Mein Jahresrückblick 2000 |
Binningen, 31. Dez. 2000 |
Max in der Türkei (2000) |
Im letztjährigen Jahresbericht mit einer Auflage von 33 Expl. habe ich den Wein als Qualitätsmerkmal beigezogen. Für das 2000 fehlen mir die Vergleiche. Es ist purer Wahnsinn, was ich in den vergangenen 12-Monaten alles erlebt habe. Die bisherigen 4-Seiten haben nicht ausgereicht:
In den letzten Jahren hat mich das Leben von Jutta Clemens stark geprägt. Ich kenne Jutta seit Mitte 1998 als meine Mitarbeiterin in meiner Zeit im Novartis-Werk Stein. Sie ist eine starke Persönlichkeit und hat grosse Fachkenntnisse. Sie war meine Stellvertreterin. Ich konnte mich voll auf Sie verlassen.
Seit 5 Jahren wird ihr schlanker 43jähriger Köper durch Krebs zerfressen. Sie arbeitet nur noch zu 50%. Es geht ihr mal gut und dann wieder schlecht. Eine Chemotherapie löst die andere ab. Anfangs 2000 hat sie die bisher stärkste Therapie durchgestanden. Es gibt keine stärkeren Mittel mehr. Manchmal ist sie nachdenklich ob ihres Lebens und dann wieder voller Lebensfreude. Sie ist die erste Person, mit der ich mich über ihre Krankheit, ihren Lebenswillen und auch den Tod zu sprechen getraute. Bisher habe ich mich von derartigen Situationen ferngehalten und den Tod unter den Teppich gewischt. Dies hat sich mit ihr geändert. Der Tod scheint ein Thema geworden zu sein. Ich werde auch in Zukunft Jutta beistehen.
Den Milleniums-Jahreswechsel 1999 zu 2000 erlebte ich im beruflichen Einsatz im Werk Stein von Novartis und sah von meinem Büro aus das grosse Feuerwerk über dem Barock-Münster von Bad Säckingen (D). Dies war ein ganz besonderes Gefühl, die getroffenen Massnahmen waren erfolgreich. Der Mio-Aufwand hat sich bewährt. Wir hatten über 30 Server ausser Betrieb genommen und alles getestet (auch die Notstromversorgung). Wir waren für alle Fälle gerüstet. Wir wussten sogar, an welcher Steckdose unsere Kaffeemaschine unter Diesel-Generatoren-Strom gelaufen wäre.
Ich habe schon mal vor Jahren davon berichtet, dass ich mich immer am 2. Mittwoch jedes neuen Jahres mit Freunden (meist von Novartis) zu meiner Geburtstagsfeier auf der Kunsteisbahn treffe, um gemeinsam Runden zu drehen. Es ist eine schöne Tradition geworden und schon mancher hat hier gelernt oder wiederaufgefrischt, Schlittschuh zu fahren. Als Zwischenverpflegung gibt es selbstgemachte Lachs-Brötli und Elsässer-Crémant "Madame Sans Gêne" aus Plastic Flutes.
Auch dieses Jahr waren es wiederum 15 verrückte, einer mit "Schruube-Dämpferli", d.h. mit uralten an Schuhen anschraubbaren Eiskufen. Nächstes Jahr (also am Mittwoch 10. Jan. 2001) werde ich mein Kunschti-Fest als Plattform für den Abschied aus meinem Erwerbsleben benutzen.
Ein Auto mit Faltdach, also ein Cabrio, war schon immer der Traum von Claudia. Am 16. Feb. schaute sich Claudia verschiedene derartige Cabriolets von BMW, Audi, SAAB, VW und Peugeot an.
Die Garage Lerch in Rothrist mit SAAB-Vertretung war die einzige Firma, die Claudia als Frau und potentielle Kundin für voll genommen hat, und bereits 3 Tage später machten wir Probefahrten. Ich war überrascht über die Sportlichkeit und die Ausstattung dieser Autos. Als ich dann noch entdeckte, dass SAAB auch einen formschönen Combi herstellte, wollte ich auch diesen noch probefahren. Ein ganz besonderes Fahrgefühl strahlte der SAAB 9-5, 3.0 Liter 6 Zylinder-Turbo-Motor mit 200 PS aus. Wie auf Schienen fuhr ich über einen Bahnübergang und beim Gasgeben presste es einem in den Sitz.
