Meine Hochzeitsreisen im 1973
(Teil meiner Autobiografie "Ich habe gelebt !" Letzte Aenderung: Version 1.0 vom 13. Okt. 2017)

Mit Doris begann für mich ein neues Zeitalter, auch in Bezug auf die Ferien. Anfänglich bereisten wir die Welt, weil Doris als Swissair-Hostess günstige Flugtickets bestellen konnte. Fliegen war damals Luxus und sehr teuer. Anschliessend, als unsere Familie grösser wurde und Kinder dazu kamen, zog es uns in Ferienwohnungen nach Porto Santa Margherita bei Caorle (Venedig), ein paar Mal nach Südfrankreich und schlussendlich nach Istrien zum Camping im Zelt.

Mit Doris unterwegs auf grossen Flugreisen

Als aktive Hostess bei der Swissair hatte Doris die Möglichkeit, für etwa 10% des Normalpreises Tickets in die ganze Welt und jährlich einen Freiflug für sich und den Ehe-Partner zu ordern. Aus diesem Grund mussten wir die standesamtliche Trauung auf den 27. Juni 1973 vorverschieben, um an die Tickets zu gelangen. Glücklicherweise akzeptierte die Swissair bereits das Aufgebot zur standesamtlichen Trauung als Ehe-Dokument. Für mich war diese Gelegenheit ein Fressen, denn bisher sah ich nicht viel mehr als ein paar Städte in Europa wie Rom, Hamburg, Kopenhagen und dann ein Abstecher nach England, als mein Vater im 1964 verunglückte. Die Reiserei brachte aber auch seine Probleme mit sich. Ich war Verkäufer bei Sperry Univac und hatte nur 3 oder 4 Wochen Ferien. Die geplanten und durchgeführten Reisen dauerten aber viel länger. Also galt es Ueberzeit zu schinden und Ferien der kommenden Jahre zusammenzulegen.

Man muss wissen, dass damals die Flugpreise horrend hoch waren. Allein ein Flug in Europa kostete damals gegen einen halben Monatsgehalt eines Büro-Angestellten. Bei den günstigen Angestellten-Tickets gab es einzig eine kleine Einschränkung oder Bedingung: Es musste im Flugzeug ein Platz frei sein, d.h. wir konnten keinem voll-zahlenden Passagier einen Platz wegnehmen. Deshalb waren wir bis kurz vor Abflug nicht sicher, ob wir mitfliegen konnten. Auf allen unseren Reisen hattten wir deswegen jedoch keine Probleme. Irgendwie bekamen wir immer einen Platz. Zu der Zeit war die Swissair noch eine grosse Familie. Man half sich gegenseitig.


Juli 1973: Erste Hochzeitsreise nach Kanada, Niagara Fälle, New York

Unsere erste grosse Reise sollte uns zu meiner Schwester Christina und Hanspeter nach Montreal (Kanada), und weiter per Auto nach New York führen. Nonstop führte uns der Düsenjet nach Montreal. Wir mussten nicht mehr in Gander zwischenlanden, um Flugbenzin aufzutanken, wie dies noch bis wenige Jahre zuvor üblich und nötig war. Kurz vor Montreal, es war noch stockdunkel, flogen wir durch ein grosses Unwetter. Es blitzte und krachte rund ums Flugzeug herum. Es schüttelte und rüttelte und war unheimlich. Aber alles ging gut zu Ende und wir landeten sicher bei Tagesanbruch.

Auf dem Flughafen wurden wir von Hanspeter abgeholt, der uns auf der Fahrt zu ihrem Haus mitteilte, dass Christina und er sich scheiden lassen werden! Dies war ein Hammer! Wir wollten in Kürze heiraten und meine Schwester stand vor der Scheidung! Trotzdem gab es wunderschöne Ferien. Wir merkten nichts von den herrschenden Spannungen zwischen den beiden.

