Nacht über Saigon (Ho Chi Minh City)

Vietnam-Tour mit Hummer, Sichel und Mountainbike
2. - 22. Nov. 2012: Radfernfahrt von Ho Chi Minh City (Saigon) nach Hanoi

Ueberblick:

Radfernfahrt durch Vietnam 2012
Strecken- und Etappenplan

Im Gegensatz zur letztjährigen "Tour de Thailand" war diese "Vietnam-Tour" weniger eine Fernfahrt, um von A nach B zu gelangen, als ein 17-tägiges Ereignis mit einzelnen Radausfahrten in sehenswerten Gegenden unterschiedlicher Länge. So waren die Tages-Etappen immer eine Kombination aus Rad- und Busfahrten, um das nächste Ziel und Hotel zu erreichen. Dies führte auch dazu, dass wir bereits kurz nach dem Start in Saigon mit dem Flugzeug etwa 300 km nach Dalat flogen und später auch noch mit der Eisenbahn einen grossen Teil des weniger interessanten Zentral-Vietnams überbrückten.

Wir starteten am 4. November 2012 im südlichen Saigon (Ho Chi Minh City) und beendeten die 17-tägige Fahrt am 20. November in Hanoi, und legte dabei 721 km auf dem Mountain-Bike zurück. Ich selber erweiterte meinen Aufenthalt in Vietnam mit je 2 Zusatznächten am Start- und Endpunkt.

Vietnam ist ein höchst interessantes Land, geprägt von seinen vielen Kriegen. Das vietnamesische Essen hat mir extrem gut geschmeckt. Lecker, würden ein Deutscher sagen. Mit der Bevölkerung hatte ich so meine Probleme. Sie konnten sehr nett sein, wenn es um ein Geschäft ging, dann aber auch abweisend, wenn es sich zerschlug. Die Beamten und Autoritätspersonen demonstrierten ihre Macht schonungslos. Einmalig wie ich am Flughafen durch eine uniformierte Einweiserin bei der vietnamesischen Zollbehörde behandelt und angeschrieen wurde, weil ich nicht im Laufschritt in die von ihr mir zugewiesene Kolonne stand. Ganz im Gegensatz zu meiner Ankunft in Thailand, wo mir lächelnd angeboten wurde, in eine freie Kolonne für Einheimische einzustehen!

Die Fahrt und Routenwahl, die Hotels, das Essen und die Guides waren ausgezeichnet. Weniger gut, zum Teil mangelhaft war der technische Zustand der Räder, die wir vom Veranstalter "SpiceRoad" mieteten. Sie waren mehrere Jahre alt und die Schaltungen schwergängig oder auch nicht mehr recht funktionierend. Das erste Rad auf meiner zweiten Streckenhälfte in Nord-Vietnam musste ich bereits am ersten Tag auswechseln, weil die Hinterrad-Bremse und die Schaltung klemmte. Man konnte das Hinterrad bei vollem Bremsen drehen! Auch das Ersatzrad hatte seine Mängel. So konnte ich nicht mit dem Daumen das vordere Kettenblatt wechseln. Ich musste meine Faust zu Hilfe nehmen, um mehr Druck auf den Hebel zu bringen. Ein typischer Fall magelhaften Unterhalts.

Während die Mountainbikes der ersten Teilstrecke noch neue Reifen montiert hatten, waren die der zweiten Teilstrecke im Norden Vietnams mehrere Jahre alt und die Reifen teilweise ohne Profil. Dies war naturgemäss sehr gefährlich, mit solchen Slicks auf nassen Asphalt- und Naturstrassen zu fahren. Ueber die Qualität der Reifen der zweiten Teilstrecke geben die 3 Reifenschäden bei 13 Bikes innerhalb der ersten 2 Tage bestens Auskunft.

Während ich mich in der letztjährigen "Tour de Thailand" oder auch anderen mehrtägigen Rad-Veranstaltungen über das vom Anbieter meist speziell bedruckte Renndress freuen konnte und dies auch zu gelungenen Fotos führte, wurde bei SpiceRoads gespart. Es gab nur ein ordinäres bedrucktes weisses T-Shirt ohne Rückentaschen, und erst noch nur bis zur L-Grösse. (Ich bin etwas muskulöser und benötige XL oder sogar XXL) Wir alle waren enttäuscht. Es wurde nur ganz vereinzelt, vorallem bei schmutzigem Wetter angezogen. Ich habe meines zum Schluss, als es total braun verdreckt war, weggeschmissen, denn es war des Waschens nicht wert.

Die Streckenwahl war gut gelungen. Sie führte uns mehrmals über Hügel, Berge und Pässe bis gegen 1'600 m mit Steigungsprozenten meistens zwischen 5-12%. Wenn ich dies zum voraus gewusst hätte, ich hätte mich bestimmt nicht angemeldet. Aber ich habe dabei viel gelernt, zum Beispiel meine Kräfte einzuteilen. Ich war immer bei den Stärksten, weil ich zum Schluss noch zusetzen konnte. Für mich waren die beiden rasanten Abfahrten über 11 und 30 km bis ans Meer ein einmaliges Erlebnis.

Die Strecke führte selten über stark befahrene Strassen, meist auf Nebenstrassen durch Dörfer, Landwirtschaftszonen und dem Strand entlang. Es war unvergesslich zu erleben, wie uns die Kinder mit strahlenden Augen und "Hello-"Rufen begrüssten und uns immer wieder abklatschten. Eindrücklich aber auch das Leben auf dem Lande mit den Wasserbüffeln, den Ochsen-Karren, dem Reis-, Ananas- und Kaffeeanbau, den Frauen mit ihren an einer Bambusstange hängenden zwei Körbe voller Lasten.

Das Wetter war nicht nach meinem Geschmack. Sehr oft bedeckt oder regnerisch. Es hätte aber noch schlimmer sein können, wie mich die Guides beruhigten. In den 3 Gebieten Vietnams, dem Süd-, Zentral- und Nordvietnam herrscht immer irgendwo Regenzeit. Die Gruppe, die 1 Woche nach uns in Saigon gestartet war, musste die Zentral-Vietnam-Fahrt wegen Regen abbrechen und im Bus absolvieren.

Ich habe sowohl meine Kritikpunkte als auch meine Komplimente an den Veranstalter "SpiceRoad" in ihrem Feedback-Formular in englischer Sprache beschrieben, aber bis zur Veröffentlichung dieses Erlebnis-Berichtes keine Reaktion vernommen. Eigenartig, dass sich das Management nicht der Probleme annimmt.

Eine Radfernfahrt durch Vietnam ist grundsätzlich empfehlenswert, aber Achtung mit den Anstiegen. Den Anbieter "SpiceRoads" kann ich nicht mit gutem Gewissen empfehlen. Die Fahrräder sind in zu schlechtem und gefährlichem Zustand.

Aufarbeitung des Rohmaterials bis zum Bericht: Für meine Fahrt hatte ich einen eigenständigen Notebook bei mir, auf dem ich meine Fotos speicherte und jeden Abend den Tagesbericht in Grobfassung verfasste. Während der Fahrt habe ich viele Ideen und Erlebnisse, die ich entdeckte und mir durch den Kopf gingen, auf mein Diktiergerät gesprochen. Mein "mobiler" LUMIX-Fotoapparat, mittlerweilen bereits 5 Jahre alt, war wiederum immer bei mir und hat seine Dienste zur vollen Zufriedenheit auch bei garstigstem Wetter geleistet, auch vom fahrenden Rad herab. Meine neue Canon-Spiegelreflex nutzte ich nur ausserhalb der sportlichen Aktivitäten, aber sie war Spitze. Gegen 3'000 Bilder mussten schlussendlich gesichtet und ausgewählt werden, was mir aber erst in Hua-Hin gelang. Mein Ziel bleibt ein kurzweiliger, unterhaltsamer Bericht, dokumentiert mit wenigen, aber gelungenen schönen Fotos im Grossformat.

Das letzte Korrekturlesen habe ich am 20. Dez. 2012 erledigt, aber ich finde immer wieder den einen oder anderen Fehler oder eine schlechte Formulierung. Bitte habt Verständnis.

Bildqualität und Darstellung:
Um eine bestmögliche Bild-Qualität in Bezug auf Schärfe, Kontrast und Farben anzubieten, habe ich die Bilder in hoher Auflösung zwischen 150-220 kB je Bild abgespeichert. Dies ist schön fürs Auge, hat aber den Nachteil, dass es etwas Zeit braucht, bis das einzelne Bild hochgeladen resp. auf dem Bildschirm dargestellt ist. Aber zwischenzeitlich kann man ja den Text lesen.

Ich wünsche Euch viel Vergnügen und freue mich auf jedes Feedback.
Max, der für Euch per Bike durch Vietnam geradelte Reporter

 

 
2. - 4. Nov.: Flug von Bangkok nach Ho Chi Minh City (Saigon)
Unterkunft: Northern Hotel***
 
Der renovierte "alte" Flugplatz von Bangkok "Don Mueang"
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Ich war noch nie in Vietnam, so wollte ich wie bereits letztes Jahr auch diesmal ein paar Tage früher an den Startort der Radfernfahrt fliegen, um mich in Saigon umzuschauen. Am Freitag, 2. November holte mich die Limo von Mr. Wanlop in Hua-Hin ab und brachte mich wie gewohnt für 2'000 Baht in 2½ Stunden auf den alten Flughafen "Don Mueang" von Bangkok. Wer erinnert sich nicht noch an die deprimierenden Bilder, dîe ihn letztes Jahr so berühmt gemacht hatten, als der Flugplatz um die 3 m unter Wasser stand und das Wasser bis knapp unter die Eingangstüre der abgestellten Flugzeuge reichte.

