10. Feb. 2015: Thailand ist eine Wundertüte

Was hat sich in Thailand seit dem Frühling 2014 verändert

Thailand ist eine Wundertüte. Einmal gilt dies, ein anderes Mal jenes. Was nicht gilt, muss aber auch nicht erlaubt sein. Es kommt immer auf die jeweilige Situation an. Ende Monat oder vor Weihnachten werden im Strassenverkehr  viele Vorschriften mit harter Hand durchgesetzt und Bussen ausgestellt. Vorallem die Farangs (Fremden) sind das Zielpublikum. Sie haben Geld. Alle Bussen gibt es ohne unnützen Papierkram. Man feilscht ein wenig um die Höhe und bezahlt die 200 Baht (Fr. 6.–). Man hat Bedauern mit den armen Polizisten, der auch Geschenke kaufen möchte.

Ich bin nun bereits 4 Monate in Thailand und erlaube mir zu berichten, was sich seit dem vergangenen Frühling (22.5.2014), als das Militär die Macht übernommen hat, verändert hat.

Bangkok Flughafen Suvarnabhurni

Es herrscht Ruhe in Thailand

Es ist überall Ruhe eingekehrt. Die mühsamen Protest-Umzüge und Belagerungen in Bangkok wurden aufgelöst. Für uns Farang eine gute Nachricht, denn wir leiden nur am Rande an der erhöhten (Kontroll-)Bürokratie, die seit der Machtergreifung des Militärs herrscht.  Meinungsäußerungen über die Politik und das Königshaus sind zurzeit verboten, denn seit dem Militärputsch im Mai gilt Kriegsrecht. Aber welcher Farang politisiert denn schon? Für mich bedeutet dies einzig, dass ich aufpassen muss, was ich hier in meinem Blog schreibe.

Die Armee-Chefs tragen nun zivile Kleider und versuchen sich auf dem internationalen diplomatischen Parkett, auch wenn sie sich mit dem Englischen schwer tun. Gegen die Korruption wollen sie vorgehen. Alle grossen Investitionen wurden gestoppt und sollen überprüft werden. Die Modernisierung der Thailändischen Eisenbahn um Jahre verschoben. Neue Steuern und Schutzgelder wurden erhoben. Ich als aussenstehender Farang kann diese Massnahmen nicht bewerten. Ich kenne die Grundlagen nicht.

Von Zeit zu Zeit werden die laufenden Programme der Fernsehsender durch Militär-Informationen überdeckt. d.h. mitten in einer Comedy-Sendung, die das Volk ja so liebt, erscheint der Armeechef und Ministerpräsident und spricht während 10-15 Minuten zum Volk. Die Zuschauer in den Samsung-Shops und den Elektronik-Märkten merken aber schnell, dass dies nicht mehr zur Comedy gehört und verlassen die Geschäfte.

Hier in Hua-Hin habe ich nicht mehr Militär oder Polizei gesehen, wie in der Vergangenheit. Ist auch logisch, denn ich befinde mich in einer Königsstadt und Stadt der Gelb-Hemden. Die Gelb-Hemden sind die Reichen und stehen auf der Seite der Armee. Anders soll es in den nördlichen und östlichen Provinzen sein, weil dort die Rot-Hemden stark vertreten sind, die in den letzten demokratischen Wahlen im Juli 2011  über 65% der Stimmen erzielten. Die Armee versucht die Demokratie wiederhrzustellen, indem sie die Rothemden kalt stellt. Obwohl die Nachrichten und Zeitungen nur das berichten, was sie dürfen, hört man immer wieder, dass ein hohes Mitglied der Rothemden tot aufgefunden wurde. Von den Tätern keine Spur!