In Montreal gab es viel zu sehen und zu entdecken. Der französische Teil Kanadas hatte viel vom Flair der Franzosen. Ich erinnere mich noch bestens an den Platz mitten in Quebec, auf dem man sich wie in Paris am Montmartre mit seinen Bars, Jazz-Lokalen und Bistros fühlte. Ein weiterer Ausflug führte nach Ottawa, der Hauptstadt von Kanada. Ausser dem Parlamentsgebäude ist mir wenig in Erinnerung geblieben.

Christina und Hanspeter waren grosse Segelflug-Fans mit eigenem Pilotenschein. Auf ihrem Flugplatz, etwas ausserhalb Montreal, hatten sie einen älteren Wohnwagen stehen, in dem sie während der Flugtage wohnten. Unvergesslich das grillieren der feinen Beefs! Von dort aus machten wir ein paar unvergessliche Ausflüge zu den nahen Seen und einem relativ wilden Fluss dem "Red River" mit mehreren Wasserfällen.

Ausflüge im Raume Montreal
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Niagara-Fälle

Während Christina als Krankenschwester in einem Industriebetrieb in Montreal arbeiten musste, fuhren wir mit Hanspeter via Toronto zu den Niagara-Fällen und von dort weiter bis New York, wo wir noch ein paar Tage bleiben wollten, bis es wieder nach Hause gehen sollte. Ueber die "Rainbow Bridge" etwas unterhalb den Niagara-Fällen gelangten wir von Kanada in die USA. Ich kann mich an keine Zoll-Kontrolle erinnern, einzig an eine Zahlstelle für den Brückenzoll!

Die Niagara-Fälle waren einmalig, gewaltig, unglaublich. Es fehlen mir auch heute noch die Worte. Da kann unser Schaffhauser- Rheinfall einpacken. Er ist nur ein kleiner Spritzer gegen das gewaltige "Weltwunder". Ungeheure Wassermassen stürzen sich über 3 Fälle auf einer Breite zwischen 250 und 670 m über 50 m in die Tiefe. Es stäubte und lärmte, sodass man sich nur schwer verständigen konnte. Es gab eine Stelle mit Aussichtspunkt, nur wenige Meter vom grössten der Fälle entfernt. Von hier aus sah ich das Wasser über die Kannte in die Tiefe abstürzen. Ich hatte das Gefühl, als ob es versuche, mich mit in die Tiefe zu ziehen.

Uebernachtet haben wir im Orte "Niagara Falls" in einem der vielen Wedding-Motels als Zeichen unserer bevorstehenden Heirat.

NewYork

Nach New York waren es nur noch 500 km, die wir auf den amerikanischen HighWays leicht hinter uns brachten. Hotel hatten wir keines reserviert. Aber Hanspeter kannte sich aus und brachte uns ins Hotel Tudor mitten in Manhatten nahe des Central-Parkes. Für Hanspeter war es der Abschluss unserer Reise. Er kehrte am Tag darauf zurück nach Montreal. Ich sollte ihn Jahre später noch einmal in der Schweiz treffen, als er mich bei Sandoz besuchte, um eine HighSpeed-Computerleitung zu verkaufen. Uns verband einiges. Er war wie ich in der EDV tätig, er damals als Verkäufer für Netzwerk-Produkte.

In New York kannte sich Doris bestens aus. Sie war mit der Swissair oft in New York und hatte dort jeweilen 1-2 Tage frei. "Night-Stop" nannte man dies in der Fliegersprache. Ich war das erste Mal in dieser Stadt der Hochhäuser. Zu der Zeit war das höchste Haus in Basel 12 Stockwerke hoch. Hier in Manhatten gab es fast kein Haus, das derart klein war. Ich war fasziniert, aber auch noch Jahre später, von den Häuserschluchten, den Sirene heulenden Feuerwehr-Wagen und dem Verkehr.

Faszinierend war das Shopping bei den Juden am Hafen. Sie handelten mit Waren von Schiffen, deren Container wegen leichter Wasser- oder Bruchschäden zu Versicherungsfällen wurden. Diese kauften sie billig auf und verkauften sie in kleinen Geschäften unter Brücken an Drittpersonen. So kamen wir zu Luxus Dior-Bettwäsche und für mich einen "Samsonite- Attachée-Case", dem damaligen Status-Symbol für erfolgreiche Geschäftsleute und Computer-Menschen. In der Schweiz bezahlte man dafür noch weit über Fr. 250.--, hier am Hafen nur etwa Fr. 60.--.