Ich war erstaunt. Von all den Schäden sah man nichts mehr. Alles ist renoviert und neu gestrichen. Neue Teppiche, tolle Geschäfte und eine grosse, noch etwas überdimensionierte Abflugshalle machten einen überzeugenden Eindruck. So schnell kam ich noch nie durch die Gepäckkontrolle und die Immigration.

Einzig beim Einchecken musste ich meinen Geldbeutel zücken, weil ich 2.3 kg Uebergewicht hatte. Da gab es kein Augen zudrücken, denn ich flog mit der AirAsia, einer Billigfluglinie. 1'575 Baht resp. etwa Fr. 50.-- kostete dieser Spass, bei einem Flugpreis für den Hinweg von etwa Fr. 110.--. Vielleicht müsste ich mir einen leichteren Koffer zutun und den uralten und schweren Samsonite ersetzen. Die Samsonites gehen einfach nicht kaputt!

Ich flog mit der Air Asia, eben einer Billigfluglinie, so habe ich auch kein Essen bestellt. Auf diese Sandwiches oder die Schnellgerichte konnte ich verzichten. Ich konnte aber in der Abflughalle bei McDonalds nicht wiederstehen, wieder einmal einen Doppelburger mit Pommes und Cola für 199 Baht (entspricht ca Fr 6.--) zu bestellen. Das wichtigste: Es hat geschmeckt!

Exakt um 16 Uhr hob die Airbus 320-200 bei schönem grau-blauem Himmel ab und 1½ Stunden später landeten wir bereits in Ho Chi Minh City (Saigon) auf nasser Piste. Es muss kurz vorher geschüttet haben, rundherum war alles nass. Vietnam verlangte zwar ein Visum, aber es ist kein Einreise-Formular auszufüllen. So ging es problemlos und schnell durch die vietnamesische Immigration und den Zoll, der jedes Gepäckstück durchleuchtete, damit ja nichts verbotenes ins Land gelangte.

Was man in Vietnam zum Leben braucht: Geld und einen Roller
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Dann galt es vietnamesisches Geld zu wechseln. Ich opferte 50 US-$ und erhielt dafür 1'037'000 Dong. Ich war wieder einmal Millionär! Wie früher in Jugoslavien, als ich Geld in cm dicken Bündeln erhielt.

Gleich neben der Wechselstube schnappte mich ein Taxi-Vermittler und bot mir die Fahrt ins Hotel an für 10 US-$. Ich war etwas müde und wollte mich auf keine Experimente einlassen. So akzeptierte ich das Angebot, was sich im Nachhinein als gut erwies, denn so konnte ich die Wartekolonne anderer Mitreisenden umgehen. Schlussendlich bezahlte ich etwa 10% mehr, als ich gemäss Taximeter-Uhr ätte ausgeben müssen.

Als erstes ein paar Informationen zu Vietnam:

Strassenverkehr in Vietnam
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Der Strassenverkehr in Vietnam:
Als ich in Vietnam ankam und eben aus dem Flugplatzgebäude hinaustrat, da erlebte ich meinen ersten Kulturschock in diesem Lande: Der Strassen-Verkehr. Es ging wieder rechtsherum d.h. es herrscht Rechtsverkehr, im Gegensatz zu Thailand. Dann waren alle Mofa-Fahrer samt Sozius-Mitfahrer behelmt und es gab unzählige Mofa-Fahrer. Ich wusste aus dem Reiseführer, dass Vietnam eine der höchsten Todesraten im Strassenverkehr zu vermelden hat. Aber was ich hier erlebte, hätte ich mir nie im Traum vorstellen können. Hunderte und aber-Hunderte von Rollern und Motorräder rasten kreuz und quer daher. Dazwischen ein paar Fahrräder und auch Autos. Sie kamen von allen Seiten. Nach dem hier erlebten, muss ich sagen, der Verkehr in Bangkok ist nichts. Ein Kindergarten! Ich bin froh, dass ich den Vietnam-Verkehr in den beiden Städten Saigon und Hanoi als Fussgänger unverletzt überstanden habe.

Zu diesem Verkehr gehört aber auch Hupen, ein Hupen in allen Tonarten und Lautstärken. Die Fahrer hupen nicht, weil sie zornig sind oder mit der Hupe dem anderen die Meinung sagen wollen, wie es die rechthaberischen Deutschen und Schweizer so gerne tun. Nein, sie wollen etwas damit ausdrücken: "Achtung ich komme!", "Gib Gas, sonst erwisch ich Dich noch!", "Hallo, ich bin auch noch da!, "Schau zurück, ich komme!", oder auch nur aus Freude am Hup-Konzert.

In Vietnam gibt es eine praktizierte klare Strassenverkehrsregel: "Der Stärkere gewinnt und ist im Vorteil!" Und so wird auch gefahren wie der Teufel. Im Zweifelsfalle weicht der Roller einem Auto aus. Aber wehe, es sind mehrere Roller im Kreuzverkehr, denn hat auch das Auto wenige Chancen, denn die Roller sind wendig und schnell. Am meisten Rechte haben aber die Lastwagen und unmittelbar danach die Autobusse. Sie fahren am rücksichtslosesten. Sie sind am besten geschützt und bringen am meisten Masse auf die Strasse. Man tat gut daran, immer ein Ohr offen zu halten, wenn sich von hinten ein Auto oder gar ein Bus/Lastwagen mit Hupe meldete. Dann galt es einen Ausweichweg bereit zu halten, damit man im schlimmsten Fall fluchtartig abschwenken konnte. Mit defensivem Fahren in Extremis lebt man in Vietnam am längsten.

Wie gefährlich es in Vietnam zugeht, mag das erlebte Beispiel illustrieren: Wir fuhren im SpiceRoad-Bus auf eine Kreuzung zu. Es war für uns grün und da donnerte doch von links ein schwer beladener Lastwagen ungebremst über die Kreuzung. Er hatte dunkelrot! Wenn unser Chauffeur nicht gebremst hätte .... dann wäre mein Bericht obsolet geworden.

Leben in der Grossstadt Saigon
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Das "Northern Hotel"
... ist ein schönes, sauberes und modernes ***-Hotel ganz in der Nähe vom Saigon River in der Altstadt unweit vom Sheraton Hotel. Im 9. Stock hatte ich ein Deluxe-Zimmer. Das Dusch-Wasser ist eher kühl als warm. Als ich aus dem Fenster schauen wollte, sah ich direkt an die Hauswand mit Fenstern des Nachbarhauses, die noch viel höher ging. Toll !!!!

Ein gemütlicher Abend im Rest. Mitau:
Als der Magen sich bemerkbar machte, machte ich mich auf den Weg, dem schlechten Gefühl Abhilfe zu schaffen. Es war bereit gegen 19 Uhr. Ich wagte mich sogar 2x über die Strasse und schaute dabei den Einheimischen den Trick ab, dass man nur ohne zu zögern in gleichmässiger Geschwindigkeit die Strasse überqueren muss. Die Mofa-Fahren nahmen mich als Ziel wahr und umfuhren mich geschickt ... aber mein Herz klopfte.

Beim Finden eines guten und geeigneten Esslokals spielte der Zufall eine grosse Rolle. Viele der Restaurants haben nämlich am Eingang Türsteher, die einem mit allen Mitteln versuchen rein zu lotsen. Und dies mag ich gar nicht. Aber auf der anderen Strassen-Seite entdeckte ich ein kleines Restaurant im 1. Stock ohne solche aufdringlichen Männer. Die Speisekarte war zwar in vietnamesisch, aber mit Bildern. Also ging ich hinein und wurde von einer älteren Dame an einen Tisch gebeten. Es war die Besitzerin, wie es sich später herausstellte. Es war ein gemütlicher kleiner Raum mit 4-5 Tischen. Sie fragte mich nach meiner Herkunft, wie es in Asien so üblich ist. Dann erklärte Oanh, wie sie hiess, mir die typischen vietnamesischen Speisen und wie man diese isst. Sie erzählte von ihrem Sohn, einem erfolgreichen Profi Golfer. Er sei vietnamesischer Meister, meinte sie stolz.

Schon kurz darauf setzte sich an den Nebentisch ein anderer Asiate. Wir kamen bald ins Gespräch. Es war James aus Hongkong. Er war zwar ein Vietnamese, aber während des Vietnam-Krieges nach Hongkong geflohen. Immer wieder dieser Vietnam-Krieg. Er arbeitet in der dortigen chinesischen Verwaltung. Früher auf der britischen Seite, jetzt auf der kommunistischen. In Hongkong sei es eine liberal-kommunistische Variante, die markt-wirtschaftlich funktioniert. Es wurde ein lustiger und herzlicher Abend.

