Offener Brief an Daniel Vasella, den Abzocker-König der Schweiz

Der Skandal um Daniel Vasella weitet sich zu einer Affäre des Novartis-Konzerns aus. Es geht nicht nur um die offensichtliche persönliche Gier von Daniel Vasella, sondern um das Image des Novartis-Konzerns.

Grund: Vasella erhält in den nächsten Jahren 72 Millionen Franken dafür, dass er nicht für einen Novartis-Konkurrenten arbeitet. Der Millionen-Wahnsinn von Vasella kennt nach oben keine Grenzen.

Nachtrag: Vor kurzem hat er auf Grund der Empörung der Schweizer Bevölkerung nach langen Verhandlungen auf den Betrag verzichtet, aber im Gegenzug seine Konkurrenzklausel ausgehebelt. Er ist immer noch nicht einsichtig!

Man sollte nie schweigen und noch weniger eine Faust im Sack machen. Als ehemaliger Mitarbeiter von Novartis habe ich diesen offenen Brief geschrieben, auch im Namen vieler Novartis-Mitarbeiter, die sich nicht äussern dürfen!

Lieber Herr Vasella

Ich war jahrelang Mitarbeiter in der Informatik-Organisation bei „Sandoz“ und anschliessend nach der Fusion bei „Novartis„. Ich muss zwar gestehen, dass mich das herrschende Arbeitsklima nie aus den Socken riss, aber ich konnte damit leben. Ich konnte zu jener Zeit noch etwas durchsetzen und realisieren. Man durfte auch noch Fehler machen, ohne geköpft zu werden.

Ich war bereits damals überrascht, mit welchen Millionen-Salären Sie und die Geschäftsleitung sich ausgestattet hatten. Ich konnte dies zwar nicht verstehen, aber doch einigermassen akzeptieren, weil es Novartis gut ging und dies eines der Verdienste von Ihnen war. Was Sie sich aber in den letzten Jahren und Monaten leisteten, lies mich nur noch den Kopf schütteln und mich fragen: Ist der Vasella krank? Woher nimmt er nur diese kriminelle Energie her, derart viele Gelder zu scheffeln? Er ist unersättlich.

Ich lege Ihnen den nachstehenden Artikel aus der Zeitung „20-Minuten“ bei. Die Zeitschrift gehört nicht unbedingt zu meinen Leibblättern, aber mir scheint, der Redaktor hat den Punkt getroffen. Sie haben mit der „72-Mio Abgangs-Entschädigung“ Ihr vorher noch akzeptables Image endgültig zerstört. Sie sind nun in der Schweiz aber auch in Wirtschaftskreisen eine Non-Person geworden. Ihr Image ist ruiniert! 30 Jahre stand es nie im Vordergrund, aber In diesem letzten Monat haben Sie ihr wahres Gesicht eines „krankhaften Geldschefflers“  offenbart.

Ich möchte Sie nicht mit den blutrünstigen Diktatoren in Afrika und Arabien vergleichen. Auch die haben Geld gescheffelt und konnten nie genug bekommen. Aber zum Schluss gingen sie meist unfreiwillig ins Exil. Wäre dies nicht auch ein Weg für Sie? In ein Land, in dem man sie als Abzocker nicht kennt?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen Lebensabend ohne Gewissensbisse

Ihr Max Lehmann

der in seinem ganzen Berufsleben soviel verdient hat, wie sie in weniger als 3-4 Monaten, und ich war kein einfacher Büetzer

 


Zeitungsartikel aus „20-Minuten“ vom 19. Feb. 2013:

Vasella macht den Barnevik

Novartis-Chef Daniel Vasella und Ex-ABB-Manager Percy Barnevik haben vieles gemeinsam. Beide gelten als klassische Abzocker – und beide reagierten erst, als es zu spät war.

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Ex-ABB-Chef Percy Barnevik und Novartis-König Daniel Vasella. Sie gehen als die grössten Abzocker in die Schweizer Wirtschaftsgeschichte ein.

 

Der abtretende Novartis-Präsident Daniel Vasella verzichtet auf seine Entschädigung in der Höhe von 72 Millionen Franken. Vasella und der Novartis-Verwaltungsrat haben den Vertrag über ein Konkurrenzverbot und die damit verbundenen Zahlungen annulliert, teilt der Pharma-Riese am Dienstag mit.

Der öffentliche Druck auf «Super-Dan» und seine Novartis war gross – zu gross, wie sich jetzt herausstellt. Aktionäre, Wirtschaftsvertreter und Politiker kritisierten den 59-Jährigen scharf für sein Verhalten. Nun sagt der geläuterte Vasella, er habe verstanden, dass in der Schweiz der Betrag für die Einhaltung des Konkurrenzverbots als unverhältnismässig hoch empfunden werde. Diese Einsicht kommt reichlich spät – zu spät.

