Probleme mit meinen Haaren !
(Teil meiner Autobiografie "Ich habe gelebt !" Letzte Aenderung: Version 1.0 vom 12. Sept. 2016)


Max in Bethlehem (1974)

Während eines grossen Teils meines Lebens hatte ich Probleme mit dem Zoll. Es waren meine Haare. Ich muss ihnen in das Bild eines gefährlichen Schmugglers oder Verbrechers gepasst haben, So haben sie mich in meinen besten Jahre bis Mitte der 40er-Lebens-Jahre bei jedem Grenz-Uebertritt genauer kontrolliert, wie es sonst üblich ist. Sie haben jedoch nie etwas gefunden, denn ich bin von Natur aus ein Schmuggel-Feigling.

Es gibt Kopf-Haare, Scham-Haare, Augenbrauen-Haare und vor allem bei den Männern Brusthaare. Mit wenigen Ausnahmen (Handflächen, Fingerinnenseiten, Fußsohlen, Brustwarzen, Lippenrot) ist die gesamte äussere Haut des Menschen behaart.


Max Lehmann, 1951

Ich ging in meiner Kindheit nicht gerne zum Coiffeur. Ich hatte Angst vor dem Mann mit der scharfen Schere. Mit 8-9 Jahren schnitt mein Grossvater mir die Haare kurz ab, zum Schrecken und Aerger meiner Mutter. "Wie ein Verbrecher sieht er ja aus!" meinte sie und hatte nicht ganz unrecht. Dabei sah ich eher wie ein Flüchtlingskind aus. Mir selber spielte dies keine Rolle, denn zu der Zeit musste und wollte ich den Mädchen noch nicht gefallen. Sie waren nur blöd und ein Hindernis, weil man sie überall mitnehmen musste ...

... und nun mit gegen 70 Jahren trage ich meine verbliebenen Haare auch wieder sehr kurz. Der Kreis schliesst sich, obwohl ich den Mädchen jetzt immer noch gefallen will, auch wenn die das meistens wenig interessiert. Die Mädchen in meinem Alter haben sich an ein Leben ohne Männer gewöhnt .... und ich akzeptiere dies, weil ich den Aerger mit ihnen auch nicht mehr brauche.

Als Kind hatte ich gerade dunkle Haare. Aber mit der Pubertät begannen sich meine Haare zu wellen. Dabei hätte ich doch lieber ungewellte Harre gehabt,wie sie zur Zeit des Elvis Presley Mode waren. So nutzte ich Brillantine Brylcreem aus der Tube, um meine Haare zu glätten und mir eine Elvis Schmachtlocke zu frisieren (1957). Wenn ich diese Bilder mir anschaue, Eine Schönheit war ich wahrlich in der Pubertätszeit nicht. Später dann aber schon! Ab 1990 lichteten sich meine Haare immer mehr. Es begann vorne auf den beiden Seiten. Meine Stirn wurde gross und grösser. Meine Haare kurz und kürzer, bis ich sie seit ca 2010 blank abrasierte.

Meine gekrausten Haare waren nicht nur schön oder interessant, sie brachten mich auch in Schwierigkeiten. Auf Flugplätzen und beim Uebertritt von einem Land ins andere stand ich jeweilen im Blickfeld der Zöllner, denn mein Aussehen hatte etwas fremdländisches auf sich. Ich glich dem Jordanischen König Hussein und passte damit ins Schema arg verdächtiger Personen.

Ich konnte wetten, dass die Zöllner mich als ihr Objekt schon von weitem identifizierten. Dies nützten meine Freunde weidlich aus, wenn ich gechäftlich unterwegs war. Sie liessen mich vorausgehen und sobald der Zoll zugeschlagen hatte und sich mit mir beschäftigte, kamen sie unbehelligt durch und warteten in sicherer Entfernen auf mich.

Ich selber schmuggelte nie, oder fast nie. Ich kannte ja die Vorliebe der Zöllner. Ich meldete die Ware lieber an und verzollte sie. Falls es mich dennoch einmal überkam, etwas kleines zu schmuggeln, dann schwitzte ich bereits Stunden zuvor wegen meines schlechten Gewissens und schwor mir, das nächste Mal wieder ehrlich zu sein.

Mein letztes unangenehmes Zusammentreffen mit dem Schweizer Zoll hatte ich im Sommer 2005 als ich mit dem Auto von Mautern (Oesterreich) via Zollübergang Bregenz in die Schweiz fahren wollte. Ich musste meinen Pass vorweisen und wurde dann auf den nahen Parkplatz beordert. Den Pass nahm der Schweizer Zöllner in sein Kapphäuschen. Ich war braun gebrannt von meinen Wochen am Meer in Istrien und musste dem Zöllner als gefährlich vorgekommen sein, obwohl ich bereits über 60 Jahre alt war. Es dauerte und dauerte. Die Minuten verstrichen bis ich endlich nach einer Viertelstunde den Pass kommentarlos zurück erhielt. Eine Werbung für die schöne Schweiz haben die beiden Zollbeamten nicht abgegeben. Ich wurde wie ein Verbrecher behandelt, dem sie leider nichts nachweisen konnten.

Meine Karriere als Schmuggler

Meine Karriere als echter Schmuggler war schwach. Ich kam nie über ein Anfängermass und blieb Zeit meines Lebens ein Anfänger. Ich drehte nur kleine Dinger. So kaufte ich etwa in Deutschland in grossem Stile ein, z.B. Baumaterial oder Elektronik-Teile, und liess mir dabei mehrere Rechnungen ausstellen. Beim Deutschen Zoll holte ich mir den Ausfuhrstempel, um die Deutsche Mehrwertsteuer von gegen 19% zurückzu erhalten. Dann fuhr ich offiziell zum Schweizer Zoll, die mich dabei schon beobachteten und verzollte dann nur einen Teil der eingeführten Ware. Nie hat ein Zöllner meine Ladung kontrolliert.

Ich erinnere mich aber auch an eine Situation, als ich und Doris auf unserer Hochzeitsreise in Bangkok und Hongkong einkauften, unter anderem einen grünen Smaragd, eine Minolta Spiegelreflex Fotoapparat mit Zoom-Teleobjektiv. Bei der Rückkehr in die Schweiz habe ich nur den Fotoapparat am Zoll angegegben, um die damals noch gültige Schweizer Warenumsatzsteuer von 6.2% zu bezahlen. Dabei gab ich jedoch nicht den real bezahlten Kaufpreis an, sonden einen erheblich tieferen. Ein Uhrenhändler, der eben seine Kollektion beim Zoll registrieren liess, meinte schmunzelnd: "Es gib schon noch ehrliche Leute!".

Meinen Höhepunkt als Schmuggler erreichte ich erst im fortgeschrittenen Alter von 66 Jahren, als ich erstmals von meinem Winteraufenthalt aus Thailand zurückkam. Ich trug 2 gefälschte Uhren von OMEGA und TAG HEUER, 5 noch gefälschtere Softwaren sowie ein paar Shirts und Hemden von BOSS, Crocodile, Camel sowie eine gefütterte Ferrari-Jacke bei mir, wurde aber nicht behelligt. Ich vermute, mit meinen kurzen Haaren und meinem Alter sieht man in mir nicht mehr den grossen Schmuggler!

 

 

Autobiografie von Max Lehmann
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