe ich meine Pläne und Vorstellungen für den Fall meines Todes mit meiner lieben Freundin Monica und heute mit meiner Schwester Christina besprochen. Sie sind meine neuen Bezugs- und Vertrauenspersonen.

(Schlusswort: Zu diesem Beitrag wurde ich durch die heutige ARD-Fernseh-Sendung „Hart aber Fair“ über das Thema: „Die letzte Aufgabe: Mensch bleiben am Ende des Lebens“ vom 16. März 2012 angeregt.)

 

 

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