Vasella und der «Populismus»

Vasella, der in seinen bald 17 Jahren an der Spitze des Pharmakonzerns Novartis mehrere Hundert Millionen eingestrichen hat, wird neben Ex-ABB-Manager Percy Barnevik als einer der grössten Abzocker in die Schweizer Wirtschaftsgeschichte eingehen. Und er wird als der Manager in Erinnerung bleiben, der ohne es zu wollen eine Initiative womöglich bereits im Vorfeld entschied. Den Gegnern der Abzocker-Initiative hat er mit seinem Verhalten einen Bärendienst erwiesen.

Das Malheur nahm seinen Anfang im Interview mit dem Schweizer Fernsehen vom 23. Januar. Vasella flüchtete sich einsilbig in Mehrdeutigkeiten (siehe Video unten): Es sei zwar richtig, dass er einem Konkurrenzverbot unterliege, und gemäss Geschäftsbericht dafür marktgerecht bezahlt werde. Konkrete Angaben, wie viel er für das Konkurrenzverbot kassiert, vermied Vasella tunlichst. Dafür garnierte er seine Antwort mit einem vielsagenden Lächeln.

Barnevik vom Topmanager zum Buhmann

Vasella ist in bester Gesellschaft. Sein Image ist ruiniert. Erst verschleierte Novartis die Abfindung, dann stritt Vasella alles ab und gab erst klein bei, als die Abfindung am Freitag aufflog. Ähnlich erging es dem Ex-Chef des Technologiekonzern ABB. Nach eine Knall im Aufsichtgremium trat Percy Barnevik 2001 aus dem ABB-Verwaltungsrat zurück und kassierte 148 Millionen Franken an Pensionszahlungen und Boni.

Der Technologiekonzern stand zu diesem Zeitpunkt wegen eines Asbest-Skandals in den USA am Rande des Zusammenbruchs. Barnevik musste später 90 Millionen zurückzahlen. Der Schwede hatte die Fusion des schwedischen Asea-Konzern mit Brown Boveri (BBC) in der Schweiz geleitet. Er galt in den neunziger Jahren als einer der einflussreichsten Manager in Europa. Heute ist er nur noch der Buhmann, der ABB fast in den Ruin trieb.

Wenn der öffentliche Druck zu gross wird

Barnevik und Vasella: Beide waren sie Chairman und sassen im Verwaltungsrat derselben Firma. Beide Manager verzichteten erst auf ihre Abfindungen, als der öffentliche Druck – oder wie in Barneviks Fall der juristische Druck – zu gross wurde. Beide sahen sich im Recht. Beide haben sie den Weg gebahnt für die Abzocker-Initiative, die am 3. März mehr als nur gute Chancen besitzt, dass sie vom Volk angenommen wird. Und sie beide haben erst reagiert, als der Schaden bereits angerichtet war.

Die Diskussion um Boni und Managerlöhne sei verständlich und erschreckend zugleich – erschreckend, weil die Diskussion purer Populismus sei und zu kurz greife. Das sagte Daniel Vasella 2008. Und genau diesem «Populismus» hat der Bündner in den letzten Wochen Vorschub geleistet. Das System Vasella ist grandios gescheitert.


Nachtrag vom 5. März 2013: Abzocker-Initiative vom 2./3. März 2013

In einer denkwürdigen Volksabstimmung hat das Schweizer Volk der sog. Abzocker-Initiative mit 68% der Stimmen zugestimmt. Ich kann mich an keine Abstimmung mit einer derartigen Zustimmung erinnern. 2/3 der Schweizer haben den Abzockern wie Vasella die rote Karte gezeigt. Sie sind nicht mehr erwünscht!

 

 

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2 Kommentare

  1. Nachtrag vom 10. März 2013: Daniel Vasella geht nach USA ins Exil

    Was nützt ihm nun all sein vieles Geld. Die Vergangenheit hat ihn eingeholt. Er ist unbeliebt und hat keine Freunde mehr in der Schweiz, weder in der Wirtschaft noch beim Mann auf der Strasse. Es ist, als ob ein Geächteter seiner Heimat den Rücken zukehre, als hätte ihn ein ganzes Land verstossen.

    Ich glaube, mit dieser Vermutung liegt er nicht weit weg von der Realität. Charakterlich hat er total versagt. Vielleicht findet er als Bündner seine Ruhe, weitab von seinen geliebten Bergen, bei den Amis, die solche Typen eher bewundern.

    • Frans van Dijck auf 12. März 2013 bei 06:42
    • Antworten

    Max,
    Gratuliere, dein Bericht finde ich super treffend. Gruss Frans

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