In Manhatten kann man fast jeden wichtigen Punkt zu Fuss erreichen. Die Orientierung ist einfach, denn die Strassen sind numeriert. Die 42ste-Strasse in Richtung Hafen war damals noch der Sündenpfuhl von NewYork. Ein Sexshop neben dem anderen und dazwischen Pornokinos. Am anderen Ende der Strasse stand das UNO-Gebäude. Die vielen Pornokinos gehörten zur damaligen Zeit der amerikanischen Mafia, die damit ihr Geld wuschen .... und dabei sind die Amerikaner extrem prüde.

Am ersten Abend zog es uns beide in die berüchtigte 42.-Strasse. Wir wollten den Pornofilm "Deep Throat" mit der Linda Lovelace in der Hauptrolle anschauen. Der Film war in den USA berühmt, denn in verschiedenen Staaten durfte er nicht gezeigt werden. Typisch auch, dass der Hauptdarsteller dieses Pornofilmes zu einer Freiheitsstrafe von 5 Jahren verurteilt wurde, die jedoch in einem Revisionsverfahren aufgehoben wurde. Durch diese staatlichen Eingriffe kam der Film zur besten Werbung. Hanspeter hatte uns davon erzählt. In der Schweiz gab es damals noch keine richtigen Pornos, nur sog. Kulturfilme in denen das Leben der Schwarzen in Afrika gezeigt wurde! Für uns beide war es der erste echte Porno, den wir sahen.

Die Handlung des Pornos "Deep Throat", der in nur 6 Tagen gedreht wurde, war einfach und dennoch phantasievoll: Linda, etwa 20 Jahre alt, hat sexuelle Probleme. Laut ihrer Aussage hatte sie noch nie einen Orgasmus. Auch ihre Freundin Helen kann ihr nicht weiterhelfen, und der von ihr für Linda organisierte Gruppensex befriedigt nur sie selbst. Daraufhin wird Linda von Helen zu Dr. Young geschickt, der unter Zuhilfenahme eines Fernrohrs feststellt, dass Linda keine Klitoris hat - zumindest nicht da, wo Frauen sie normalerweise haben. Er findet den verschollenen Kitzler aber bald darauf in Lindas Kehle, woraufhin sie ihre Erfüllung per Oralsex sucht und auch findet.

Daraufhin beginnt sie als Dr. Youngs Assistentin zu arbeiten und beglückt damit nicht nur sich selbst, sondern auch dessen Patienten. Die Handlung endet damit, dass sie mit einem Mann schläft, der ihr kurz zuvor einen Heiratsantrag gemacht hat.


Reise entlang der Portugal-Küste
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Sept. 1973: Zweite Hochzeitsreise nach Portugal, Lissabon

Nur wenige Wochen nach der Rückkehr aus New York stand bereits die nächste Reise auf dem Programm. Wie auf Nadeln sass ich in einem Verkäuferseminar von Sperry Univac. "Hoffentlich ist es bald zu Ende", denn bald sollte unser Flieger nach Portugal starten, genauer an den südlichsten Punkt Portugals nach Faro. Von dort wollten wir in einem "Toyota Corolla" Mietwagen in 10 Tagen der Algarve-Küste entlang bis Lissabon fahren.

Interessant ist, dass die damals noch recht junge Corolla-Auto-Modell-Reihe von Toyota auch heute noch fabriziert und verkauft wird. Sie wurden zwar aufgemotzt und vergrössert, aber sie gehören immer noch zu den meistverkauften Mittelklass-Wagen von Toyota.

