Unsere Mutter, Margrit Lehmann Schmitt, wurde am 24. Dezember 1911 Morgens um 7 Uhr in Hegenheim im Elsass geboren. Sie war die Aelteste von drei Kindern, dem Bruder Emil und ihrer Schwester Rosa. Mit 2 Jahren zog die Familie nach Basel, wo die Eltern Arbeit in der Seidenbandfabrik Vischer & Cie. AG fanden. Der Vater als Meister und die Mutter in der Weberei. Am 10. Mai 1928 erhielt sie das Schweizer Bürgerrecht.
Nach der obligatorischen Schulzeit und 2 Jahren Handelsschule zog es unsere Mutter in die Ferne. Sie fuhr 1930 nach England, Tenbury, Wales, wo sie in einer reichen Familie neben mehreren Bediensteten als Houseparlmaid (besseres Dienstmädchen) arbeitete. Nach 2 Jahren kam sie mit einem Retourbillet in der Tasche zurück zu einem Besuch nach Hause. Ihr Vater aber liess sie nicht mehr gehen, da er Angst hatte, dass sie in England bleiben würde.
Nach 2 Jahren, während denen sie als kaufmännische Angestellte arbeitete, packte sie erneut das Fernweh. Ueber eine Stellenvermittlung fand sie eine Stelle in Lyon, Frankreich als Erzieherin bei 5 Kindern. Obwohl es ihr sehr gut gefiel, blieb sie nur 6 Monate dort, da sie mit den Kindern deutsch sprechen sollte. Unsere Mutter aber wollte ihr Französisch verbessern.
Wieder zu Hause, meldete sie sich in Bern zur Ausbildung an der Schwesternschule Lindenhof an, um Krankenschwester zu werden. 1934 konnte sie mit der Ausbildung beginnen.
Schon vor der Schwesternschule lernte sie ihren zukünftigen Mann Willy Lehmann kennen. Er sang im selben Männerchor, wie ihr Vater. Erst die Schule, dann der Aktivdienst, beide mussten sich gedulden bis sie am 28. Feb. 1941 schliesslich heirateten.
1942 kam ihr Sohn Max, und drei Jahre später die Tochter Christina zur Welt. Die Kriegszeiten waren hart in Basel. Das Geld knapp, der Mann im Aktivdienst. Unsere Mutter musste mit Heimarbeit die Familie über die Runden bringen. Nach dem Krieg ging es langsam aufwärts.
Neben dem Haushalt, der sicher auch aufwendiger war als heute (ich sehe sie heute noch im Dampf der Waschküche vor dem grossen Waschkessel, der mit Feuer aufgeheizt wurde.), hatten meine Eltern einen Schrebergarten. Wir hatten verschiedene Beeren und viele Blumen. Ich kann mich erinnern, dass unsere Mutter den ganzen Sommer über am Unkraut jäten war.
Unsere Mutter war immer sehr aktiv und frohen Mutes. Sie war in der Schulpflege tätig und half im Quartierverein. Als wir in der Oberstufe waren konnte unsere Mutter im Kantonsspital eine Halbtagsstelle in der Nachsorge besetzen. Sie liebte es, unter Leuten zu sein.
Ihre grosse Leidenschaft war das Nähen. Jahrelang besuchte sie die Frauenarbeitsschule und nähte viele ihrer Kleider selbst. Jede freie Minute sass sie an der Nähmaschine bis in die späten Nachtstunden.
Mit 53 Jahren verlor unsere Mutter, bei einem Autounfall ihren Mann, und wir unseren Vater. Plötzlich musste sie ihr Leben selber in die Hand nehmen. Es war keine einfache Zeit.
Mit 65 Jahren hörte sie auf zu arbeiten und hatte fortan mehr Zeit für sich. Sie schloss sich Wandergruppen an und unternahm interessante Reisen in die ganze Welt. Sie besuchte mich für einige Wochen in Montreal, wo sie alleine auf Erkundung ging. Von ihren Reisen machte sie Dias, die sie dann in der Kirchgemeinde zeigte.
Viel Freude hatte unsere Mutter an ihren 5 Enkeltöchtern, die sie liebevoll Mamama nannten. Oft konnten sie nach Basel in die Ferien, wo unsere Mutter viel mit ihnen unternahm.
Leider liess mit ca. 80 Jahren ihr Augenlicht nach und sie sah immer weniger. Es schmerzte sie, dass sie nicht mehr nähen konnte. Auch fühlte sie sich nicht mehr gleich sicher auf den Beinen. Kurz entschlossen kaufte sie sich einen „Rollato“ und einen weissen Stock, meldete sich beim Blindenverband an und besuchte allerlei Kurse im Blindenzentrum Basel, sowie Ferienkurse in Landschlacht oder Gstaad Da sie nicht mehr lesen konnte, hörte sie sich regelmässig die Hörbücher der Blindenbibliothek an. Trotz der Sehbehinderung unternahm sie weiterhin Reisen und kam regelmässig mit dem Zug nach Rebstein.
Nach einem Spitalaufenthalt im Sommer 2006 konnte sie nicht mehr in ihre Wohnung zurück und entschloss sich nach Rebstein zu zügeln. Obwohl sie nie in ein Altersheim wollte, fand sie sich schnell im Geserhus zurecht und wohl. Sie war glücklich, wenn sie sich mit Leuten unterhalten konnte und wenn Aktivitäten stattfanden.
Die liebevolle Pflege hat sie sehr geschätzt und ihr Wunsch, friedlich einzuschlafen, hat sich erfüllt.
Unsere Mutter war eine tapfere, mutige und fröhliche Frau. Wir werden sie als Vorbild in unserer Erinnerung behalten.
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