Mit dem Eintausch meines 1-jähriger Ford Mondeo, der schon einen Kilometerstand von 45'000 km aufwies, kombiniert mit dem Novartis-Flottenrabatt kam ich mit recht günstigen Konditionen zu meinem eigenen silbernen SAAB, der mir bereits 2 Monate später, am Gründonnerstag, 20. April ausgeliefert wurde.
Claudia erhielt ihr schwarzes SAAB 9-3, 2.0 Liter Turbo Cabrio mit 190 PS am 20. März unserem 1-jährigen Jubiläum. Es ist schon etwas ganz besonderes, das Faltdach automatisch herunterklappen zu lassen und dann mit einem offenen Auto herumzufahren. Eine besondere Art der Freiheit. Im Spätsommer liess ich einige Male meinen Combi-SAAB bei Claudia, weil er als Hundetransporter besser geeignet war, und genoss das offene Cabrio.
Dieser Gegenbesuch war schon lange geplant, denn ich habe bereits 2 unvergessliche Münchner-Aufenthalte genossen. Am Sonntag-Nachmittag war es dann so weit. Heinz und Edith Rehlen, sowie Tina Winter und Helmuth fuhren bei ungewohnten Frühlingstemperaturen vor.
Schon bald gings jedoch ins Bett, denn am Montag früh um 01:45 war Tagwache, für Claudia etwas früh … zu früh. Um 3 Uhr ein Sprung ins Tram und wir reihten uns ein in die Vökerwanderung, die sich in Richtung der Innerstadt bewegte. Punkt 4 Uhr war es dann soweit: Die öffentliche Strassen-Beleuchtung und die der Schaufenster der Geschäfte erloschen. Es war stockdunkel und die Cliquen begannen den typischen Basler Wettsteinmarsch zu pfeiffen und zu trommeln. Auch die Münchner wurden von der besonderen, feierlichen und etwas nachdenklichen Stimmung erfasst. Um etwa 7 Uhr gings wieder heim ins Bett, für Claudia eine Erlösung, denn sie war die ganze Zeit nicht aufgewacht.
Am Nachmittag warfen wir uns bei wärmstem "Sommerwetter" (gegen 15°C) nochmals ins fasnächtliche Getümmel und genossen die einzigartige farbenfrohe Stimmung. Tina war eine besonders eifrige Sammlerin von Täfeli, Orangen und Räppli.
Beinahe 5 Wochen auf Solaris mit Claudia und ihrem Irish-Setter Asta waren für mich eine schöne, freudige Herausforderung. Es sollte auch für Claudia ein Vergnügen werden. Deshalb baute ich einen echten Lattenrost mit weicher Matratze in unseren Wohnwagen ein.
Unvergesslich wird mir (uns) am Sonntag, 4. Juni um 11 Uhr die Abfahrt in Zuchwil bleiben, denn beim Anhängen des Wohnwagens machte ich durch eine Unachtsamkeit meine erste Beule an der hinteren Klapptüre am SAAB. Es war ärgerlich, weil vermeidbar. Aber es gibt ja schlimmeres…..
Nach dem obligatorischen Zwischenhalt im McDonald in Coldrerio vor der italienischen Grenze bei Chiasso übernachteten wir unterwegs zwischen Venedig und Triest. Bereits um 9 Uhr früh langten wir auf Solaris an. Erstaunt war ich ob dem recht geringen Benzinverbrauch von etwa 13.4 Liter/100km trotz Wohnwagen und 2 Fahrrädern auf dem Dach. Der SAAB ist ein echt bulliger und spritziger Zugwagen.