Die Algarve war wirklich einmalig. Ueberall sah man die Korkeichen, aus denen die Weinzapfen hergestellt werden, und an den felsigen Steil-Küsten geht es, wie der Name es beschreibt, steil hinunter ans Meer. Uebernachtet haben wir adhoc. Einmal in diesem kleinen Hotel, das nächste Mal in einem anderen Gasthaus. In einer Pousada (=Umgebauter Herrensitz) waren wir hingegen nie, denn wir wollten ja nirgends mehrere Tage bleiben.

In Lissabon wurde ich überrascht vom grossen Verkehr auf den breiten 6-8 spurigen Stadt-Strassen. Etwas eingeschüchtert bewegte ich mich mit dem Auto dennoch problemlos durch die Stadt. Unter anderem besuchten wir das berühmte Marine-Museum, das in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist.


Oktober - November 1973: Dritte und eigentliche Hochzeitsreise in den Fernen Osten

Der Flug in den Fernen Osten nach Thailand und Hongkong war unsere eigentliche Hochzeitsreise. Nun waren wir auch verheiratet. Internet gab es damals noch nicht. Mein Wissen musste ich mir aus Reiseführern holen, die ich aus der Bibliotheke entlehnte. Zusätzlich schrieb ich den beiden Tourismus-Informationsstellen von Thailand und Hongkong, und bat um Unterlagen.

Mit dem VW von Doris fuhren wir zum Flughafen Kloten resp. nach Glattbrugg, wo wir bei schönstem und angenehmem Herbstwetter das Auto in einer Seitenstrasse parkierten. Der öffentlichen Bus brachte uns samt Gepäck zum Flughafen. Als wir ein paar Wochen später zurückkamen, war es bitter kalt in der Schweiz und unser VW war mit einer dicken Schneeschicht zugedeckt. Unsere leichten Sommer-Schuhe versanken im tiefen Schnee rund ums Auto. Von Hand und in sommerlichen Kleidern haben wir ihn freigeschaufelt und problemlos zum Laufen gebracht. Ein paar Tage später lag ich krank und erkältet im Bett!

Militärputsch

Wochen und Tage vor unserer Abreise liessen die Nachrichten aus Thailand nichts Gutes erahnen. Das Militär hatte die tagelangen Studenten-Unruhen mit militärischen Mitteln und aller Härte beendet. Es war uns nicht 100% wohl auf der Reise. Was mochte uns wohl erwarten? In der Tat sahen wir in Bangkok noch manche Ueberreste und zerschossene Häuser dieses Kampfes der Studenten gegen das übermächtige Militär.

Der Flug der Swissair "Convair CV-990 Coronado" führte uns mit Zwischenstops in Athen und Bombay nach Bangkok. Wenn ich mich recht erinnere, waren wir um die 15 Stunden unterwegs. Doris war nicht das erste Mal in Bangkok, aber als Mitglied der Flugcrew wurde sie wohl behütet in eigenen Bussen zum Hotel gefahren. Sie kannte sich auf den Strassen Bangkoks wenig aus.

Nun war es ganz anders. Angekommen am Flughafen mussten wir uns ein Taxi besorgen, hatten aber keine Ahnung, welche Distanz wir zurückzulegen hatten und welcher Preis angemessen war. Schlussendlich zogen uns die Thais über den Tisch. Wir bezahlten für Thai-Verhältnisse einen ungeheuren Betrag. Mindestens 10-fach überhöht. Wir mussten zuerst lernen, wie man die Preise in Bangkok abmacht und wie man feilscht. Bald hatte ich den Dreh raus: Man frägt und gibt dann einen realistischen Preis an, den man bereit ist zu zahlen. Sobald der Taxifahrer realisiert, dass der Gast etwas von den einheimischen Preisen versteht, ist er schnell bereit, den vorgeschlagenen Betrag zu akzeptieren. So wurde das Taxifahren günstig, ja sehr günstig.

