Mit 6½ Jahren lernte ich in der Lenk, wo ich nach meiner Diphtherie-Erkrankung zur Erholung weilte, radfahren und seither fuhr ich regelmässig nach St. Louis zum Louisli und dem Louis. Ich hatte zwar noch kein eigenes Fahrrad, aber konnte das Damenfahrrad meiner Mutter benutzen, auch wenn ich bei weitem nicht auf den Sattel sitzen konnte. Ich gab ein spezielles Bild ab: ein kleiner Mann auf grossem Rad. Ich brachte irgendetwas aus der Schweiz, was sie nicht hatten und holte bei ihnen Eier oder ein Hühnchen ab. Einmal schmuggelte ich sogar eine Schweizer Uhr ins besetzte Elsass.
Ganz speziell waren die Fahrtechniken von uns Jungens. Zu der Zeit war ein Fahrrad ein Luxus-Gut. Es gab keine Kinder-Fahrräder. Wir Jungens behalfen uns damit, dass wir wie bereits erwähnt, auf Damen-Fahrräder (mit den sog. Schwanenhals-Rahmen) ohne auf den Sattel zu sitzen, fuhrem. Akrobatischer ging es bei den Herren-Fahrräder mit der hohen Querstange (=Oberrohr) zu. Diese war für uns Jungen zu hoch. Unsere kurzen Beine reichten nicht bis zu den Pedalen. Klever, wie wir waren, hielten wir das Herrenrad etwas schief und stiegen unterhalb der Querstange auf die Pedale und fuhren auf diese Weise herum.
Ich kann mich noch gut an meine Fahrten nach St. Louis erinnern, wie ich jeweilen mit dem Fahrrad zur schweizerisch-französischen Genze fuhr, dort die 10-20 Treppenstufen zum französischen Zoll-Gebäude hochkletterte, und meine Grenzkarte vorzeigte. Ich war damals so klein, dass ich nicht einmal auf den Tresen schauen konnte. Noch weniger verstand ich die Fragen der Zöllner, denn diese waren in französischer Sprache. Auf dem Rückweg ging es auf der anderen Strassenseite via Schweizer Zoll. Einmal ist mir die Tasche mit den Eiern vor dem Schweizer Zoll auf die Strasse gefallen und einige der Eier gingen dabei kaputt. Und wie habe ich geweint. Die Schweizer Zöllner mussten mich trösten und meinten: "Fahr doch nochmals zurück und hol dir ein paar Neue".
Später fuhr ich mit einem alten Rad ohne Uebersetzungen täglich ins Gymnasium auf den Münsterberg. Dieses Rad war derart alt, dass ich die Felgen und Speichen alle 1-2 Jahre mit Silber-Bronze neu streichen musste.
Als ich dann das Gymnasium im 1958 abbrach und für ein Semester in die Handelsschule wechselte, arbeitete ich abends bei der Post und verdiente mir das Geld für ein d'grünes Raleigh-Velo, dem damaligen Rolls-Royce unter den Fahrrädern.
Um das Jahr 1992 habe ich von Alice F. ein gebrauchtes Rennrad der Marke SPECIALIZED mit Carbon-Rahmen und 2x8 Gängen abkaufen können. Es war eher ein Spleen "nice to have", als der unbedingte Wille, Radsport zu betreiben. Damals betrieb ich nämlich neben Tennis intensiv den Langstreckenlauf.
Mit diesem Rennrad begann langsam mein Interesse am Radsport. Ich kaufte Rennschuhe und rüstete mich mit Rennhosen und Leibchen aus dem "Ottos-Restposten" aus. Immer wieder sass ich aufs Rennrad und fuhr ein paar Kilometer. Es waren meist kleinere Ausfahrten zwischen 25 und 40 km ins nahe Elsass. Ich fuhr immer alleine, denn ich kannte niemanden, der diesen Sport betrieb. Pro Jahr waren es jedoch nicht mehr als 250 km. Als ich pensioniert wurde und bei Claudia im solothurnischen Zuchwil wohnte, hatte ich mehr Zeit und fuhr auch grössere Distanzen. Damals im Jahre 2001 fuhr ich erstmals mit Freunden nach Follonica (Toskana) und fuhr dort in einer Woche gegen 400 km. So legte ich in jenem Jahr "sagenhafte" 1'200 km zurück.