Die Anwesenheit von Asta habe ich genossen. Sie schlief im Vorzelt und hat die Hitze besser ertragenn, als wir befürchteten. Sie hat auch gelernt, keine Angst vor Pferden zu haben. Und die Lastwagen hat sie auch etwas besser akzeptiert. Ganz speziell genossen hat sie die Streicheleinheiten durch die Kinder. Ich freue mich bereits auf die nächsten Ferien mit ihr, mit den morgendlichen und abendlichen Ausflügen auf dem Fahrrad.
Das diesjährige Millenium Tennisopen mit dem bescheidenen Namen "10. Solaris World Championship" mit Tennisstars aus 4 Nationen war wiederum ein gewaltiger Erfolg. Um Ordnung in unsere manchmal dürftige Bekleidung zu bekommen, hat der Spielleiter Rudi Hofmann das Tragen spezieller Leibchen, bedruckt mit dem Turniersignet, angeordnet. Ich selbst habe mich wieder einmal überschätzt und mich wie im Jahr zuvor in den Vorbereitungsspielen verletzt.
Claudia hat sich gut eingelebt als Camperin (oder nennt man das "Campeuse"?). Ich glaube, sie geniesst dieses Leben auch. Sie ist eine Perle. Ich sollte ihr nur etwas mehr zumuten und zutrauen. Ich werde dies aber schon noch lernen, bin ja bald pensioniert.
Eine ganz spezielle Episode mit Claudia war ihr "Hexenschuss" am Anfang der Ferien. Von anderen Campern haben wir von einem alten Italiener (über 70 Jahre alt) erfahren, der Wirbel und Gelenke wieder einrenken könne. Als die Schmerzen von Claudia immer stärker wurden, entschlossen wir uns, diesen Italiener beizuziehen. Und er behandelte Claudia auf dem Boden des Vorzelt, man sah von aussen nur wenig. Hier ein Zug und dort ein Zwack, hier ein paar Schäge und dort eine Verrenkung. Nach nicht ganz 1 Stunde stand Claudia auf und wir alle schauten perplex zu, wie sie ohne irgendeine Beschwerde zur Toilette marschierte.
Was haben wir sonst noch erlebt? Den 60. Geburtstag von Doris März, welche immer noch blendend aussieht und einen zweiten Tennisfrühling erlebte. Die Ausflüge zu den Bergdörfen Motovun und Groznjan, sowie Pizan und auch Rovinj. In der ganzen Zeit hatten wir keinen Regen. Der Boden war steinhart und die Löcher für die Zelt-Häringe musste man mit einer Bohrmaschine vorbohren.
Als es dann anfangs Juli wieder nach Hause ging, erlebten wir einen grossen Temperatursturz von 35°C im Raume Italien (bis etwa Mailand) bis auf 14°C in Luzern. Wir fuhren mit kleinen Unterbrechungen bis Zuchwil, wo wir um 23 Uhr müde aber glücklich eintrafen.
Eigentlich wollten wir im Herbst wieder nach Cap d'Agde fahren, aber wir fanden kein Appartement mit Blick aufs Meer. Für die gleiche Zeit entdeckte Claudia in der Migros-Zeitschrift "Brückenbauer" das Ferien-Angebot mit Talasso-Therapie in der Türkei.
Wir hatten schlussendlich unheimliches Glück, dass wir dieses Angebot annahmen, weil an den Tagen vor Ferienbeginn die Tankwagenfahrer in Frankreich wegen der hohen Dieselpreise streikten und während 1-2 Wochen kein Benzin an französischen Tankstellen erhältlich war. Die Südfrankreich-Ferien wären ins Wasser gefallen.
Der Flug startete um 6 Uhr ab Flughafen Kloten, d.h. Tagwache in Zuchwil um 03:30 Uhr. Ihr könnte euch vorstellen, wie lebhaft Claudia um diese Zeit nach den Erfahrungen am Morgestraich bereits war. Lucien, ihr Sohn, brachte uns auf den Flughafen.
Das Hotel MaBiche (türkische Name für Bambi oder Reh) war ein eben erst eröffnetes *****Hotel. Unser Zimmer im 3. Stock bot uns einen wunderbaren Blick auf den 50 m Swimming-Pool und das blaue Meer.