Mein Foto-Apparat

Als ich nach dem Start in Zürich Fotos im Flugzeug machen wollte, hatte ich das Gefühl, dass der Verschluss meiner "alten" Pentax-Spiegelreflex-Kamera ungewöhnlich tönte. Für mich bedeutete dieses ungewohnte Verschluss-Geräusch "Alarm". Man muss wissen, dass man damals erst nach Einschicken und Entwickeln der Filme wissen konnte, ob der Fotoapparat auch funktionierte resp. ob die Fotos brauchbar waren. Heute mit den Digital-Cameras kann man den Erfolg unverzüglich checken. Zur analogen Zeit wäre es eine Katastrophe gewesen, wenn wir zu Hause entdeckt hätten, dass alle Bilder futsch waren. So entschlossen wir uns schweren Herzens, denn diese Ausgaben waren nicht eingeplant, in Hongkong eine neue Kamera zu kaufen. Hongkong war das Paradies für elektronische Einkäufe aller Art! Die Produkte kamen alle aus Japan und waren um einiges günstiger als in der Schweiz.

Zu Hause angekommen, stellten wir jedoch fest, dass die Pentax noch wunderbar funktionierte. Ich vermute, dass mein Gehöhr durch den Druckausgleich im Flugzeug den Verschlusston ungewohnt wahrgenommen hatte.

Zurück am Flughafen Zürich haben wir die Kamera, wie es sich gehört, freiwillig deklariert, aber als Preis eine tiefe Summe angegeben, die nie dem realen Verkaufspreis entsprach. So mussten wir keinen Zoll bezahlen. Neben uns hat ein Uhrenverkäufer seine Uhren deklariert und uns gegenüber trocken gemeint: "Ja, Ehrlichkeit währt am längsten" und dabei uns zugezwinkert.

Bangkok
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Unser thailändische Student

Unser erster Spaziergang in Bangkok aus dem Hotel Atlas, in zentraler Nähe zum Königspalast, brachte uns an den Chaya Phraya Fluss, der mitten durch Bangkok fliesst. Dort sprach uns ein Thai in Deutsch an. "Er sei ein Student der deutschen Sprache und hätte Zeit, uns Bangkok und Thailand zu zeigen. Die Universitäten seien seit dem Militärputsch geschlossen. Wir müssten ihm nur das Essen und etwaige Reisekosten zahlen." Wir waren uns anfänglich unschlüssig, denn auf ein solches Angebot waren wir nicht vorbereitet und hatten Angst, betrogen zu werden. Wir sagten ihm dann aber dennoch zu, denn wir hätten den Kontakt zu ihm jederzeit abbrechen können. Es war schlussendlich ein guter Entscheid. Dank seiner Hilfe und seinen Kenntnissen haben wir sehr viel erlebt.

Als erstes wechselten wir auf seine Anregung das Hotel. "Das Hotel Atlas sei nichts für uns", meinte er. Er brachte uns ins Hotel "Residence" mit grossem Swimingpool. Es war preislich viel günstiger und um einiges schöner als das Atlas-Hotel. Unser ehemaliges Hotel war eher für einsame Herren mit ihren Thai-Mädchen geeignet. Für uns war es irritierend, wenn wir ältere Männer von deutschen Kegelclubs mit jungen Mädchen sahen, die ihre Kinder hätten sein können. Die meisten konnten sich mit den Thai-Girls gar nicht unterhalten, schwärmten aber untereinander über ihre Eroberungen. Um diese Zeit begann es mit den "Sex-Reisen" nach Thailand.

Ich weiss leider den Namen unseres Thai-Führers nicht mehr. Er war echt bemüht, uns jeden Tag etwas Neues zu bieten. Eines Tages meinte er, ich brauche unbedingt einen Sport-Lumber, wie er einen trug, mit vielen kleinen Taschen. Er führte uns zu einem Schneider. Dieser nahm mir das Mass und bereits nach wenigen Tagen bekam ich meinen Mass-Lumber mit den vielen Taschen. Ich konnte diesen jedoch nur kurze Zeit tragen, denn er war wirklich auf Mass genäht, während ich etwas Kraft ansetzte.