In den folgenden Jahren habe ich den Radsport intensiviert und fuhr zu meiner grossen Zeit in Thailand um die 6'500 km im Jahr.
Max in Follonica (2002) |
Mein Schicksal wollte es, dass ich seit Herbst 2000 mit 3 Ex-Radrennfahrern Tennis spielte. Wöchentlich am "heiligen Donnerstag" traf ich mich mit Rolf Gautschi, André Güdel und Renato Bevilacqua. Eines Tages orientierte uns Renato, "Er sei Ende April 2001 nicht beim Tennis, denn er habe für Kollegen des Radrennclub Basel (RRCB) eine Radrennwoche in Follonica (Toscana) organisiert".
Nach kurzen Protesten unserer Seite, denn wir wollten unser Tennis wegen dieser blöden Woche nicht unberbrechen, entschlossen wir uns mitzugehen, und Tennis mit dem Radfahren kombinieren. 2 Stunden Tennisdoppel pro Tag müsse aber möglich sein und die Ausfahrten sollen sich auf 30 - 40 km/Tag beschränken, war unsere Forderung. Aber es kam ganz anders!
Gesagt getan. So kam es, dass ich vom 28. April - 5. Mai 2001 zum ersten Mal in Follonica war. Ich war neben Renato, der jedes Jahr tausende von Kilometern fuhr, mit meinem Specialized-Renner bestens ausgerüstet. Es happerte einzig an meiner Kondition und den Kilometern. Ich hatte um diese Jahreszeit noch keinen einzigen Kilometer gefahren. Ich versuchte zwar, dies in der kurzenm Zeit davor nachzuholen, kam aber nur auf eine einzige kleine Ausfahrt über 35 km. Meinen Kollegen Rolf und André ging es nicht besser. Sie mussten vorerst ihre beiden alten Rennräder wieder fahrtüchtig machen. Uralte Treter brachten sie mit, aber beide ohne einen einzigen Trainings-Kilometer.
Der Empfang im Feriendorf "Golfo del Sole" in Follonica durch die erfahrenen und bereits trainierten RRCB-Rennfahrern war herzlich. Man lächelte zwar, weil wir noch Tennis spielen wollten, aber hatten Freude über unseren Mut. Es wurde für mich zu einer wunderbaren Woche bei schönstem Wetter, die einiges in meinem zukünftigen Leben ändern sollte.
Jeden Tag spielten wir zwischen 16 und 18 Uhr Tennis. Vorher aber gings mit dem Rennrad auf die Piste rund um Follonica:
Zur ersten Ausfahrt nahm uns Renato unter seine Fittiche. Es sollte eine leichte Ausfahrt werden. Zum Mittagessen würden wir dann die anderen wieder treffen. Es kam aber ganz anders. Noch heute lachen wir über diesen Fauxpas von Renato.
Auf der Karte sah es aus wie ein leichter asphaltierter Feldweg einem Bachbett entlang. Das Bachbett war wirklich dort, aber kein Feldweg. So absolvierten wir fluchend einen ca. 30-50 minütigen Fussmarsch entlang einer steilen "Römerstrasse", wie wir den Weg bald nannten. Ich hatte mit meinen Mountainbike-Schuhen dank ihren Profilen wenige Probleme beim Aufstieg. Ganz anders André und Rolf mit ihren alten Lederschuhen ohne Profil, wie sie richtige Rennfaherer 30 Jahre vorher getragen hatten. 2 Meter ging es aufwärts, aber 1 Meter rutschten sie wieder zurück! Als wir endlich oben anlangten und aufs Rad aufsteigen konnten, lief uns als Höhepunkt noch eine Schildkröte über den Weg. Kennt ihr die Fabel über das Rennen zwischen der Schildkröte und dem Hasen? Dann wisst ihr, warum wir ob dieses Zeichens lachen mussten.
Anschliessend ging es eine grössere Strecke bergab. Balsam für unsere Seelen. Unten kamen wir an einen Wegweiser mit zwei Richtungs-Angaben: "Valpiano 10 km" und "Follonica 20 km". Renato entschied: Wir fuhren zum Treffpunkt Valpiano, wo wir die anderen erfahrenen Kollegen zum Mittagessen treffen sollten. Dies konnte André gar nicht verstehen. Er wollte lieber zurück nach Follonica. Er war bereits total kaputt, was aber auch nicht verwunderte, denn der einstige stolze Radrennfahrer sass auf seinem Göppel wie ein Nussgipfel und nahm fast keine Flüssigkeit zu sich! Der André wusste immer alles besser, er war ja früher ein Amateur-Rennfahrer, meinte er! Bald merkte ich, dass da vieles nur geträumt war.