Wir genossen 4 Dinge in diesen Ferien:
Mit Wolfgang Schmitt hatte ich am Schluss meiner beruflichen Tätigkeit einen ganz besonderen Vorgesetzten in Novartis. Um in seinem noch jungen Team, neue Kräfte zu aktivieren, liess er ab Mai 1999 monatlich mit Frau Sonja Herzog-Lang eine Power-Frau einfliegen, die mit seinen Direktunterstellten ein Team formte und unsere Gefühle aktivierte. Sie lehrte uns, mit unseren Gefühlen zu führen und auf unsere Gefühle zu hören. Es war erstaunlich, wie die eigene Effizienz anstieg. Sie hat mich aus meinem Tief anfangs 2000 (Rückkehr von Stein in die anonyme Umgebung am Hauptsitz von Novartis) herausgeholt und mich erkennen lassen, was sich in meiner inneren Gefühlswelt alles abspielte. Sie ist daran, einen neuen Max Lehmann zu bilden.
Ich werde auch in Zukunft mir ihr weiterarbeiten, denn ich bin daran, meine Vergangenheit zurück bis in meine Jugend abzuschliessen, mein Verhältnis zu meiner Mutter und meinen Kindern neu aufzusetzen.
Am 29. Feb. hatte Katja wieder mal ein Hoch: sie brillierte anlässlich der Abschluss-Prüfungen zur Intensivstations-Krankenschwester mit der Höchst-Note 6.0 ……. Und am 21. Oktober, 4 Tage vor ihrem 10 jährigen Jubiläum, kam ein ganz schlimmer Tag in ihrem Leben, denn Katja und Reto trennten sich voneinander. Für beide waren die letzten Wochen nicht leicht. Für beide eine ganz neue Erfahrung.
Am 28. April schrieb mir Daniela in einem Brief, dass ich Ende Jahr nicht nur pensioniert sondern (… noch schlimmer …) Grossvater werden würde !!!!! Ich muss gestehen, im ersten Moment war es für mich ein Schock. Grossvater setzte ich gleich mit "alt". Bereits zwei Generationen Unterschied !!!
Aber schnell überwog die Freude, auch wenn in mir destruktive Gedanken sich fragten, ob das gut gehen kann, wo die beiden doch eine grosse Last zu tragen haben. Aber Claudia hat meine Zweifel zerstreut und den denkenden Vater wieder ins Gefühl zurückgeholt. Zusammen kauften wir noch am selben Tag die ersten Turnschuhe…. und… (es gibt so schöne Buschi-Sachen) … und ich hab Daniela wieder.
Und seit 6. Dezember um 10:50 Uhr bin ich glücklicher und stolzer Grossvater meiner Enkelin Anina; und meine 89-jährige Mutter wurde Ur-Grossmutter. Meine Enkelin kam 3020 gr schwer und 48 cm gross durch Kaiserschnitt zur Welt, weil die Nabelschnur sich um ihren Hals legte.
Noch am selben Abend fuhren ich zusammen mit Katja, sie ist die Patin, ins Spital nach Wattwil (SG) Anina ist ein besonders hübsches Baby mit lebhaftem Blick. Ich bin stolz, ihr Grossvater zu sein!
Mitte August bin ich ob dem Aussehen und der Lebensfreude meiner Mutter richtig erschrocken. Sie hatte eine Lungenentzündung, was sich aber erst später herausstellte, denn sie selbst fühlte sich nur stark erkältet !!!!! Meine Mutter sprach erstmals vor mir vom Tod und vom leichten Einschlafen. Glücklicherweise erholte sie sich aber bald wieder recht gut, nachdem sie sich sogar in ambulanter Behandlung (!!!) Wasser aus der Lunge saugen liess.