Ein anderes Mal führte er uns in ein Schmuck-Geschäft. Ich war alarmiert, weil ich in verschiedenen Reiseführern gelesen hatte, dass man hier leicht betrogen werde und nur Ramsch-Ware bekommt. Ich war skeptisch, als der Verkäufer uns immer schönere und teurere Stücke zeigte und Doris bei einem grossen grünen Smaragd hängenblieb. Er war lupenrein und hatte keine sichtbaren Einschlüsse, was bei einem Smaragd ungewöhnlich und äusserst selten ist, wie ich später in der Literatur nachlesen konnte Ich war hin- und hergerissen. Mein Kopf sagte mir "Nein", aber mein Herz stand auf Doris Seite. Es sollte mein verspätetes Hochzeitsgeschenk werden!

Ob es herausgeworfenes Geld war? 300 Franken habe ich bezahlt. Für damals viel Geld. Aber Doris war glücklich. Jahre später beim Abschluss einer Schmuckversicherung hat Doris den Smaragdring bei einem Basler Juwelier schätzen lassen. Er wurde mit Fr. 3'000.-- eingeschätzt. Ich bin heute noch nicht sicher, ob sich der Juwelier nicht getäuscht hat! Ich vermute eher, dass es sich um einen lupenreinen Turmalin handelte.

Fahrt zu den Floating Markets
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Bereits nach kurzer Zeit war ich von Thailand begeistert. Ich hätte Wochen hier für Ausflüge in und ausserhalb Bangkoks verbringen können. Aber unsere Zeit war beschränkt. ChiangMai stand noch auf unserem Programm. Mit unserem Thai-Freund fuhren wir im Bus die rund 800 km in den Norden. Links und rechts der Strassen sahen wir Unerwartetes: grasende Wasser-Büffel, aber auch verünglückte Lastwagen in einem Strassengraben. Unser Thai war ganz aus dem Häuschen, als er im Bus einen hohen Militär entdeckte, den er kannte. Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit. Alle 1-2 Stunden hielt der Bus an einer "Raststätte", damit die Passagiere auf die Toilette gehen oder sich etwas zum Essen kaufen konnten. Es war wie auch heute noch. Die Thais geniessen das Reisen auf ihre Art und shoppen, wo es geht. Wir begnügten uns mit Fried Rice (Reis mit Gemüse und ein wenig Fleisch), denn wir hatten Angst vor hygienischen Problemen.

Angekommen in Chiang Mai begaben wir uns in das einzige grosse Hotel mit Europa-Standard und fragten nach einem Zimmer. Damals gab es noch kein Internet. Wir haben deshalb auch noch kein Zimmer gebucht. Aber es klappte. Was macht man als erstes in einem modernen Hotel nach einer langen Reise in asiatischen Ländern? Man geht auf die Toilette. Aber oh Schreck, das Klosett war am Boden nicht angeschraubt und verrutschte, als ich mich darauf setzte. Nach dem Zimmer-Wechsel konnten wir uns erleichtern.

Damals verirrten sich nur wenige Touristen in ChiangMai. ChiangMai war die nördlichste zivilisierte Stadt Thailands im "Goldenen Dreieck", bevor es in den Opium-Dschungel ging. Weiter traute sich nur das Militär. Das Gebiet war unter Kontrolle der Opium- und Herion-Händler. Wenn wir aus dem Hotelfenster schauten, sahen wir Färbereien mit roten Tüchern, die zum trocknen aufgehängt waren. Wir machten nur einen kleinen Ausflug in eines der umliegenden kleinen Dörfer. Sandige Strassen und kleine Hütten links und rechts. Es war schon etwas beängstigend.

Zum Abschluss unserer ChangMai-Reise brachte unser Thai-Führer als Geschenk einen grossen Papier-Sonnenschirm mit. "Er wolle nämlich hier bleiben", berichtete er uns. Wir hatten grosse Mühe ihm zu erklären, dass wir sehr erfreut seien, aber den Sonnenschirm leider nicht ins Flugzeug bringen können.