Nach einem wirklich feinen Essen und 2 Bier begab ich mich auf den Heimweg. Aber den fand ich nicht mehr. Dies ist mir das erste Mal passiert. Ich wusste nicht mehr, wo sich mein Hotel befand. Ich war total daneben und musste mehrmals nach dem Weg fragen. Glücklicherweise hatte ich die Hotel-Visitenkarte bei mir. Im Nachinein realisierte ich das "Warum". Ich kam ja erst in Saigon an und hatte mir noch keine Fix-Punkte für meine Orientierung festgelegt. Ich spazierte einfach los, einmal nach rechts und die nächste Strasse nach links. Am nächsten Tag hatte ich meine Fixpunkte: den Saigon River auf der einen Seite und die Opera auf der anderen! Das Rest. Mitau war nur um den Block herum auf der Parallel-Strasse zum Hotel.

 
Mein Stammlokal in Saigon: das Restaurant Mitau
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3. Nov.: 2. Tag in Ho Chi Minh City (Saigon)
Unterkunft: Northern Hotel***

Nach dem einigermassen guten Frühstück im Hotel, einige der warmen Speisen waren zwar ausgegangen, buchte ich für den Nachmittag eine halbtägige City-Tour für 20 US-$. Ich wollte mir einen groben Ueberblick über Saigon verschaffen.

Zuerst ging ich jedoch auf eigene Faust los in Richtung Saigon River. Ich wollte meine gestrige Scharte auswetzen, als ich den Heimweg nicht mehr fand. Mit dem Saigon River hatte ich nun eine Richtschnur und konnte mich orientieren. Es gab hier vieles zu sehen. Wunderbare Bonsai-Bäume mitten in der Stadt in einem kleinen Park am Hafen. Dann der schmutzige Saigon-River selber, in den alles reingeschüttet wird. Der grosse 265 m hohe "Bitexco Financial Tower" mit 68 Stockwerken. Bei der Fertigstellung im 2010 war er das höchste Gebäud in Vietnam, nun wurde er durch den "Keangnam Hanoi Landmark Tower" in Hanoi abgelöst.

Was fällt einem in Saigon neben dem schrecklichen Verkehr als Erstes auf? Die vielen schmalen, zumeist mehrstöckige Häuser. Manche nicht viel breiter als 5 m. Dann aber auch die Russen, meist eher die "billigen" und schlussendlich die Touristen-Polizei, die den Ausländern beim Ueberqueren der Strasse hilft.

Hochhäuser in Saigon
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Werbung auf kommunistisch:
Du weißt nie, wann sie dich erwischen. Manchmal geht's einen Tag gut, manchmal zwei. Aber dann, am späteren Nachmittag um 5 Uhr, kriegen sie dich mit ihren Lautsprechern. Knarzig, übersteuert und nervtötend. Ueberall hängen sie, auch in den Shoppingstrassen von Hanoi: graues Plastik, Mülleimergröße. Die sozialistische Regierung beschallt das Volk in den Reisfeldern - und die Touristen gleich mit. Eine aufgeregte Stimme erklärt den Unkraut zupfenden Bauern die Parteipolitik. Dann läuft Erbauungsmusik, süssliche Choräle; es sind offenbar Liedtexte voller Arbeit und Schweiss ... aber das Volk hört nicht wissentlich zu und geht seine Wege.

Kommunistische Propaganda
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Hier im Lande wird alles in vietnamesischer Sprache und in ABC-Schrift angeschrieben. Nichts oder fast nichts in Englisch. Französisch ist sowieso Tabu. Wenn man durch die Strassen spaziert, geht man durch ein flammend rotes Propagandameer. Spruchbänder überspannen die Strassen, Wimpel flattern an jeder Laterne, Plakate, Aufsteller, Fähnchen mit Hammer und Sichel, das ganze Programm. Geworben wird für Wirtschaftswachstum und die richtige Einstellung zu allem, hat man mir gesagt, denn ich kann dies ja nicht lesen resp. verstehen. Vermutlich ist es besser so, denn deren Partei-Propaganda interessiert mich sowieso nicht. Ich würde reisaus nehmen.

Wilde, herrenlose Hund habe ich bisher noch keinen einzigen gesehen. Die gibt es hier scheinbar nicht. Werden sie etwa alle aufgegessen? So musste ich auch nie einem Hundekeigel ausweichen, die ich doch soooo hasse

Leben auf der Strasse
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Am Nachmittag ging es auf die City-Tour
In einem kleinen Bus mit 5 Muslimen und 4 Europäern. Ich konnte vorne beim Fahrer sitzen und hatte so eine optimale Uebersicht. Die Muslime stiegen bald aus und gingen zurück in ihr Hotel. Sie waren an nichts interessiert. Also waren wir nur noch zu viert. Zuerst besuchten wir wie in jedem Land eine Handycraft-Fabrik und bewunderten die wirklich tollen vietnamesischen Handarbeiten wie Schalen, Vasen und auch Wandbilder. Dazu verwenden sie u.a. Perl-Muscheln. Wunderbare Sachen machten die Vietnamesen dort. Eine grössere Vase kostete etwa 250 US-$. Aber ich hatte jetzt schon Uebergepäck. Also kam Shopping gar nicht in Frage!

Dann ging es zum "Palast der Wiedervereinigung". (Eintritt 30'000 VDN = 1.50 US-$). Früher war es das Parlamentsgebäude Süd-Vietnams, heute ein grosses Museum auf 4 Stockwerken und 2 Kellergeschosen. Nun findet man hier Erinerungen der moderneren Geschichte Vietnams: Alles Stücke aus Hanoi. Sitzungszimmer, Schlafzimmer etc der grossen vietnamesischen Führer und Generäle. In diesem Palast wurde im 1975 die Vereinigung des Nordens mit dem Süden Vietnams vollzogen.

Und als Abschluss gings zur "Kathedrale Notre Dame" und zum etwa 140 Jahre alten "Hauptpostamt" aus der französischen Zeit mit einer Gusseisenkonstruktion mit tonnenschwerem Gewölbe. Die beiden Gebäude und ihre Umgebung sind ein Treffpunkt von Hochzeits- und fotoverrückten Pärchen, die einander in den verschiedensten Posen fotografieren.

Die Thais galten bisher als fotoverrücktestes Volk, das ich kannte. Die Vietnamesen sind aber noch viel schlimmer. Da geht man zusammen mit der Freundin aus und fotografiert sich in möglichst echten Posen, wie man sie von Stars und Sternchen, aus Magazinen und Zeitschriften kennt.

Fotoverrückte Vietnamesen: Posing, wie die Stars
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Zum Abendessen ging ich nochmals in mein gestriges Lokal, wo ich bereits erwartet wurde. Die Chefin war nicht da, aber der Kellner beriet mich in ihrem Auftrag. Er schlug eine Vorspeise und einen Hauptgang vor und erklärten mir wiederum, wie ich dies zu essen hätte. Ich kann nur sagen: vietnamesisches Essen ist ein Gedicht, wenn man weiss, wie es geht. Und dann als Abschluss einen Jasmin-Tee mit Ginger-Sweets.

Saigon by Night (1)
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Saigon by Night (2)
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4. Nov.: 3. Tag in Ho Chi Minh City (Saigon)
Unterkunft: Northern Hotel***

Ho Chi Minh, der vietnamesische Führer und Revolutionär:
Einen Fussmarsch zum Ho-Chi-Minh-Denkmal und -Museum hatte ich mir vorgenommen. Bereits gestern war ich beim Denkmal des grossen Führers, hatte dies jedoch gar nicht bemerkt. Heute besichtigte ich zusätzlich das Museum (Eintritt 10'000 VDN = 0.5 US-$) auf der anderen Seite des Kanales. Sie stellten dort fast nur Bilder und eindrückliche Gedichte des grossen Führers aus, der 1969 gestorben war. Es scheint, dass viele asiatische Staatsmänner nebenbei noch dichten. (Bem: Jetzt schreib ich schon denselben Mist, den die Führerin mir erzählte. Dabei konnte ich seine Gedichte ja gar nicht lesen resp. verstehen!)

Dazwischen widmete ich mich dem verrückten Verkehr, machte Fotos typischer Szenen und landete auf dem grossen Ben Thran Waren- und Lebenmittelmarkt . Aber wie schon mehrfach erwähnt: Ich konnte nichts kaufen wegen des bereits vorhandenen Uebergepäcks.

Vietnamesische Handarbeiten: Lack und Intarsien
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"Pagode des Jadekaisers" (Chua Ngoc Hoang):
Nach einem kurzen Mittagsschläfchen packte mich die Unruhe. Nun wollte ich noch die "Pagode des Jadekaisers" (Chua Ngoc Hoang) besuchen. Er soll der schönste daoistische Tempel von Saison sein. Dorthin fuhr ich mit Taxi und erlebte auf dem Rückweg, dass man in Saigon nur "gute" Taxis benutzen sollte, will man nicht über die Ohren gehauen werden. So bezahlte ich mit Vinasun-Taxi 55'000 Dong, während auf dem Heimweg ein wilder Taxifahrer für die halbe Strecke, ich stieg vorher bei der Kathedrale Notre Dame aus, 99'000 Dong verlangte.