Claudia hat ein schönes, heimeliges Haus in Zuchwil direkt bei Solothurn. Ich fühle mich wohl und zu Hause bei ihr. Ich helfe, wo ich kann. So bin ich Ende April dem Unkraut im Rasen zu Leibe gerückt. Mit einer Herbizid "Unkrautvertilger" habe ich den Rasen gespritzt und war überzeugt, in wenigen Tagen wird es keine Unkräuter mehr geben. Eine Woche später stellt ich fest, dass Gras und Rasen auch zur Kategorie der Unkräuter gehört. Claudias Rasen sah erbärmlich aus.
Was hat wohl Sport und Verkauf meines Hauses in Binningen miteinander zu tun? Am 26. Mai war der denkwürdige Tag, an dem ich gegen mein Tennis-Vorbild André Güdel erstmals ein Tennismatch gewinnen konnte. Es war ein schönes Gefühl. André kenne ich schon lange. Ich mag ihn. Er war der erste, der meine Idee, mein Haus zu vermieten, in Frage stellte. "Du hast nur Theater mit den Mietern! Musst reparieren. Mit dem Verkaufserlös kannst Du mehr anfangen und gewinnbringender investieren. Und zudem kannst du dich von deiner Vergangenheit trennen!!!!!!" meinte er.
Ab November machte ich mich daran, mein Haus in Binningen zu verkaufen. Ich liess mir vom Hauseigentümerverband eine Verkaufswert-Schätzung erstellen. Den 11-jährigen Kater Sämi möchte ich am liebsten mitverkaufen, denn ich kann ihn nicht mitnehmen. Falls ich für Sämi kein Heim finden sollte, so hat sich Ingrid spontan und aus eigenem Antrieb gemeldet. Er darf zu ihr (Danke liebe Ingrid).
Am 19. Dez. abends um 18:10 Uhr habe ich mein Haus samt Sämi als "Hausherrn" an Fam G. Schoeler verkauft. Ich bin glücklich, Sami wird in guten Händen sein, das spüre ich. Mein Schicksal hat mitbestimmt. Es musste so sein, denn ich kam gar nicht dazu, ein Verkaufs-Inserat aufzugeben.
Seit über 1 Jahr weiss ich, dass ich frühpensioniert werde. Seit dieser Zeit freue ich mich auf den 31.12.2000. Ich fühle mich als Glückspilz. In dieser Zeit ist aber auch einiges in mir abgelaufen. Mein denkender Kopf war nicht immer deckungsgleich mit meinem Gefühl. Oft bekämpften sich die beiden.
Es hat mich mehr belastet, als ich erwartete, dass mein Nachfolger in Stein nicht mehr dieselben Kontakte zu den Mitarbeiter und Managern in Stein pflegte, wie ich es tat. Dies mündete darin, dass ich psychische Probleme bekam und direkt von der Arbeit zum Werkarzt musste. Ich hatte Angst wegen meines Herzens. Mein Atem ging zu schnell, ich hechelte zuviel Sauerstoff in mich hinein und mir wurde es schwindlig. Als ich mein Problem erkannte und auch zugeben konnte, ging es mir wieder besser.
Je länger das Jahr 2000 dauerte, je mehr war mein Ehrgeiz und die Motivation in Novartis dahin. Meine Gedanken befassten sich mehr mit dem, was im 2001 auf mich zukommen würde. In dieser Zeit fädelte ich bereits auch meine berufliche Zukunft nach der Pensionierung ein, indem ich mich mit zwei Kollegen der Firma C/S Consult anschloss. In meiner eigenen Homepage "https://www.csdesign.ch", sie ist noch im Aufbau, findet ihr meine Angebote. (Bem. ein paar Jahre später: Meine Homepage läuft unter der neuen URL: https://www.maxlehmann.ch)
Ein erster Schritt in die berufliche Zukunft begann am 29. August als ich den Eröffnungs-Vortrag an der Euroforum Konferenz "IT-Controlling" in München mit dem Thema "Kosten-Transparenz und business-gesteuerte Informatik" hielt. Ich hatte grossen Erfolg und bekam eine überdurchschnittliche Bewertung durch die gegen 100 Zuhörer (Controller und IT-Leiter). Ein daraus resultierender Kontakt zur Deutschen Post brachte uns eine Anfrage zur Unterstütztung im Outsourcing beginnend ab 1.1.2001 ein. Ich habe jedoch abgelehnt, denn ich wollte nicht bereits am 1. Tag nach Novartis in Darmstadt weiter-stressen. Zuerst möchte ich mich 3 Monate ausspannen.