Als wir vor Valpiano noch einen kleineren Anstieg bewältigen mussten, stieg André vom Rad. Ich passte mich ihm gerne an und war froh, denn auch ich spürte die ungewohnten Anstrengungen. Da kam uns der Vater Frischknecht (x-facher Querfeldein-Weltmeister) mit einer Gruppe Radfahrer entgegen und rief uns schmunzeln zu: "Ihr habt recht. Nehmt es gemütlich!".
Als wir so gegen 3 Uhr nachmittags in Follonica zurückkamen, hatte ich 76 km auf meinem Tachometer. Eine gute Leistung für den ersten Tag und meine erste Ausfahrt. Während die echten Rennfahrer sich ans Meer legten, stand für uns das 2-stündige Doppel auf dem Programm.
Rolf und André wollten es ruhiger nehmen und fuhren zusammen nach Piombino. Pech hatten sie, als sie einen Abzweiger nicht richtig beachteten und auf der Autobahn landeten. Anstatt sofort umzukehren, fuhren sie einige Kilometer weiter, bis sie sich doch entschlossen, über die Hecke zu klettern und auf die Normalstrassen zurückzukehren.
Derweil fuhr ich mit Renato und der Renngruppe über 85 km. Die neuen Kollegen nahmen mich in die Mitte und zeigten mir, wie man im Team Hinterrad fährt. Sie lobten mich, weil ich es scheinbar gut anstellte.
Es sollte mein grosser Tag werden, denn heute fuhr ich erstmals über 100 km auf dem Rad. Da ich nach der regulären Fahrt erst 97 km auf dem Tacho hatte, musste ich auf der Strasse vor dem Golfo del Sole mehrmals hin- und herfahren, bis der Zähler auf 100 sprang.
Ich bewältigte die Distanzen recht gut und konnte im Pulk mithalten, obwohl mir der Hintern und der Hals bald schmerzten. Ueberrascht war ich, als ich feststellte, dass der Radsport ein echter Mannschaftssport ist. Wir blieben in einer Grupe und fuhren auch zusammen. Bei einem "Platten" (Loch im Reifen) halfen wir uns gegenseitig. Als es aufwärts ging, warteten oben alle auf mich, bis ich mit rotem Kopf anlangte. Oft musste ich absteigen und zu Fuss gehen, weil mir die Kraft fehlte.
Ich war gut vorbereitet und hatte Energie-Riegel bei mir, denn ich wusste von den Uebertragungen am Fernsehen, dass die Rennfahrer immer futtern mussten. Aber auch dies musste ich lernen. Als ich einen solchen Riegel in einem Aufstieg essen wollte und habe ich mich fürchterlich verschluckt. Ich musste sogar vom Rad steigen! Seither esse ich nur noch in der Ebene, oder wenn es leicht abwärts geht.
Dieses Erlebnis war die Initial-Zündung für ein regelmässiges Training auf dem Rennrad. Noch im selben Jahr trat ich als aktives Mitglied dem Radrennclub Basel (RRCB) bei. Dem ersten Mal Follonica sollten noch 15 weitere folgen.
Nachfolgend noch ein paar weitere, spezielle und amüsante Erlebnisse:
Passhöhe des Tirli (2005) |
Es gibt zwei weitere heitere Episoden zu berichten und zwar von der Königsetappe über Massa Marittima und Tirli über 114 km. Das Tirli ist ein berüchtigter sagenumworbener Aufstieg, 7km lang und gleichmässig mit 7-10% Steigung.
Vor Massa Marittima gelang Renato ein weiteres Meisterstück. "Er kenne eine Abkürzung" meinte er und schaute in die Höhe zu Massa Marittima. Dann hetzte er uns auf einen Weg mit etwa 25-30% Steigung. Vielleicht etwas übertrieben, aber im Minimum 20% hatte die Wand. Nur Peter Gisler gelang es, im kleinsten Gang die Strecke hochzufahren. Den anderen fehlte die Kraft, oder das Vorderrad stellte sich auf, weil es zu steil war. Wir kletterten zu Fuss nach oben, denn mit den Rennschuhen rutschten die meisten. Da musste Renato wieder einiges über seine Karten-Lese-Künste hören. Aber es war nur eine humoristische Kritik. Wer kann schon auf der Karte erkennen, dass es derart steil ist!