Die Pagode war wirklich schön und die Fahrt wert, voll bestückt mit heiligen mannsgrossen Figuren und rege besucht von Gläubigen. Vor der Pagode der übliche Weiher mit hunderten von heiligen Schildkröten. Man kann sie am Eingang kaufen und im Weiher freilassen. Ich bin mir sicher, abends werden die kleineren Exemplare wieder herausgefischt, um erneut verkauft zu werden.

SpiceRoad-KickOff:
Am späteren Nachmittag war dann das erste SpiceRoad-Treffen mit den beiden Guides Tuang und Dan, beides Vietnamesen aus dem Norden, und meinen Mitfahrern, 7 Frauen und 4 Männer. Bei mir tauchten gemischte Gefühle auf und ich war gespannt, ob ich da etwa in eine Sonntagswandergruppe geraten sein sollte, denn sportlich sah die Mehrheit der Teilnehmer/innen nicht aus. Dazu kam meine Schwierigkeit, mir deren Namen zu merken. Sie waren so ähnlich: Wendy, Mandy und Lindy.

Name:Herkunft:eMail-Adresse: 

Tuan Trinh Duy (Guide)
Hanoi/Vietnamtuan.tours@gmail.com

Tuan war der Chef unserer Truppe. Ein umsichtiger und liebenswürdiger Führer. Erstaunlich, wie er haargenau die Distanzen bis zum nächsten Stop sagen konnte.

Ich glaube, er kennt Vietnam wie seine Hosentasche. Seine Leibchen erzählen von seinen unzähligen Touren, die er bereits hinter sich hatte.


Dan Tran (Ass. Guide) (Guide)
Hanoi/Vietnamdanaroundhanoi@gmail.com

Dan sein Stellvertreter. Auch Dan ein liebenswürdiger und fröhlicher Mensch. Dan bietet eigene Velo-Touren im Raume Hanoi an. Touren, in die auch die Einheimischen und die einheimische Küche integriert werden. Mehr darüber findest unter seiner Homepage: http://aroundhanoi.com/

Dan ist stolz auf seine Mountain-Bikes zu Hause. Alles Occasionen, meinte er, denn Neue könne er sich niemals leisten. In der Tat, es sind schön gepflegte Marken-Räder Giant, Trek etc.


Sharon Doiron
Whistler B.C./Canadaskdoiron@gmail.comSharon war nicht die beste Bikerin, aber sehr liebenswert und ausgeglichen. Sie ist stolz auf ihre Enkel.

David Leidner
San Luis Opispo/CA USA daveleidner@yahoo.com
daveleidner@gmail.com

Er ass mit grösster Vorliebe Früchte aller Art und war ein Meister im Ausprobieren und kosten von Süssigkeiten und Früchten. Er war unser jüngster Mann und stärkster Biker am Berg

Nebenbei ist er Langstrecken-Läufer und drehte jeden Morgen vor der Ausfahrt seine Runden!.


Kevin Gannaway
Perth/Australiagannaway@gmail.com

Kevin war mit 65 Jahren nach mir der zweitälteste. Mit seinem Englisch hatte ich grösste Mühe. Für mich hörte es sich an wie Cockney, ein Slang aus dem Hafengebiet. Er verschluckte Silben wie ein Schotte.

Kevin machte täglich den grossen Fehler, nach dem Start eine Etappe alle Kraft zu verschleudern und dann regelmässig zurückzufallen.

Wendy Ran
Wiesenthal/Germanyran.wendy@gmail.com

Eine liebenswerte Amerikanerin, die sich als Lektorin ihr "Sackgeld" verdient. Sie war äusserst stark am Berg: die "Queen der Berge".

Wenn ich mal mit meinem Englisch nicht mehr weiter wusste, dann konnte ich mich an sie wenden, denn sie lebte bereits 24 Jahre in Deutschland und sprach fliessend Deutsch.


Lindy Williams
Sidney/Australiamystery@theplanet.net.au

Eine Biologin in einem Transplantations-Zentrum. Sie war ruhig und ging manchmal fast unter.


Ruth McColl
Sydney/Australiaruthmccoll0@gmail.com

Sie war unsere bestausgerüstete Bikerin. Sie sprach und fragte ununterbrochen und vermied damit, selber zu denken, anderen zuhören oder auch nur zuschauen zu müssen.

Mit allen Ruths in meinem Privatleben hatte ich bisher Schwierigkeiten, denn sie hatten alle einen "Ecken ab", wie man auf Schweizer-Deutsch zu sagen pflegt. Deshalb nenne ich sie in meinem Bericht nur noch "Fräulein Rottenmeier" aus dem Heidi Film, weil sie mich in Ihrem Benehmen so stark an diese Hausdame in Frankfurt erinnerte.

Man beachte auf dem Foto die Sahara-Ausrüstung samt Rucksack mit mehreren Litern Wasser.


Mandy Rhook
Ballarat/Australiarhook.mandy@gmail.com

Mandy war in ihrem unorthodoxen Stil eine harte Berg-Bikerin. Wow, da wirbelte sie ihre Beine. Eifrig hat sie mit ihrem modernsten Galaxy-Tablet fotografiert. Ich habe in der Zwischenzeit die Fotos gesehen. Die Qualität der Photos ist überraschend gut. Diese Geräte können in der Tat einen einfachen Fotoapparat ersetzen.


Anna Danes
Olot/Spainannadanes@gmail.com

Unser Kücken. Etwa 34 Jahre alt. Erstaunlich, wie sie sich alle Berge hinaufwuchtete. Sehr lieb und immer gut aufgelegt. Aeusserst reisefreudig


Terry McKeever
London/Englandterry.mckeever@hotmail.co.uk

Ein liebenswertes Ehepaar, das vielleicht im nächsten Winter nach Hua-Hin übersiedeln wird. Er liebt Bier und während der Fahrt teilten wir uns das Cola auf.


Rachael McKeever
London/Englandrachael.mckeever@hotmail.co.uk

Nach einer Einführung in die Regeln, nach jeder Stunde Fahrt ein Stop fürs Trinken und Zusammenführen der Gruppe, ein echter Bus für den Transport der Räder und uns Fahrer, den Hinweisen für die Trinkgelder an die Driver und die Trinkgeld-Pauschale von 40 US-$ für Hotel, Essensfahrt etc, gabs einen Materialsack, eine Trinkflasche und ein einfaches Werbe-Leibchen mit Spiceroad-Aufdrucken. Fürs Radfahren unbrauchbar. Kein Rennleibchen, denn es hatte keine Taschen am Rücken, etwas mager bei einer Radtour. Bin gespannt, wie es weitergeht. Bis jetzt hat der Veranstalter SpiceRoad keine Pluspunkte gesammlt. Gegessen haben wir dann auch noch, im "Temple Club" nämlich. Es war ein gutes vietnamesisches Essen.

Opera by Night
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5. Nov.: 4. Tag in Ho Chi Minh City (Saigon) - Erste Ausfahrt zum Cu Chi Tunnelsystem
Unterkunft: Northern Hotel***
Distanz: 27 km

Für die erste Teilstrecke von Saigon bis Zentral-Vietnam stand uns ein eigener Bus zur Verfügung. In diesem waren genügend Sitzplätze und auch noch Platz für unsere 13 resp. 15 Mountainbikes. Um 8 Uhr war unser erster Start. Anfänglich noch ohne Räder, denn die sollten wir ausserhalb Saigons an unsere Bedürfnisse anpassen. Es waren "ältere" Treck-Mountainbikes mit breiten neuen Reifen. Sie waren recht gut hergerichtet und geschmiert. Bei mir lies ich meine eigenen SPD-Pedale und den Ernesto-Sattel montieren.

Unser Bus von SpiceRoads
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Dann fuhren wir in einer langen Kolonne los. Es war, wie ich befürchtet hatte, eine etwas mühsame Fahrt mit anfänglich 15-18 km/h Geschwindigkeit, denn ein Teil der Frauen hatten keine Ahnung von Gruppenfahren und manche liess ein paar Meter Abstand zum Vordermann/-frau, sodass es immer wieder zu abrupten Bremsmanövern kam. Zudem winkten sie links und rechts den Fussgängern zu, was auch nicht ihre Stabilität verbesserte, denn manche war nicht in der Lage, geradeaus zu fahren und noch weniger Abstand zum Vordermann zu halten.

Für mich war bald klar, ich muss mich egoistisch ganz vorne in der Gruppe aufhalten, um der Gefahr von Stürzen aus dem Weg zu gehen. Ich war gespannt, wie sie sich auf einer längeren Distanz metzgen werden, denn Erfahrung und Praxis haben die Damen wenig. Die meisten sassen viel zu tief wie ein Nussgipfel auf dem Sattel. Ein schreckliches Bild. Zudem hatte sich eine dieser Damen bereits als Emanze geoutet und mich angepfurrt, weil ich ihr mit dem Rad zu nahe kam. Frl. Rottenmeier von der Heidi-Geschichte lässt grüssen.

Nachträglicher Hinweis zu meinem Erlebnisbericht: Asche auf mein Haupt
Jeweilen am Abend eines Tages habe ich meinen Tagesbericht mit all meinen Erlebnissen und auch Befürchtungen formuliert und in mein Notebook geschrieben. Im Nachinein muss ich aber gestehen, Asche auf mein Haupt, die Damen waren viel besser, als befürchtet. Sie haben sich tapfer durchgebissen. Ich sah nie eine zu Fuss den Berg hochgehen! Meine schlimme Vorahnung hat sich keineswegs bestätigt. Wir waren eine tolle Truppe, klar mit unterschiedlichen Stärken.