Und nun beim Schreiben dieses Jahresberichtes, 2 Wochen vor Redaktionsschluss, werde ich wieder etwas nervös. Im Magen entwickeln sich Stress-Gefühle. Ich glaube, ich habe etwas Angst und bin unsicher. Ich blicke gespannt in meine nächste Lebensphase. Erstmals in meinem Leben werde ich keinen Vorgesetzten haben. Anfänglich übernahmen diese Funktion meine Eltern, dann die Lehrer, im Militär die höheren Offiziere und im Berufsleben die Vorgesetzten, die mir Aufgaben übergaben, der mich lobten oder kritisierten. Was wird die Zeit mir wohl bringen?
Ich werde mir einen alten Lebenstraum erfüllen: Selbständig will ich sein. Nur mir selbst verantwortlich.
Ich freue mich auf die Zeit mit meiner Claudia und ihrem Irish-Setter (=Hund) in Zuchwil.
Ich werde mich meinem Enkelkind Anina widmen.
Ich werde Zeit haben für meinen Sport und die notwendige Körper-Pflege.
Ich werde mich vermehrt meiner Gefühlswelt, dem Feng-Shui und anderen Lebensweisheiten widmen.
Auch mein Wohnwagen wird mir helfen, dass es mir nicht so schnell langweilig wird.
Ich will meine Kenntnisse und Erfahrungen über transparente Kosten und vorallem Kosten-Management weitergeben. Ich will und werde Vorträge halten, denn mit funktionierender freier Markwirtschaft innerhalb der Firmen lässt sich viel Geld einsparen resp. rechtfertigen.
Meine Internet- und Homepage-Programmier-Erfahrung werde ich nutzen. Ich werde ins e-Business einsteigen und einen e-Marktplatz für Handwerker samt deren Homepages einrichten.
Am 20. Jan. starb der Vater von Claudia 78 jährig. Zum Abschied liessen wir in der Abdankungshalle einen Ausschnitt aus seiner Lieblingsmusik "Rapsodie in Blue" von George Gershwin abspielen. Claudia litt stark an diesem Verlust. Dies war mein erster Kontakt zu Claudias Familie.
Am Tag vor ihrem Geburtstag, am 23. April stürzte Claudia vom Fahrrad, weil Asta mit Kindern spielen wollte und ins Vorderrad lief. Claudia hat enormes Glück gehabt. Etwas Blut und sonst nichts.
Am 26. Juni erreichte mich in den Ferien die Nachricht, dass Elisabeth von Flüh 56-jährig gestorben ist. Wir haben zusammen Tennis gespielt. Krebs ist eine grauenhafte Krankheit. Man meint, man habe sie besiegt und dann schlägt sie mit doppelter Härte zu.
Mittwoch, 12. Juli/Samstag 15. Juli und Sonntag 16. Juli: Classic OpenAir in Solothurn. Wir besuchten 3 halbszenische Opernaufführungen mit dem Chor und dem Staats-Orchester Belarus des Bolschoi-Theaters Minsk, und international bekannten Solisten. Die russichen Stimmen waren beeindruckend:
La Traviata von Guiseppe Verdi. Ich war nicht so gut drauf und liess mich zu stark ablenken.
Don Giovanni (Mozart). Der Leporello mit Carry Persson hat mir besonders gefallen. Aber auch Tatiana Tretiak als Zerlina stand nicht viel nach
Turandot von Giacomo Puccini: Als Turandot war die über 60jährige Gwyneth Jones ein sängerisches Phänomen. Ihre "dämonische" Ausstrahlung war ganz besonders.
