Stichworte: Kosovo, Pristina, Sushice, Gracanica, Gjilan, Hochzeit, KFOR,
Im Jahre 2003 war ich Gast an der Hochzeit von Sinan, des Sohnes von Mejdi Pajaziti. Eine Hochzeit im Kosovo ist etwas bedeutendes im Leben der Eltern, aber auch in dem des Brautpaares. Es bilden sich neue Familienbanden, denn die Tochter zieht ins Haus des Bräutigams.
Der Kosovo ist das zweitärmste Land Europas, die Wirtschaft liegt brach. Nur die Hochzeitsindustrie blüht: Jedes 5. Geschäft bietet Dienstleistungen für Hochzeiten an. Für das rauschende Fest ihrer Kinder werfen die Eltern viel Geld auf.
Eine typische Kosovo-Hochzeit dauert 3 Tage:
Am 1. Tag findet der "Polterabend" am Wohnort des jeweiligen Ehe-Partners statt. Die Freunde und Freundinnen feiern den ganzen Tag und verabschieden ihren Freund/Freundin aus der jugendlichen Umgebung. Bei den Frauen ist dieser Tag etwas besonderes, denn sie verlassen ihre Eltern und ziehen am morgigen Hochzeitstag ins Haus des Bräutigams.
Am 2. Tag ist der eigentliche Hochzeitstag. Der Ehemann holt begleitet von seiner Familie und seinen Freunden die Braut bei den Schwiegereltern ab. Und abends findet dann das Hochzeitsfest mit mindestens 100 Gästen statt.
Der 3. Tag ist der Tag der Braut und der Frauen. Sie treffen sich im engsten Kreise bei der Braut, begutachten deren Geschenke und tauschen typische Frauen-Erfahrungen aus. Früher hatte diese Tradition zum Zweck, der neuen Frau im Hause ihre Aufgaben zuzuteilen.
Ueber meine Erlebnisse meiner 1. Kosovo-Reise im 2003 berichte ich in 2 zusätzlichen Foto-Seiten:
Suli, Elfete und Ismail |
Die Gäste vom Bräutigam treffen sich bei ihm. Gemeinsam fährt man in einem Auto-Coros zum Wohnort der Braut.
Auch ich bin dabei! |
Der Bräutigam führt mit seiner Familie und seinen Freunden zu den Schwiegereltern, um seine Braut abzuholen. Die Tradition will es, dass die Frauen beider Familie die Braut hochleben lassen und mit ihr tanzen. .
Die Männer haben dabei nichts zu suchen und müssen abseit warten. Dabei werden sie mit amerikanischen Mineralwasser Büchsen bewirtet und tauschen als Zeichen der Freundschaft beider Familien Zigaretten aus.
Zu einer Hochzeit braucht jede Frau mehrere Abendkleider und Akzessoirs. Sie wechselt sie täglich mehrmals. Die Braut allein braucht deren 5: ein weißes Hochzeitskleid und mehrere Abendkleider in Lachsrot, Rosa, Rot, Anthrazit und Schwarz. Dazu viel Schmuck aus Gold und falschen Diamanten, eine traditionelle weiße Pluderhose und goldbestickte Westen. Und nicht zu vergessen die Highheels.
Es war eine Sensation. Die Fahrt führte uns vom Wohnort der Braut quer durch Pristina, der Hauptstadt des Kosovo. Vor Pristina wartete eine Kutsche für das Brautpaar und dann ging es tanzend via "Bill Clinton Boulevard", der Haupt-Durchgangsstrasse benannt nach dem US-Präsidenten, der den KFOR-Einsatz im Kosovo unterstützte. Erstaunlich war, dass kein einziges Auto hupte, obwohl unser Auto-Corso mit etwa 40 Fahrzeugen den Verkehr zum Stillstand brachte.
Im Kosovo gibt es kein Fest ohne albanischen Tänze. Man tanzt sie in Gruppen und hält einander an den Händen. Ein Vortänzer führt dabei die Tanz-Pollonaise an und hält dabei ein weisses Tüchlein in die Höhe.
Es ist erstaunlich, welche Gefühle die Kosovo-Männer im Tanz ausdrücken können!
Tanz der Frauen in Gjilan |
Die ältere stolze Dame auf dem rechten Bild ist über 90 Jahre alt. Es handelt sich um die Ur-Grossmutter Pajaziti. Sie ist die Mutter von Elfete, der Mutter von Eshref.
Autobiografie von Max Lehmann Schafmattweg 13, CH-4102 Binningen |
Zur Homepage https://www.maxlehmann.ch |
Zur Autobiografie https://www.maxlehmann.ch/memoiren |