Kautschuk-Gewinnung:
Unterwegs sahen wir auf beiden Seiten der Strasse grosse Plantagen mit Kautschuk-Bäumen. Ich sah zum ersten Mal aus der Nähe, wie Kautschuk gewonnen wird. Feine Schnitte in die Rinde liessen den Saft herunterlaufen und wurde in einem Becher resp. einer halben Kokosnuss aufgefangen. Vietnam ist ein grosser Kautschuk-Produzent, wobei Thailand an deren Welt-Spitze steht.

Nach 27 km war die erste Ausfahrt beendet. Für viele wahrscheinlich nicht zu früh. Die Fahrräder versorgten wir im Bus. Jeder hatte Gelegenheit, sich ans Rad zu gewöhnen. Mein Rad war tiptop eingestellt. Die Schaltung funktionierte wie in Butter. Dann ging es zu einem feinen vietnamesischen Mittagessen.

4 Männer, Wendy und Kautschuk
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v.l.n.r. Wendy, Kevin, Max, Terry, Guide Tuang, Dave

Die "Cu Chi Tunnelsysteme",
Ein geniales Verteidigungssystem haben da die Vietnamesen geschaffen. Auf 3 Ebenen bis 9 m unter Boden wurde ein 200 km langes Tunnelsystem gegraben und benutzt. Die Tunnels waren der kleinen Körpergrösse der Vietnamesen angepasst. Die ersten Tunnels waren bereits während des Ersten Indochinas Krieges (1946 - 1954) im Kampf gegen die französische Kolonialherrschaft in den Lehmboden gegraben worden. Bereits damals dienten die unterirdischen Gänge und Räume der Sicherung von Vorräten und Waffen, manchmal auch dem Schutz von Menschen.

Während die oberste Ebene 3-4 Meter unter der Erde lag, wurde eine zweite Ebene in 6 Metern Tiefe angelegt. Hier wurden Kinder, ältere Menschen und verletzte Soldaten untergebracht. 8-10 Meter unter der Erde befand sich eine dritte Ebene, welche Krankenhäuser und sonstige Heilstätten beherbergte und von wo aus man an den Saigon-Fluss gelangen konnte.

Aus diesen Tunnels heraus griffen sie erfolgreich die Amerikaner an, die unwissentlich Basen über diesen Tunnelsystemen bauten. Der Vater dieser Guerilla-Kriegstaktik war Ho Chi Minh. Auch hier zeigte es sich wieder, wie grausam Krieg und damit die Menschen sein können. Dieselben Vietnamesen und Amerikaner, die heute miteinander lachen, haben sich vor 50 Jahren erbarmungslos mit den schrecklichsten Mitteln niedergemetzelt.

Am Abend wechselte ich nochmals 2'000'000 Dong via einen Geld-Automaten in einem Lebensmittelgeschäft. Diese horrende Summe entspricht etwa € 75. Und zum Abschluss verabschiedete ich mich bei "Oanh" der Besitzerin des vietnamesischen Restaurants "Mitau", in dem ich so gut gegessen hatte und dabei in die vietnamesische Küche eingeführt wurde. Zum Abschluss schenkte sie mir eine Tüte "Ginger-Sweets", die man zu Jasmin-Tee isst.

Unser Guide Tuang steigt in einen Cu Chi Tunnel
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6. Nov.: Saigon nach Dalat - Ausfahrt Rund um Dalat (Bergetappe)
Unterkunft: Du Parc Hotel Dalat*** (Since 1932)
Distanz: 39 km

Mit dem Flugzeug nach Dalat:
5 Uhr Tagwache, denn bereits um 06:30 ging es auf den Flughafen Saigon, wo wir mit der Air Vietnam etwa 300 km nach Dalat flogen. Alles war wiederum bestens organisiert, auch das Gruppen-Einchecken. Für Aufregung sorgte Frl. Rottenmeier, es war zum "grölen", denn in ihrem Handgepäck hatte der Sicherheitsbeamte ein Sackmesser gefunden.

Vom Flughafen Dalat aus fuhren wir im grossen Bus, der in der Vornacht nach Dalat gefahren war, etwa 10 km ins Landesinnere, wo wir uns mit den berühmten kleinen Bananen kräftigen und die Räder fassen konnten. Wir waren bereit vorgewarnt: Ueber 1'000m Höhendifferenz auf 50 km waren zu bewältigen. Schlussendlich sollten wir auf einer Höhe von 1'500 m.ü.M die heutige Etappe beenden. Auf dieser Höhe liegt in der Schweiz Schnee! Und es ging stetig bergauf und bergab, vorbei an Kaffee- und Blumen-Plantagen. Ueberall Kaffee. 4m hoch werden die Sträucher. und am Strassenrand liegen Haufen von entfernten Schalen (Fruchthaut genannt). Klar, Vietnam ist der grösste Kaffee-Produzent der Welt! Habt ihr das gewusst? Ja, der grössere als Brasilien.

Ich hielt mich ganz wacker. Die CPC-Ausfahrten haben mich gestählt. Nur der David Leidner (USA-Kalifornien) war eindeutig stärker, aber auch die Wendy Ran (Nürnbrg/USA) war sackstark. Dann reihte ich mich ein. Die Schwächeren haben bestimmt stark gelitten. Wir werden morgen sehen, wie sie diese Etappe verkraftet haben. Aber hinten ist ja ein Bus, in den man schlimmsten Fall einsteigen kann. In der Tat bewältigten wir auf 38 km 1'300 Höhenmeter. Es waren Steigungen bis 12 % zu bewältigen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war mit 15 km/h, auch nicht schlecht.

Mittlerweilen sind dunkel-schwarze Wolken aufgezogen. Es wird doch nicht zu regnen beginnen? Es waren nur noch einige Kilometer bis Dalat, das auf über 1500 m Höhe liegt. Daher auch die Höhendifferenz. Noch trocken fuhren wir zur kleinen Strassenküche, wo es Nudelsuppe und Artischoken-Tee mit Lime (eine Art Zitrone) gab. Welch ein feines Getränk und dann begann es zu schütten. Und wie! Wir mussten etwa 1 Stunde warten, bis wir mit Regenschutz zum "Du Parc Hotel Dalat" fahren konnten.

Regen über Dalat
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Das "Du Parc Hotel Dalat" war ein feines Hotel, linksgesteuert, denn das Warmwasser in der Toilette kam bei linker Hahnenstellung. Dalat ist eine doch recht grosse Stadt mit über 200'000 Einwohnern. Dalat liegt auf einem Hochplateau von etwa 1'500 m und ist berühmt für seine Blumenplantagen. Bis nach Sagon werden sie geliefert.

Abends ging es dann auf den dortigen grossen, vielfältigen Markt und zum anschliessenden feudalen Nachtessen. Einfach grossartig, was die Vietnamesen auffahren!

Einheimischer Markt in Dalat
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7. Nov.: Dalat nach Nha Trang - Ausfahrt über den Hon Giao Pass (1'650 m)
Unterkunft: The Light Hotel***
Distanz: 91 km

Wiederum mussten wir früh aufstehen. Der nächste Grosskampftag stand an. Eine gegen 90 km lange Etappe mit einem 1'650 m hohen Pass als Höhepunkt. 40 km auf und ab bis zur Passhöhe, dann eine 30 km lange Abfahrt bis auf Mehreshöhe. Es war kühl in Dalat. Unter 20 Grad. Ja klar, wir waren auf 1'500 m Höhe und gestern Abend hatte es geregnet.

Zuerst ging es mit dem Bus in die Berge, wo der Start auf etwa 1'400 m stattfinden sollte. Dies gefiel mir gar nicht, denn ich brauche doch eine 10-20 km lange Einrollstrecke. So musste ich mich damit abfinden, ganz langsam die Anstiege anzugehen. Ich wusste, dass wir insgesamt 3 grössere Aufstiege bewältigen mussten. Alle mit einer Steigung von 7-13%, wie ich anschliessend aus der GPS-Auswertung auf dem PC entnehmen konnte. So war es auch nicht verwunderlich, dass ich im ersten Drittel gemütlich im Mittelfeld mitfuhr. Beim zweiten Aufstieg nach 15 km lief es schon etwas besser. Stark war ich dann beim dritten Anstieg auf 1'650 m Höhe. Nur David war etwas schneller, aber auch nur deshalb, weil ich meinte, es gehe noch weiter in die Höhe und ich mich zurückhielt. Ich hätte ihn geschnappt! Ja, ich habe auf dieser Etappe mehr Schwierigkeiten erwartet.

Betreuung durch SpiceRoad
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Ein Kompliment gebührt allen Damen. Ich habe sie unterschätzt. Sie haben sich alle durchgebissen oder waren viel stärker, als ich erwartet hatte. Mein erster Eindruck war zum Teil falsch und Vorurteile sollte man nie haben!