Über dem Tirli lagen unheilverkündende Wolken. Die eine Gruppe wartete am Fuss des Tirli in einem Restaurant das Wettergeschehen ab und vergnügte sich bei Spaghetti und Wein. Die zweite Gruppe mit Renato und mir wollte erst auf der anderen Bergseite zu Mittag essen und fuhr die 7 km dem Tirli entgegen. Ich gebe zu, ich musste 2x absteigen, da ich zu schnell in die Steigung hineinfuhr.
Auf der Passhöhe begann es dann zu regnen, nein zu schütten. Durchnässt bis auf die Haut, da wir keinen Regenschutz bei uns hatten, fuhren wir vorsichtig über die überschwemmte Strasse ins Tal, wo sogar Graupelschauer (Regen und Schnee) auf uns niederprasselten. Für mich ein grosses Wagnis, denn mit diesen dünnen Rennreifen hat man keinen Halt auf nasser Strasse. Ich fuhr sorgfältig wie auf einer Eisbahn und vermied jede enge Kurve. Wir entschlossen uns, ohne Mittagessen direkt nach Follonica weiterzufahren, um uns aufzuwärmen. Meine Muskeln waren eiskalt durchfroren. Ich spürte jede einzelne Faser unter meiner Haut. In meinem Bungalow legte ich mich ins Bett und wärmte mich ein paar Stunden auf.
Im Frühjahr ist Mallorca das Mekka für Radsportler. Es ist dort bereits warm und verfügte über ideale Radwege. Mit Freunden vom CPC verbrachte ich eine Woche im Hotel Delta und legte rund 500 km zurück. Das Radparadies Mallorca wurde von Max Hürzeler weltweit bekannt gemacht. Er hat jeden Feldweg zur einem Radweg ausgebaut und veranlasst, dass parallel zur Autobahn aus der Hauptstadt Palma de Mallorca auf einer zuätzlichen Spur ein Radweg angelegt wurde. Max Hürzeler sollte ich Jahre später in Thailand kennenlernen.
Wir verbrachten eine wunderbare Woche auf Mallorca. Unvergesslich jedoch die letztes Ausfahrt. Da hat es geschüttet. Es nützte nichts, in einem Restaurant unterzustehen. Wir mussten bei grösstem Regen die 50 km zurückfahren.
Nach meinem Gesellenstück "Follonica 2001" war es nur noch ein kleiner Weg, dem "Radrennclub Basel" beizutreten. André Güdel war Präsident und Renato Bevilacqua der sportliche Leiter. (Siehe dazu auch mein "Aufnahmegesuch vom 22. April 2001".)
Beim RRCB habe ich meine Lehre mit dem Rennrad gemacht. "Smoky", ein Dauerraucher hat mich anfänglich in Follonica unter seine Fittiche genommen. Dann waren es vornehmlich Renato und in Follonica der André Guidali. Beide hatten etwas gemeinsam. Sie sahen auf einen Blick, ob ich mein Rad geputzt hatte, oder ob irgendetwas nicht korrekt war. "Wie sitzt Du wieder auf dem Rad?" oder "Schau mal Deinen Lenker an!". Ich habe festgestellt, dass Fahrer, die so etwas sofort sehen, eine echte Vergangenheit als Radrennfahrer hinter sich hatten. Den Späteinsteigern, auch wenn sie noch so gut radfahren, fehlt dieser Blick!
Nachdem ich von Zuchwil kommend wieder zurück nach Binningen kehrte, nahm mich Renato im 2004 auf meine erste CPC-Ausfahrt mit. Im CPC haben sich Gentlemen-Fahrer in meinem Alter zusammengefunden und organisieren regelmässige Ausfahrten. Manche davon kannte ich aus der Chemie wie z.B. Sepp Meyer. Er war mein ehemaliger Chef in der Informatik.
Mit dem CPC verbrachte ich zwei Radrennwochen. Die eine im 2008 in Istrien, wo ich zu der Zeit campierte, und die andere im Piemont 2018, wo ich aber durch die Topografie total überfordert war.