Wie ich aus zuverlässiger Presse entnommen habe, wirft „Amnesty International“ der Militärregierung in Thailand systematische Menschenrechtsverletzungen vor. (Mehr dazu siehe: http://www.dw.de/menschenrechtsgruppen-kritisieren-thailand/a-17914707)

Die Korruption wird durch Schutzgelder ersetzt resp. ergänzt

Aber auch in Hua-Hin hat das Militär durchgegriffen. So sind auch heute noch jeden Mittwoch die kleinen Ess-Shops samt ihren Liegestühlen am Strand von Hua-Hin verboten und weggeräumt. Anfänglich waren auch an den anderen Wochentagen die Shops und Liegestuhl-Vermieter verboten. Aber in der Zwischenzeit haben sich einige bereits arrangiert und sind zurückgekehrt. Man spricht von zusätzlichen Zahlungen resp. Schutzgeldern. In Thailand geht alles über Zahlungen. Dies ist auch der Grund für die Bedeutung der politischen Macht. Nur wer Macht hat, kommt ans Geld, an die Schutz- und Schmiergelder.

Die Korruption beginnt bereits weit unten bei den Polizisten. Ende Monat werden Fahrzeuge kontrolliert. Vorallem die Fremden, weil sie Geld haben. Irgendetwas finden die treuen Gesetzgeber immer und sei es nur, dass man zu schnell gefahren  ist. Wie bei den Lebensmitteln, haben auch die Bussen einen Tarif. Einmal höher, einmal tiefer. Abhängig von der Saison. 200 Baht (SFr. 6.–) ist der aktuelle Tarif.

Bereits ein Gefängnisaufenthalt ist teurer. Man kommt auch als Ausländer schnell ins Gefängnis. Es reicht ein Verkehrsunfall. Dann geht es  in die Sicherungshaft! Ich habe eine Motorrad- und Autoversicherung, darin ist enthalten, dass die Versicherung mich unverzüglich auslöst, d.h. die fällige Kaution bezahlt. Die Höhe der Kaution hat europäische Sphären, weil sie sich an die finanziellen Möglichkeiten der Fremden anpasst.

Einesteils versucht das Militär gemäss ihrem Sprachgebrauch, die Korruption einzuschränken und Gesetze durchzusetzen, es mutet aber eigenartig an, wenn ich auf den Märkten offiziell und offen gefälschte Marken-Uhren und Marken-Handtaschen kaufen kann. Dies war in den letzten Jahren nicht mehr möglich, weil dieses Business durch Razzias der Polizei unterbunden wurde. Hat sich da das Militär arrangiert?

Um das Thema Militär abzuschliessen stelle ich mir die Frage, wie die jetzigen Machthaber ihr Volk wieder in die Normalität zurückführen werden. Ich sehe da schwarz, denn mit Einschüchterungen und Unterdrückung der Meinungsfreiheit ist es noch nie gut gegangen. Im Moment wird die Mehrheit des Volkes, an den letzten Wahlen haben die Rothemden über 65% der Stimmen erzielt, unterdrückt und mundtot gemacht.

Vor wenigen Tagen am Sonntag-Abend 1. Feb. 2015 sind in Bangkok zwei Rohrbombe explodiert. Als vermutliche Folge sind mir in den letzten Tagen einige Strassensperren der Polizei und Militär rund um Hua-Hin aufgefallen. Welche Unruhestifter machen sich wohl da bemerkbar? Dies ist ein gefährliches Spiel und zeigt mir, dass es im Untergrund brodelt.

Was ist mir weiter aufgefallen?

Hohe resp. überhöhte Eintrittpreise in Nationalparks und Sehenswürdigkeiten für Touristen

Allein schon das Thema „Grand Palace“ in Bangkok sorgt immer wieder für einen kräftigen Aufreger. „Farangs“ zahlen 500 Baht Eintritt (entsprechend etwa 14 Euro), Thais besuchen den Königspalast kostenlos.

Ab sofort kosten beliebte Nationalparks wie Khao Yai, Inthanon, Erawan, Doi Suthep-Pui, Huai Nam Dan, Surin und Similan Islands für Ausländer zwischen 300 und 500 Baht; Thais bezahlen lediglich zwischen 50 und 100 Baht. Das ist das mehrfache für Thailand-Besucher!