Aber auf der anschliessende 30 lange Abfahrt von 1'650 m über Meer bis in die Ebene von Nha Trang auf Meereshöhe, wir haben uns extra Windbreakers oder einen Regenschutz angezogen, war ich nicht zu halten. Eine Kurve schöner als die andere. Ich konnte mich richtig hineinlegen und rund durchfahren, ohne Angst zu haben, dass versteckter Sand mich zum Rutschen bringen würde. Eine Kurve folgte der anderen. Ich liess es laufen, was das Zeug hielt. Unten musste ich dann 20 Minuten warten, bis der nächste kam, obwohl ich 2x anhielt, um Fotos zu machen. Diese Abfahrt war etwas vom schönsten und begeisterndsten, was ich bisher erlebt hatte. Wahnsinn: In weniger als 45 Minuten bin ich die 30 km runterfahren, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 73 km/h. Unglaublich!

Diese 90km-Etappe hatte es in sich mit vielen Steigungsmetern, aber dank der 30km langen Abfahrt trotzdem eine 22.6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit.

Passfahrt
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Bereits gestern beherrschte ein Thema unsere Interessen, denn es waren ein paar Amerikaner in unserer Gruppe: Obama oder Romney? Im Verlaufe der heutigen Etappe wurden wir laufend via SMS aus USA über die Lage informiert. Auf dem höchsten Punkt des Tages kam für die Amerikaner die erlösende Nahricht: Obama hat die Mehrheit errreicht und die Wahlen gewonnen. Aber keiner der Amerikaner konnte mir rationell sagen, warum sein Herz für Obama geschlagen habe. Die Amerikaner wählen nicht "sach-bezogen" sondern "emotional".

Erste Tätigkeit bei Eintreffen im Hotel: Wäsche waschen
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Unser Hotel "The Light Hotel" lag direkt am Strand von Nha Trang, einer 300'000 Einwohner-Stadt. Ein schönes, sauberes Hotel, aber eben in der Toilette sah man auch hier sein Alter. Das Internet war absolut mangelhaft. Manchmal funktionierte es, manchmal auch nicht. Als ich mich deswegen beschwerte, schickten Sie einen Mechaniker mit grossem Schraubenzieher in der Arsch-Tasche. Ich dachte, es sei der Hausmeister, der dann an meinem PC herumtüfftelte. Als ich merkte, dass er kein Wort englisch sprach, habe ich ihn weggeschickt. Auch dies ist Vietnam.

Stromadapter und Ladegeräte:
Heute kommt man ohne einige Stromadapter und Ladegeräte nicht mehr aus. Das Problem sind aber die Hotels, die sehr zurückhaltend mit freien Stromanschlüssen sind. Erstmals habe ich eine elektrische Steckdosenleiste mit Schweizer-Stecker mitgenommen und den Null-Leiter abgesägt. Er braucht im Koffer nicht viel Platz. Zusammen mit einem internationalen Stromadapter kann ich nun jeden Abend gleichzeitig die Handies, das Smartphone, den PC, den eBook-Reader, die Foto-Batterien, mein GPS-Geschwindigkeitsmesser aufladen und betreiben.

Meine elektrische Ladeeinrichtung
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Russen wie Sand am Meer:
Was mir hier in Nha Trang jedoch auffiel, waren die vielen Russen. Die meisten von der ungehobelten und unzivilisierten Sorte, die auf den schönen Fauteuils in der Reception oder einer Bar herumlungerten, die Füsse auf den Polstern, die Teller beim Buffet bis zum überquellen füllten, und dann stehen liessen. Fast jedes Geschäft ist russich angeschrieben, ebenso die Speisekarten. Als wir in einem Restaurant essen wollten, mussten sie zuerst Speisekarten in englisch Sprache suchen. Wie ich dann vernommen habe, nennt man in Vietnam die Stadt Nha Trang das "Russische Dorf (Russian Village)", weil die Russen vom hiesigen Flugplatz über Direktflüge mit der Heimat verbunden sind.

Leben in Nha Trang
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Fernseh-Programme:
In jedem Hotel konnten wir unter mindestens 50-70 Fernseh-Programmen wählen, darunter waren auch 5 internationale Programme wie CNN, Deutsche Welle etc zu finden.

Als Abschluss des ereignisreichen Tages ging es in den kulinarischen Geheimtip von Nha Trang das "Lac Cann", wo wir alles zusammen inkl. Guides und Fahrer ein vietnameisches Barbecue assen. Es gab Fleisch, Beef, Hühnchen, Calamares, Garnelen, verschiedene Fische etc. zum grillieren.

Vietnamesisches Barbecue im "Lac Cann"
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8. Nov.: Nha Trang - Ruhetag - Badeausflug
Unterkunft: The Light Hotel***

Ruhetag, Ausschlafen, dann ein Bootsausflug zu einer der benachbarten schönen Insel, standen auf dem heutigen Programm. Rund um Nha Trang hat es mehrere grosse und schöne Inseln. Auf einer soll sogar ein mondäner Golfplatz für die reichen Vietnamesen und Russen liegen. Auch hier gilt: "Im Kommunismus sind nicht alle gleich, nur die Reichen". So fuhren wir mit einem Ausflugskutter zur Insel "Mot Island", wo es abseits vom Ufer schöne Tauch- ud Fischgründe geben soll. Wir ankerten vor der Küste und sprangen direkt aus dem Boot ins wunderbar warme Wasser. Sogar ich tat dies den anderen nach, obwohl ich ja wahrlich keine Wasserratte bin. Ja, es stimmt. Ich war zum ersten Mal in diesem Jahr im salzigen Meer.

Auf dem Rückweg legten wir in einem der Fischerdörfer an, die auf dem Wasser ihre Fisch-Reservate mit allen Arten von Fischen führen. Dort liessen wir uns von Einheimischen mit den runden traditionellen Bambusbooten herumrudern. Dabei haben uns die beiden Frauen noch Kokosnüsse angedreht, so dass wir dafür für die Bootsfahrt und die Kokosnüsse mit 5 SFr für vietnamesische Verhältnisse recht tief in die Tasche greifen musten. Aber es war das Geld wert.

Der Fischerhafen von Nha Trang"
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Paddeln auf vietnamesischen Bambusbooten"
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Nach dem Duschen im Hotel gingen wir in Corpore zum Essen in ein einheimisches Restaurant. Einem guten Essen für das wir samt Bier 100'000 Dong, das sind etwa SFr 5.-- bezahlten. Da wir schon beim Essen waren, galt unser nächster Abstecher einer Eis-Diele oder Ice-Shop, und später weiter auf den grossen Markt, wo ich mir eine "Marken-"Umhängetasche für Fr. 11.-- kaufte. Ihr erinnert euch, ich hatte beim Hinflug Uebergewicht und musste dafür bezahlen. Diese 2.5 kg werde ich nun in diese Tasche verstauen. Auf der Suche nach einem Camel-Hemd stiess ich auf 2 wunderbare seidene Butterfly-Kopftücher zu je SFr. 5.-- als Geschenk für Pat. Sie wird sich bestimmt freuen.

9. Nov.: Nha Trang nach Tuy Hoa
Unterkunft: Hotel Cen Deluxe*****
Distanz: 75 km

Abfahrt um 8 Uhr durch die Stadt und der Küste entlang. Zwei mal wechselten wir den Sattel mit dem Sitz-Platz im Bus, denn der Highway1 und die Bergstrasse war erstens steil und zweitens wegen der vielen Lastwagen äusserst gefährlich zu befahren. Dies war wirklich eine Besonderheit unserer Tour: Wir meideten die stark befahrenen und damit gefährlichen Hauptstrassen!

Idyllische Landschaften"
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Die heutige Strecke war landschaftlich äusserst reizvoll, in vielen Grüntönen schimmernde Reisfelder meist beiderseits der Straßen, die an den Dünen der Küste oder an der Bergkette des Hochlandes endeten. Auf der Fahrt der Küste entlang kamen wir an vielen Fischerdörfern mit ihren idyllischen Fischerhafen meist geschützt hinter grösseren Inseln vorbei. Ueberall wurde gearbeitet. Die Kinder gingen in ihren Einheits-Kleidern zur Schule. Unzählige Fahrräder konnte wir entdecken. Die Armut der Fischer und Bauern war unverkennbar. Einmalig aber auch die Brücke mit den Holzbohlen. Einige fehlten, andere waren nur daraufgelegt. Mich hatte es fast ab dem Rad geschmissen, denn ich war am fotografieren und hatte nur eine Hand am Lenker.

Dazwischen aber auch wunderbare weisse Sandstrände, die zum Bade einluden. Hier der Badestrand und daneben das Fischerdorf, mit seiner Flotte am nördlichen Ende der Bucht war zwar arm und schmutzig, aber sehr pittoresk. Die letzten gut 25 Kilometer nach der Abfahrt vom Pass bis an unseren Zielort "Tuy Hoa" waren topfeben, die Strasse aber im Umbau, also in katastrophalem Zustand.

Leben auf dem Meer und Landwirtschaft"
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Mir selber läuft es von Tag zu Tag besser. Heute rollte es fast automatisch. Meine Beine wirbelten. Bei Steigungen zwischen 5-10% kam mir keiner nach. Da habe ich schnell einen Vorsprung von mehreren Minuten herausgefahren. Auf der Ebene sowieso, da kann ich es rollen lassen.