Nachdem ich Jahre nur von den anderen profitiert hatte, organisierte ich ab 2014 jährlich eine Ausfahrt nach Buggingen über total 100 km. Das Spezielle war, dass wir uns in den Rebbergen meiner Verwandten zum Mittagessen niederliessen
Im Dezember 2010 trafen sich im berühmten Fisch-Restaurant Chaolay in Hua Hin der Australier Paul Hamon, der Engländer David McReynolds und der Schweizer Max Lehmann, um einen Mountain-Bike-Club zu gründen. Die "Hua Hin Bicyclists" waren geboren. Da Paul ein Web-Programmierer war und auch von Facebook viel verstand, richtete er in den ersten Tagen des Jahres 2011 eine Homepage und einen Facebook-Account ein, die es beide heute im 2017 immer noch gibt.
Aus den 3 ersten Mitgliedern wurden es bald gegen 10 aktive Mountainbiker. Das Querfeldein stand im Vordergrund. Wir nahmen auch an mehreren 2 tägigen Veranstaltungen der "Bangkok Hash Harriers" teil und fuhren dazu mit dem Auto mehrere 100 Kilometer in den Norden oder in den Isan zum Khao Yai National Parc.
Nach und nach kaufte sich der eine oder andere ein Rennrad, um auch auf der Strasse fahren zu können. Es war nämlich mühsam, wenn MountainBiker mit ihren dicken Pneus und die feingliedrigen Rennräder miteinander fuhren. Die Rennräder waren naturgemäss schneller. Dies veranlasste Barry Edwards und David McReynolds im Juli 2011 eine Gruppe für Renn- und Strassen-Räder zu gründen. Sie nannten diese die "Hua Hin Roadies". Eine der Bedingungen, um in der Gruppe mitfahren zu dürfen, war die Fähigkeit auf einer längeren Strecke 27 km/Std fahren zu können
Ich habe es bereits weiter oben beschrieben, wie ich die letzten Kilometer vor dem Hotel abspulte, um auf die sagenhaften 100 km Distanz zu kommen. Nicht nur meine Beine schmerzten, noch mehr taten es mein Hintern und mein Nacken. Mein Hintern, weil ich nur billige Rennhosen aus dem OTTO-Lagerposten benutzte. Anschliessend war ich stolz. Ich habe eine grosse Distanz gemeistert, vergleichbar Basel - Bern auf einem eher alten Rennrad.
"200km Plus", so einfach hiess die Formel und das Ziel unserer Rad-Ausfahrt in Thailand. Jeder von uns wollte diese Distanz von "200 km an einem Tag" knacken. Keiner hatte diese Distanz jemals gefahren. Von Hua-Hin über Dolphin Bay - Prachuapo Khiri Kan - nach Ban Krut war die Strecke, alles mehr oder weniger der Meeresküste entlang.
Für mich war dies eine grosse Herausforderung und Challenge, wie es die Amerikaner so treffend formulieren. Wird mein Körper dies aushalten? Wie wird er auf diese Parforceleistung reagieren? Bei Gegenwind ab Mittag? Bei 35°C Hitze im Schatten? mit einem Helm, der nicht vor der Sonne, sondern vor einem etwaigen Sturz schützen sollte?
Ich war dennoch zuversichtlich, denn ich erinnerte mich an die vor kurzem absolvierte 1'300km lange "Tour de Thailand" mit einer 140-km-Etappe, die mir keine Schwierigkeiten bereitete. Ich wusste: langsam die Strecke angehen, am Schluss kann man immer zulegen.
Bei einer 100km-Ausfahrt gibt es nicht viel vorzubereiten: 2 Bidon Flüssigkeit und ab geht es. Nun stand aber die doppelte Distanz auf dem Programm. Neuland, sagt man dem.
Mehr über dieses für mich einmalige Erlebnis findet ihr in meinem Bericht: 2.-3. März 2012: 200km Plus - eine Tagesfernfahrt der besonderen Art
Einer meiner ganz grossen Höhepunkte in meinem Radsport-Leben waren unzweifelhaft die Ausfahrten mit den beiden grossen Schweizer Profis Tony Rominger und Ernesto Guidali zwischen dem 18. Jan. und 9. Feb. 2015 in Thailand. Tony Rominger gehörte zu den besten Profi-Radrennfahrern, die die Schweiz hatte. Er gewann unter anderem die spanische Vuelta 3-mal, einmal den Giro-d’Italia und verpasste den Tour-de-France-Sieg nur hauchdünn mit einem 2. Platz. Er gewann die Lombardei-Rundfahrt und war auch noch Stunden-Weltrekordmann. Seine Palmares ist endlos. Ernesto Guidali war zwar nicht derart erfolgreich, aber allein um Profi zu werden muss man zu den allerbesten gehört haben.