Preise: Ein „Auf und Ab“

Die Lebenshaltungskosten in Baht sind etwas angestiegen. Das Benzin wurde um einiges günstiger. Ein Liter 91 Oktan  kostet nun noch etwa 31 Baht, d.h. etwa 90 Rappen. Mit der Bewegung des Schweizer Frankens wurde Thailand für uns Schweizr aber nochmals um fast 20% günstiger

Kreisel oder „Roundabout“:

Nun gibt es auch einen Kreisel in Hua-Hin. Es ist der erste Kreisel in Hua-Hin. Ein ganz kleiner, notabene am Ende der Soi112. Ich war ganz überrascht und bin prompt falsch gefahren, rechts herum, statt links herum. Das hinter mir fahrende Auto hat eine andere Variante gewählt: Er fuhr gerade durch resp. über den Kreisel. Für die Thais ist ein solcher Kreisel eher ein Hindernis, als eine Verkehrsmassnahme.

Helm-Tragpflicht für den Fahrer eines Motorrades:

Noch letztes Jahr hatte es überall Plakate mit dem Aufruf „Helme tragen, retten das Leben“. Es war Pflicht, dass der Fahrer einen Helm zu tragen hatte, nicht aber die Beifahrr. Bestimmt 90% der Thais trugen damals einen Helm. Diese Plakate sind alle weg und Helme tragen nur noch wenige Thais, vielleicht noch 10%. Ich habe auch keine diesbezüglichen Polizei-Kontrollen mehr festgestellt.

Regenzeit:

Ich bin nun bereits zum 7. Mail in Thailand. In den ersten 5 Jahren war die Regenzeit Mitte Oktober vorbei. Es regnete dann nur noch sehr selten. Aber bereits letztes Jahr änderte sich diese angenehme Situation. Bis Mitte November regnete es. Auch dieses Jahr dauerte sie bis zum Mondwechsel Anfang November.

Umbau und Neubau von Shopping-Centers:

Das neue Shopping-Center „Hua Hin Nadpob Market“ neben der Shopping-Mall bei der Stadtverwaltung ist nach nur 2 Jahren bereits wieder geschlossen und wird umgebaut in einen „Chinesischen Markt“. Es war ein totaler Flop. Der Käufer fühlte sich nicht wohl. Es konnte nur wenige Leute anziehen, während die „alte Shopping Mal“ direkt daneben rentierte.

Neue Shopping Center: Es sind weitere Einkaufs-Center im Bau. Das „Blue-Port“ mit eigenem Hotel mitten in Hua-Hin und gerüchteweise ein „CenterWorld“ zwischen Cha-Am und Hua-Hin..

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2 Kommentare

    • Gerhard auf 13. Februar 2015 bei 09:09
    • Antworten

    Lieber Herr Lehmann,

    gleich vorweg: Sie haben Ihren Artikel nicht fertig geschrieben.

    Seit ca. einem Jahr, als wir zum ersten Mal Solaris bereisten, stiess ich auf ihre tolle Homepage und lese seither regelmäßig Ihre Tagebücher – ich habe mir sie auch schon als Lesezeichen hinterlegt. Zwischenzeitlich bin ich schon immer gespannt, was Sie so Neues berichten. Wir hatten auch schon mal Kontakt per Mail, da ich einige Frage zu Solaris hatte.

    Schreiben Sie bitte fleißig weiter.

    Schöne Grüße aus dem kalten Europa

    Gerhard

    1. Hallo Gerhard

      Vielen Dank für das Feedback und die Korrektur an meinem Bericht. Ich bin immer froh, wenn ich auf Fehler aufmerksam gemacht werde. In diesem Fall handelte es sich um ein Ueberbleibsel eines vorigen Abschnittes

      Ich wünsch Ihnen eine gute Zeit und vielleicht sieht man sich wieder auf Solaris

      Liebe Grüsse aus der Wärme
      Max

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