Untergebracht wurden wir im 5-Stern-Hotel "Cen Deluxe". Es ist absolut neu. Mit Swimmingpool und allen Finessen. Noch wenige Leute haben in diesem Hotel geschlafen.

10. Nov.: Tuy Hoa nach Quin Hon
Unterkunft: Seagull Hotel****
Distanz: 67 km

Bereits früh am Morgen mussten wir das tolle 5-Stern-Hotel wiederum verlassen, um den grossen Lastwagen-Verkehr auf der Highway1 zu umgehen. Wir taten es aber mit einem lachenden Auge, denn der Betrieb in diesem Spitzen-Hotel funktionierte nocht nicht reibungslos. Ich nehme an, dass es erst seit wenigen Tage in Betrieb war. So standen im 17. Stock beim Frühstücks-Buffet gegen 10 Kellner, Köche und andere Bedienstete umher, aber den Tee musste ich mir selber einschenken, die Köche berieten sich, wie man das Rührei "Scrambled Egg" auf der Induktions-Platte machen müsse und schlussendlich waren die Stühle so schwer, dass man sie nur mit Mühe verschieben konnte, um bequem am Frühstücks-Tisch sitzen zu können.

Wiederkäuende Kuh und vieles mehr"
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Es wurde zu einer kurzweiligen Fahrt durch das vietnamesische Hinterland, entlang der parallel zur Strasse führenden Eisenbahn-Linie. Wir sahen die typischen Bauerndörfer mit den kleinen oft armseligen Hütten. Man würde nie vermuten, dass hier Leute wohnen. Herrlich waren die uns zujubelnden und "Hello" rufenden barfüssigen Kinder. Wir sahen Schweine und Hühner am Strassenrand, trocknendes Reis und eine wiederkäuende auf der Strassse liegende Kuh. Bauernleben in Vietnam!

Auf die Kinder hier in Vietnam muss ich nochmals zurückkommen. Sobald sie uns auf unseren Rädern sahen, rannten sie auf die Strasse, um uns zu begrüssen, "Hello" zu rufen und ein Shake-Hand zu machen. Dies war unglaublich! Wir waren für sie eine Sensation, ein Besuch von weit her.

Kinder
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11. Nov.: Quin Hon nach Quang Ngai
Unterkunft: Central Hotel***
Distanz: 86 km

Düster sah es aus, als ich um 6 Uhr aufstand. Und in der Tat begann es beim Start zu regnen. Wie froh war ich um meinen leichten Regenanzug vom Sumi aus Follonica. Bereits 4 oder 5 Jahre wurde er nie gebraucht. Heute aber mehrfach. Und er hat sich bewährt, weil er leicht war, Luft durchliess, die grösste Regenmenge aber abtropfen liess und wenig Platz in einer der Taschen des Rennshirts beanspruchte.

Aber die Nässe war gefährlich, vorallem für die Ungeübten. Bereits auf der ersten Eisenbahnschiene hat es den Terry hingelegt. Ja, meine Freunde sind eben noch recht unerfahren. Heimtückisch waren bei Regen aber auch die unbefestigten Strassen und Wege. Sobald der Regen die Löcher füllte, konnte man nicht erkennen, wie tief das Loch war. Und es gab sehr tiefe Löcher!

Regen, nasse Strassen und Wasserlöcher (sprich "Pfützen")
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Unser Weg führte uns auf Nebenstrassen der Küste entlang in Richtung Norden. Vorbei durch viele Dörfer. Fischzucht und Landwirtschaft sind die Erwerbsquellen der hiesigen Bevölkerung, die eher einen armen Eindruck machte. Ochsenkarren, Pflüge mit Kühen als Zugtiere beim Umpflügen der Reisfelder legten Zeugnis ab.

Leben in der Landwirtschaft
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Ein typisches vietnamesisches Haus auf dem Lande hat nur einen Raum, kaum mehr als 20 Quadratmeter, das muss für die ganze Familie reichen. Viele Strandressorts hingegen bieten Suiten an, bei denen allein das Bad 30 Quadratmeter zählt. Mein Bad im "Central Hotel" war nicht so gross, aber die Ausstattung war grosszügig. In 2,5 stündiger Busfahrt hatten wir unser Tagesziel erreicht.

Wir kamen aber auch an Tankstellen vorbei und konnten den tiefen Benzinspreis von ca. SFr. 1.-- je Liter 92 Oktan bewundern. Was ich nicht wusste, Vietnam ist Selbstversorger durch eigene Off-Shore-Quellen im Süden des Landes.

Leben in der Landwirtschaft
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Nun bin ich bereits 8 Tage mit dem Rad unterwegs. Meistens war das Wetter schön und heiss. Heute hat es oft geregnet. Mein Rennshirt sieht grauenhaft aus. Bewährt hat sich aber auch mein "Armaturenbrett am Lenker": Einesteils mein GPS-Geschindigkeits und Distanzmesser, dann aber meine Multi-Tasche mit 2 Fächern: Vorne Platz für Kugelschreiben, Sonnencreme und Lippenstift, und im grösseren Fach befand sich griffbereit mein Fotoapparat und das Diktiergerät, in das ich meine Ideen und Erlebnisse als Basis für die Tagesberichte unverzüglich aufsprechen konnte.

 
Schlechte Reifen und mein Armaturenbrett am Velo
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Diese profillosen Reifen wurden uns auf der zweiten Teilstrecke Nord-Vietnams montiert
 
12. Nov.: von Quang Ngai via My Lai nach Hoi An
Unterkunft: Pho Hoi Riverside***
Distanz: 45 km

90% Regenwahrscheinlichkeit war angesagt .... und wir bekamen keinen Tropfen ab. Es war nur bedeckt. Auch dies ist typisch Vietnam. Vielleicht hat mich mein europäischer Petrus beschützt?

Buddhas in der "Thien An" Pagode
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Der vietnamesische Buddhismus, Hakenkreuz oder Swastika-Symbol:
Heute starteten wir direkt vom Hotel aus. Als erstes ging es kurz nach "Quang Ngai" steil den Berg hoch zur uralten buddhistischen "Thien An" Pagode. Was mich ja hier in Vietnam erstaunte, dass man in den buddhistischen Tempel/Pagoden eine weibliche Figur sah. Dies kennt man in Thailand nicht. Zudem hat dieser weibliche Buddha, wie mir dies erläutert wurde, ein Hakenkreuz auf seiner Brust. Ein rechtsgedrehtes Hakenkreuz, nicht zu vergleichen mit dem links-gedrehten der Faschisten. Man nennt es das "Swastika-Symbol", das älteste Symbol, der uns bekannten Menschheits-Geschichte. Es ist ein heiliges, immer gültiges, göttliches Symbol, welches uns aus vorgeschichtlichen Kulturen und Religionen in die heutige Zeit überliefert wurde.

"Thien An" Pagode
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In Vietnam entdeckte ich eine zweite Richtung des Buddhismus, den "Mahayana"-Buddhismus. Er ist weniger traditionell, wie der in Thailand praktizierte "Theravada"-Buddhismus. In Vietnam habe ich ganz wenige Tempel, hier Pagoden genannt, entdeckt. Die Vietnamesen leben ihren Glauben den Buddhismus weniger intensiv aus. Sie gehen 1x die Woche oder auch weniger zum Gebet. Im Gegensatz zu den Thais, die täglich mehrmals kurz beten. An jedem der vielen tausenden von Tempeln und Schreine anhalten, um ein kurzes Gebet zu sprechen.

"Figuren und Zeichen in der "Thien An" Pagode
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Chinesisches Schriftzeichen

Ein weiterer grundlegender Unterschied fand ich im Totenkult: In Vietnam ist es üblich, dass der Tote in steinernen oder hölzernen Särgen begraben und nicht verbrannt wird. Denn nach dem vietnamesisch-buddhistischen Glauben lebt der Tote weiter und deshalb soll sein Körper erhalten werden. Den Toten widmet man in dieser Tradition wichtige Zeremonien, welche in der Ahnenverehrung wurzeln. Für die hiesigen Buddhisten ist der Tod nichts endgültiges. Somit haben auch die verstorbenen Familienmitglieder noch ihren festen Platz im Familienverband und da Vietnamesen oft Hilfe und Rat bei ihren Ahnen einholen, müssen sie entsprechend ihres Beistandes geehrt werden. Ganz im Gegensatz zu den Thais, bei denen die Toten kremiert werden und die Asche vielfach verstreut wird.

Die Vielfalt und Menge der Grabstätten an diesem Ort kam daher, weil früher hier viele Fischer ihr Gewerbe ausübten. Auf dem Meer war es jedoch sehr gefählich, weshalb man den Gottheiten nur das Beste bieten wollte.

Durch Zufall habe ich Mitten in "Hoi An" eine Trauerfeier mitbekommen. Ich sah dabei 2 Mönche und etwa 10 Frauen in weissen Uebertüchern, die Lieder aus einem Gesangsbuch sangen. Zuvorderst knieten 3 mit einem weissen Band um den Kopf. Diese waren die nächsten Angehörigen wie Bruder, Schwester oder Kinder. Männer habe ich keine gesehen. Wo waren die wohl?