Tony Rominger machte einen Radhalt in Hua-Hin, so dass ich mit ihm rund 250 km auf dem Rad zurücklegen konnte. Mehr darüber findest auf meinem bebilderten Bericht Höhepunkte meines Lebens: Rad-Ausfahrten mit Profis wie Tony Rominger
Anfang der 90er Jahre kaufte ich mir das Specialized-Carbon-Rennrad von Alice, fuhr aber nur selten ein paar Kilometer. Ich hatte keine Kollegen, die mitfuhren. Ich kam in den Jahren 1994 - 1999 auf je etwa 120 - 400 km pro Jahr.
Später als ich Mitglied des RRCB wurde und in Follonica fuhr, war ich nur bis im Hochsommer aktiv. Sobald es heiss wurde, legte ich mich lieber unter den Sonnenschirm und stellte mein Rennrad auf die Seite. Auf diese Weise war Radfahren mit Arbeit verbunden. Ich musste im Frühling immer wieder neu von Null beginnen. Ich steigerte aber trotzdem meine Jahresleistungen in den Jahren 2001 - 2010 auf 1'200 - 2'100 km
Dann kamen zwei Ereignisse zusammen. Im Sommer auf dem Campingplatz Solaris lernte ich Klaus und Martina Reiter aus Oesterreich kennen, mit denen ich alle 2-3 Tage mit dem Mountainbike eine Runde um die 45-60 km drehte. Zusätzlich machte ich im Winter keine Pause mehr, denn in Thailand fuhr ich auf einem neu gekauften Rennrad voll durch und absolvierte sogar 2 Radfernfahrten. So explodierten die Jahresleistungen ab den Jahren 2011 auf 4'600 - 6'500 km je Jahr
Nachdem es mir in Follonica den Aermel hereingenommen hatte, und ich aktiv im RRCB mitfahren wollte, habe ich mir als Weihnachtsgeschenk Ende 2001 ein neues massgeschneidertes Wenger-Rennrad nach meinen Wünschen zusammengestellt. Die Grundfarbe war Signalblau mit gelber Schrift und Reifen. Es hatte 3x9 Gänge (Campagnolo Veloce).
Seither fuhr ich regelmässig mit dem Rennrad etwa 1'000 - 2'000 km pro Jahr. Dies war nicht viel, aber wenns im Sommer recht heiss oder im Frühling/Herbst kühl wurde, dann mochte ich nicht früh aufstehen, resp. mich warm anziehen.
Etwa im Jahre 2003 habe ich von Daniela ein tolles Spezialized Mountain-Bike erhalten, das wunderbar zu meiner Körper-Grösse passte. In der Zwischensaison und vorallem in Istrien fuhr ich oft auf den schotterigen nicht asphaltierten Strassen. Mit den MTB's lernte ich sauber zu steuern und trainierte mein Gleichgewichtsgefühl.
Als ich im Herbst 2008 erstmals nach Thailand flog, um hier den Winter zu verbringen, kaufte ich mir in einem grossen Fahrradgeschäft in Hua-Hin im Novemer 2008 ein TREK-3900 Mountainbike für sagenhafte Fr. 400.--. Wie es sich später herausstellte, handelte es sich wahrscheinlich um einen gestohlenen Rahmen, denn die Rahmennummer war herausgefräst. Nichtsdestotrotz machte ich mit dem tollen Rad mehrere 100 km als Training für den Sommer.
Aber auch an mir ging das Alter mit der leichten Gewichtszunahme auf max. 89 kg im 2010 nicht spurlos vorbei. Auf der Ebene konnte ich zwar mit dem alten Rennrad hohe Tempi fahren, aber Berge waren für mich ein graus. Ich kam einfach nicht mehr hoch. Klar war ich mir bewusst, dass eine Reduktion meines Körpergewichtes viel bringen würde, aber gemeinsam mit einem neuen Rad wäre motivierend (???) So entschloss ich mich im September 2010, bei Rudi Wenger ein "LOOK 586 Carbon Rennrad" in den Farben Rot-Schwarz zu kaufen. Es war ein Spitzen-Rennrad, nur etwa 7,5 kg schwer, hatte Campagnolo Räder und Schaltung Centaur 3x10 Gänge und kostete SFr. 5'400.--. Am 18. März 2011, eben erst zurück aus Thailand, habe ich das Rad übernommen.