Dienstag, 25. Juli: um etwa 16 Uhr stürzte in Paris während des Startes eine Concorde der Air France mit 111 Menschen an Bord auf ein Hotel ab. Neben der Tragik, denn es war ein Sonderflug verbunden mit einer Kreuzfahrt, bedeutet dieses Unglück das vermutliche Ende der Concorde-Ueberschallflugzeuge. Grund für das Unglück: ein anderes Flugzeug hat ein Metallstück verloren. Dieses hat einen Pneu der Concorde zerfetzt und dabei ein Loch in den Flügel gerissen, worauf Benzin auslief und sich entzündete.
24. August: Andi Hug der Schweizer K1-Kickbox-Weltmeister starb innert 5 Tagen an akuter Leukämie. Mich bedrückte sein Tod enorm. Ich bin zwar kein Fan dieser Sportart und hätte bei einer Verletzung aus einem Kampf heraus wenig Mitgefühl gezeigt. Er hat sich aus dem Nichts zu einem sympathischen Star emporgearbeitet. Er war ein Musterbild an körperlicher Fitness. Er hat noch im Juni erfolgreich seinen WM-Titel in Zürich verteidigt. Er war auf dem Höhepunkt seines Aufstiegs vom Metzger zum Weltstar. Aber er verlor wehrlos seinen letzten Kampf.
Im China-Restaurant Bonsai-Palast in Solothurn habe ich am 2. September den so wahren Spruch "Ein ruhiges Gespräch räumt Missverständnisse aus" in einer Glücksnuss erhalten. Dieser Spruch hat viel Wahres in sich. Ich werde ihn mir fürs 2001 merken!
Ich bin seit 6. Sept. in Slowenien nicht mehr vorbestraft. Ihr erinnert Euch vielleicht der Geschichte, als ich vor 3 Jahren das Gültigkeitsdatum meiner grünen Auto-Versicherungskarte etwas verändert habe (von 1996 auf 1998) und dabei erwischt worden bin. Als Konsequenz durfte ich zwar nach 3 Stunden Verhör nach Istrien weiterfahren, jedoch wurde ich ein paar Monate später in Abwesenheit zu einem einmaligen Landesverweis verurteilt, was durch meine damalige Ausreise als Strafverbüssung akzeptiert wurde !!!! Dieser Eintrag ins Vorstrafenregister wurde mir nun erlassen, weil verjährt. Die Kosten wurden vom slowenischen Staat übernommen (so der mit Schreibmaschine von Hand getippte Gerichtstext).
13. Oktober: Gewaltiges Unwetter im Wallis. Das Simplon Dorf Gondo wird von einer Geröll- und Schuttlawine teilweise weggespühlt. 14 Tote.
23. Oktober: Winterfahrtraining für Autos auf der Schleuderpiste in Veltheim (AG). Ein grosses Erlebnis. Ich musste lernen, richtig zu bremsen. Mir fehlte der Mut, mit voller Kraft aufs Bremspedal zu stehen. Wir übten dies aus 80 km/h mit Vollbremsung (dank ABS kein Problem).
25. Oktober: Der Tod von Ernst Dörflinger, einem Zunftbruder der Rebleutenzunft und ehemaligem Eishockey-Schiedsrichter beschäftigte mich stark, habe ich doch vor ziehmlich genau 10 Jahren am 3. Nov. 1990 mit dem Rauchen aufgehört. Er starb 64jährig an Lungenkrebs. Wieder einer in meiner Altersgruppe.
Am 17. November bestellten wir den neuen Wohnwagen, einen Hobby 540 UL mit 2 echten gemütlichen Betten und einer Sitzgruppe. Er ist 7.35 m lang.
Am 27. November ist Wolfgang Schmitt zum letzten Mal in Novartis. Er geht per 1. Dez. zu Patria-Helvetia als IT-Leiter. Er hatte das Coaching mit Sonja Herzog-Lang initiiert.
Ich wünsche Euch allen fürs kommende 2001 alles Gute und viele schöne Erlebnisse sowohl im Beruf als auch im Privaten
Mit den herzlichsten Grüssen
Euer Max
Autobiografie von Max Lehmann Schafmattweg 13, CH-4102 Binningen |
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