Thailand: Vergleich zur heutigen Zeit

Heute beim Schreiben dieser Zeilen (Mai 2016) bin ich selber ein halber Thailänder. Bereits 8 mal verbrachte ich dort den europäischen Winter. Das heutige Thailand resp. Bangkok ist nicht mehr zu vergleichen mit dem vor 40 Jahren. Damals bestand der übliche Strassen-Belag aus Strassensteinen "B'setzi-Steine". Es rüttelte und schüttelte wenn die alten Taxis darüber fuhren. Der ganze Verkehr lief ebenerdig auf einer Ebene ab, heute sind 2-3-stöckige Hochstrassen und dazwischen noch eine Hochbahn der "Skytrain" und im Untergrund die U-Bahn. Früher musste man mit einer Fähre vom einen Ufer des Chaya Phraya zur anderen Seite fahren. Heute führen mehrere grosse Brücken über diesen mehrere 100m-breiten Fluss. Früher gab es in Bangkok auf den unzähligen Klongs noch schwimmende Märkte. Heute sind die Klongs mehrheitlich verschwunden, wurden aufgefüllt und machten Strassen Platz.

Damals musste man beim Essen sehr aufpassen. Das Risiko war hoch, eine Krankheit aufzulesen. So hatte Doris während ihrer Flugzeit sich mit Amöben-Ruhr angesteckt und war mehrere Wochen arbeitsunfähig. Es war schlechtweg verboten, Salate und Ungekochtes zu essen. Dies, weil die Gemüse-Felder mit Wasser der Klongs bewässert wurden. Dieses Wasser war jedoch voller Fäkalien, weil die Anwohner ihre Abwässer in die Klongs führten. Heute ist dies nicht mehr der Fall. Die Abwässer werden gesammelt und das Wasser für die Bewässerungen kommt aus grossen Wasser-Reservoirs in den Bergen.

Eis in Getränken war damals ein Tabu, denn das Eis war wegen des schlechten Wassers oft verschmutzt und hygienisch nicht einwandfrei. Noch heute sollte man kein gecrashtes Eis benutzen, sondern nur das mit dem "Loch in der Mitte". Dieses wird nämlich mit sauberem, gereinigtem Wasser über Kühlrohre erstellt.

Damals wurde man auch mit Getränken betrogen. Man durfte deshalb nur Original-Cola in verschlossenen Flaschen trinken, denn die Thais füllten leere Cola-Flaschen mit Immitationen wieder auf. Heute ist dies kein Thema mehr. Man kauft sich die Getränke in den ALU-Dosen oder vom Händler.

Weiterflug nach Hongkong

Nach 2 Wochen in Thailand ging unsere Reise weiter nach Hongkong, wo wir knapp 1 Woche bleiben wollten. Hongkong war damals berühmt fürs günstige Einkaufen von Foto-Kameras und Unterhaltungs-Elektronik. Noch berühmter oder berüchtigter war Hongkong wegen seines Flughafens zwischen Stadt und Meer. Der waghalsige Anflug von den Bergen über die Stadt zwischen den Hochhäusern hindurch machte den meisten Passagieren Angst. Der Anflug samt Landung gehörte zu den gefährlichsten in der Luftfahrt. Es durften nur solche Piloten landen, die ein entsprechendes Training und auch Prüfung vor den Hongkonger-Flughafen-Behörden abgelegt hatten. Ich kann es bestätigen, der Lande-Anflug erfolgte zwischen den Hochhäusern im steilem Sink-Flug in Richtung Landebahn, die ins Meer hinausgebaut war.

Chinesischer Abacus
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Hongkong war wirklich das einmalige Shopping-Paradies dieser Erde. In den fremdländisch anmutenden Strassen voller farbigen und chinesischern Schriftzeichen gab es alles zu kaufen. Die chinesischen Händler hatten zwar bereits elektronische Rechner im Angebot, rechneten selber immer noch mit unwahrscheinlicher Fingerfertigkeit und Technik mit dem Abacus, einem über 3'000 Jahre alten Rechengerät. Die Händler waren mit diesem mechanischen Rechengerät bei Addition und Substraktion viel schneller, als mit den modernsten elektronischen Hilfsmittel.