Mein neues LOOK Rennrad |
Mein neues Stevens-Mountain-Bike |
Nachdem sich am 16. Sept. auf der Fahrt von Basel nach Buggingen am hinteren Reifen (nicht Schlauch) meine Rennrades zwei Blasen wegen einer gebrochenen Karkasse bildete, ging ich zum Ruedi Wenger, meinem Velo-Händler am Bahnhof (www.wenger-2-rad.ch), und besorgte mir für beide Räder neue Continental 4000 Reifen, jeder zu Fr. 70.--
Ich war bereits auf dem Weg aus seinem Geschäft, als ich mich an eine kürzlich erschienene Werbung auf seiner Facebook-Seite erinnerte, dass er Ausverkauf bis 70% habe. Also fragte ich ihn: "Rudi hast Du nichts zu 50-70%, das mir dienen könnte?". "Nein, die meisten Sachen sind bereits weg, einzig dieses Mountainbike, das ich eben zusammengestellt habe, kannst zum halben Preis von Fr. 498.-- haben." war seine Antwort.
Es war ein schönes blau-weisses Mountainbike der Marke "Stevens" mit Stahl-Rahmen, Shimano-Schaltung 27-Gang etc. Wie wäre es, fragte ich mich, wenn ich dieses als Ersatz meines doch bereits über 15 Jahre alten Specialized Bike in Istrien kaufen würde? Bei diesem müsste ich zudem einen Reifen ersetzen!
Gesagt getan: So fuhr ich mit einem neuen Mountain-Bike und 2 neuen Reifen nach Hause. Ein wahrlich guter Wochenanfang.
Mein bereits 5 Jahre altes Specialized Rennrad wollte ich ersetzen. Es lief nicht mehr befriedigend. Bereits wenige Tage nachdem ich im Oktober 2014 in Hua-Hin ankam, bot mir mein Velo-Freund Jean Moser aus Kaoh Tao sein 2 Jahre altes Carbon-Rennrad "Trek Madone 5.2" zum halben Preis von 60'000 Baht (ca SFr. 1'750.--) an, für das er im 2012 noch 120'000 Baht entsprechend SFt. 3'500.-- bezahlte.
Er brachte mir noch am selben Tag das Rad, damit ich es austesten konnte. Ich stellte den Sattel ein und fühlte mich von Anbeginn wohl, obwohl es sich um einen 52er-Rahmen handelte und ich bisher 54er gefahren bin. Aber es scheint, dass die Rahmen-Grössen der einzelnen Hersteller in der Praxis sich unterschiedlich anfühlen.
Es handelt sich um ein Leichtgewicht-Carbon-Rennrad von gegen 8 kg In den Farben weiß, grau und dem Leopard-blau/grün, welches dem von Fabian Cancellara im 2012 gefahrenen täuschend ähnlich ist. Es verfügt über eine 10-fach-Ultegra-Schaltung 50/34 mit Flachspeichen Bontrager Rädern. Die Züge sind sauber integriert in den Rahmen, in der linken Kettenstrebe sitzt ein ANT+-kompatibler Tacho-Sender, der Sattel thront auf einer Spezialstütze.
Mein Trek Mondane 5.2 |
Nach meinem schweren Unfall in den Langen Erlen vom Samstag, 12. Juni 2021, beendete ich alle meine Rad-Aktivitäten. Ich fuhr seitwärts in ein von links kommendes Auto, das mir den Vortritt verweigerte. Ich kam mit 2 Halswirbelbrüchen und einer mehrwöchigen "Halskrause" aus. Mein LOOK-Renner erlitt einen Totalschanden. Der Carbon-Rahmen zwerbrach vorne am Vorbau der Lenkerstütze. Ich entschloss mich mit dem Radsport aufzuhören. Im Gegensatz zum Unfall vor ein paar Jahren in Thailand, an dem ich selber schuld war, kamen in diesem Fall Gefahren von dritter Seite auf mich zu, die ich nicht mehr beeinflussen kann. Zudem war ich bald 79 Jahre alt.
Autobiografie von Max Lehmann Schafmattweg 13, CH-4102 Binningen |
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