Als erstes galt es, eine neue Spiegelreflex-Kamera zu kaufen, weil meine "alte" Pentax beim Hinflug eigentümliche Verschluss-Geräusche abgab. Ich war mir zwar nicht mehr sicher, ob dies nicht nur eine Frage des Druckausgleichs in der Flugzeug-Kabine war oder ein realistischer Schaden, aber nun hatte ich mich doch auf eine neue moderne Kamera eingestellt und gefreut.

Als Schutz gegen Fälscher und unseriöse Händler gab das Hongkonger-Gewerbe eine Liste von seriösen und authorisierten Geschäften heraus. In solchen Geschäften informierte ich mich über mögliche Kameras und deren Preise. Schlussendlich erstand ich mir eine moderne Minolta-T102 mit integriertem, halbautomatischen Belichtungsmesser, einem 50mm-Normal- und einem 135mm-Teleobjektiv. Zoom-Objektive waren noch unbezahlbar. Der Belichtungsmesser mass die Belichtungsdaten durch das Objektiv, man musste aber die Blende und Belichtungszeit von Hand einstellen.

Fotografiert hat man zur damaligen Zeit ausschliesslich mit analogen 35mm-Filmen, sei es als farbige Dias, als Farb-Negativ- oder Schwarz-Weiss-Negativ-Bilder. Ob ein Bild gelungen oder schlecht war, wusste man erst, wenn der eingeschickte Film entwickelt und auf Papier vergrössert wurde. Ein Kodak Dia-Film mit 36 Bildern kostete damals samt Entwicklung zwischen 15 und 20 Franken. Eine Papierkopie 6x9 cm kostete Fr. -.50, eine Vergrösserung einiges mehr. Wie einfach ist es doch heute im Zeitalter der digitalen Fotografie. Wir können unendlich abdrücken, die Bilder am Fotoapparat selber oder am PC anschauen und nur die besten Bilder vergrössern lassen, falls überhaupt.

Hongkong war damals noch eine englische Kronkolonie und wurde erst Ende 1997 China übergeben. Seither hat sich Hongkong enorm gewandelt, nach meiner Meinung zum schlechten. In Hongkong gibt es zur Zeit fast nur noch Luxus-Tempel von Cardin, Omega, Armani, Gucci etc.

Erkunden von Hongkong:
Mit öffentlichen Verkehrmittel machten wir eine grosse Tour vom Festland Kowloon, wo wir wohnten, hinüber zum Hongkong Island mit dem alten Fischer-Hafen Aberdeen, den Dschunken und Sampans. Im Hafen von Aberdeen wohnten die Boats-People, Flüchtlinge aus China. Auf dem Wasser waren sie sicher, durften aber das Festland (offiziell) nicht betreten. Das Hinterland von Hongkong besuchten wir nicht. Interessant waren die Millionärs-Villen auf der Hongkong Insel. Millionäre, die ihr Geld mit den Kung-Fu-Fighting- Filme gemacht haben. Hongkong hatte damals eine grosse Film-Industrie.

Ein feudales Nachtessen:
Bereits in Thailand war alles neu für uns. In Hongkong passte gar nichts mehr zusammen. An einem der ersten Abend besuchten wir ein typisches chinesisches Restaurant im 1. Stock. Es waren nur Einheimische im Lokal. Anhand der englischen Speisekarte bestellten wir Vorspeisen und Hauptgänge. Die Preise waren extrem tief. Es fiel uns schon auf, dass die Gäste um uns herum uns beobachteten und die Kellner begeistert waren, ob unserer Bestellung. Als das Essen kam, wussten wir warum: Unsere Bestellung hätte für 10 Personen gereicht. Aber es schmeckte himmlisch.

Rückflug nach Hause

Alles hat einmal sein Ende. Auch mein erster Aufenthalt auf der anderen Seite der Erdkugel. Von Hongkong gings bei einer Flugzeit von 20 Stunden via Bangkok nach Zürich. Wie eingangs erwähnt, wurden wir in Zürch vom harten Winter mit ca. 20 cm Schnee überrascht.

 

Autobiografie von Max Lehmann
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