Dem Toten werden einige seiner Kleider und Gegenstände in den Sarg gelegt. Zwischen das Gebiss des Toten klemmt man eine Münze oder eine Goldstück, damit der Tote im Himmel seine Mund öffnen kann, um zu sprechen. Das Metall bzw. das Gold dient auch zur Verhinderung des Eindringens des Teufels in die Leiche.

Normalerweise dauert eine Trauerfeier 3 Tage. Denn nach der vietnamesischen Auffassung verlässt der Geist des Toten in den ersten 3 Tagen die Leiche noch nicht. Anschliessend wird der Tote auf den Friedhof gebracht und beerdigt.

Am Beginn des Trauerzuges trägt ein enger Angehörige das Foto des Toten. Angehörige, Freunde und Bekannte gehen zu Fuß hinter der Sarg. Nach vietnamesischen Brauch sagt man: "Väter werden gebracht - Mütter werden geholt." Das bedeutet : wenn der Tote der Vater ist, gehen die Söhne hinter oder neben dem Sarg. Wenn der Tote die Mutter ist, gehen sie rückwärts vor dem Sarg. Die Töchter und andere Angehörigen gehen immer hinter dem Sarg.

Trauerfeier inmitten von Hoi An
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My Lai - Ein trauriges Kapitel der amerikanischen Geschichte:
Etwas weiter der Küste entlang kamen wir nach "My Lai", dem Ort der im Vietnam-Krieg traurige Berühmtheit erlangte, weil dort am 17. März 1968 eines der schrecklichsten Massaker des Vietnam-Krieges durch die Amerikaner stattfand. 504 Bewohner, vorallem Kinder und Frauen, einiger umliegender Dörfer wurden regelrecht hingemetzelt, und die Hütten dann angezündet. Anfänglich wollten die Amerikaner alles vertuschen, aber es kam ans Tageslicht.

Die Aufarbeitung dieses Verbrechens war damals bereits typisch amerikanisch. Lediglich der befehlshabende Offizier William Calley wurde von einem Gericht am 31. März 1971 zu lebenslanger Haft verurteilt, die aber durch US-Präsident Richard Nixon bereits am darauffolgenden Tag in Hausarrest umgewandelt wurde, ehe er ihn 1974 vollends begnadigte. Ein Spiegelbild der amerikanischen Rechtsprechung.

Meiner Meinung nach war dieses Massaker der Beginn unmenschlicher und menschenunwürdiger Untaten durch die Amerikaner. Im Rahmen ihrer Machtanspüche war und ist ihnen jedes Mittel recht. Seien es kommerzielle Mittel durch wirtschaftliche oder bürokratische Erschwernisse aller Art, oder auch unglaubliche Forderungen nach Informationen, wie zu den Swift-Daten (Geldtransfer) weltweit oder die extreme Einreisekontrolle in die USA. Von den Vorschriften bei der Einfuhr von Wirtschaftsgütern in die USA möchte ich gar nicht beginnen. Sie sind einfach skandalös und dienen einzig der Machterweiterung.

Seither nutzten die Amerikaner auch ihre militärischen Mittel, wenn sie nicht mit erpresserischer Diplomatie zum Ziele kamen. My Lay war der Anfang dieser menschenverachtenden Gewalts-Politik. Wer erinnert sich nicht an die Lügen, mit denen sie den Irak-Krieg vor der ganzen Welt begründeten und sich bis heute nie dafür entschuldigten. Dann das Kriegsgefängis Guantanamo auf Kuba, wo die amerikanischen Gesetze nichts mehr gelten und sie mit den dortigen Gefangenen alles und auch unmenschliches anstellen können, ohne dass sie je vor ein ordentliches Gericht kamen. Dann die vielen CIA-Gefängnisse in Europa, wo ebenfalls die amerikanischen Gesetze nichts galten. Was die Amerikaner in Afghanistan verloren haben, weiss auch niemand und neuerdings nehmen sich die Amis das Recht heraus, überall auf der Welt mit Drohnen Ziele präventiv anzugreifen und zu morden!

So gehören die Amerikaner, um in der Sprache von George. W. Bush zu sprechen, unzweifelhaft zu den Schurken-Staaten, denn sie entsprechen ihrer eigenen Definition, weil sie die Weltherrschaft anstreben! ... und zwar mit allen Mitteln. So muss man sich die berechtigte Frage stellen, ob dieses Amerika mit dieser miesen Einstellung fähig ist, eine Weltmacht zu sein. Ich bleibe dabei: Hüte Dich vor den Amerikanern. Sie sind die jetzige und zukünftige Bedrohung der westlichen Welt.

Ja, diese My Lai Gedenkstätte hat mich enorm beschäftigt. Glücklicherweise konnten wir bald wieder aufs Rad sitzen und unsere Gedanken im Schweiss ertränken.

Verkehr in Zentral-Vietnam
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Ankunft in "Hoi An":
Zum Tages-Abschluss fuhren wir im Bus über 2 Stunden bis zu unserem nächsten Uebernachtungsort "Hoi An". "Hoi An" ist eine echter Touristenort mit Unmengen an Touristen aus allen Ländern, mit einem grossem Markt, vielen Kleidergeschäften, Leder-Boutiqen etc. Rimini kann da einpacken! Was besonders positiv auffällt, ist die alte Bausubstanz, die grösstenteils erhalten werden konnte. Man trifft viele alte Häuser, chinesische Geschäfte und auch ein paar Tempel. Die Tempel sind bei mir eher als negativer Punkt hängen geblieben, denn sie verlangten zur Besichtigung eines schönen aber einfachen Tempels SFr. 7.-- Eintritt. Ein horrender Betrag, der nicht einmal von Italien übertroffen werden kann.

Küche in Vietnam:
Die Küche in Vietnam war und ist hervorragend, einzigartig, etwas vom Besten. Mit diesen Auszeichnungen lässt sich die Küche am Besten beschreiben. Eine Mischung der chinesischen Küche mit der französischen. Fleisch aller Art mit viel Gemüse, Reis oder Nudeln.

Zum Z'nacht gings ins exklusive "Tham Tham Cafe". Vorher mussten wir aber noch ein Rally mitmachen. Tuang sprach 5 vietnamesische Worte für Lebensmittel aus. Diese Tonfolgen mussten wir uns merken oder phonetisch aufschreiben und dann auf dem Markt kaufen. Unsere Gruppe fand 3 dieser 5 Produkte. Ich war dabei nur Mitläufer und habe fotografiert.

Altstdat von Hoi An
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Der Name unserer Unterkunft "Hotel Pho Hoi Riverside" tönt zwar grossartig, das ehrwürdige Haus ist aber bereits etwas ins Alter gekommen. Es war zwar sauber, jedoch in der Toilette sah man das Wirken der Handwerker durch mindestens 10 Bohlöchern, in die einmal eine Schraube hineinpasste. Der Wasserdruck war schwach. Nicht gerade tropfenweise, aber ein Rinnsal. Das Wifi funktionierte kurze Zeit, dann war wieder Funk-Stille.

Internet-Anschluss:
In jedem Hotel in Vietnam gibt es Internet, als WIFI oder Ethernet. Die Qualität ist zwar nicht immer 100%, aber genügend um zu chatten, die Homepage anzupassen und Mails zu lesen. Meistens funktioniert sogar das Telefonieren. Von der Zensur war nur das Facebook betroffen.

Hoi An by Night
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13. Nov.: Ausfahrt von Hoi An nach My Son und zurück nach Hoi An
Unterkunft: 2. Nacht in Pho Hoi Riverside***
Distanz: 43 km
 
Leben auf der Strasse
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Altstadt von Hoi An
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Mein Frl. Rottenmeier:
Bereits an den ersten Tagen unserer Fahrt war mir aufgefallen, wie umfangreich und vorallem schwer ihr Gepäck war. Heute kam sie doch mit einem eher an ein Lexikon als an einen Reiseführer erinnerndes Vietnam-Buch zum Frühstück. Und los gings mit erzählen. Ja, gewiss, Sie muss Lehrerin gewesen sein. Sie ist überzeugt von sich und ihrem Handeln. Sie sucht den Mittelpunkt und will immer etwas mitteilen oder erfahren. Man ist nie sicher vor ihr. Sie frägt und frägt, dabei könnte sie uns nur zuschauen und zuhören.

Zu dieser Vietnam Fahrt muss sie sich total neu ausgerüstet haben. Neue gelbe kurz- und langärmlige Shirts; gespiegelte Sonnebrille in derselben gelben Farbe; eine GPS-Uhr, die sie aber nicht so recht im Griff hatte; weisse Rad-Handschuhe mit schwarzen Leder-Protektoren, einen Helm mit Rückspiegel, und darüber einen wüstentauglichen Sonnenschutz über Helm und Nacken. Ihr Camelpack-Rucksack war weltrekordtauglich. Sie hätte damit in der Wüste einige Zeit überleben können. Ich habe ihn einmal kurz gehalten. Mindestesn 5-7 kg war er schwer. Allein der Wasserbehälter hatte Platz für 2-3 Liter oder mehr Wasser und dies in einer organisierten Fahrt, in der alle 1-2 Stunden neues Wasser getankt werden konnte. Es ist ihr Geheimnis, was sie alles im CamelPack transportierte. Er enthielt auch einen Regenschutz von bester Qualität, der bestimmt auch vor Hagel geschützt hätte.

Leben auf dem Fluss "Thu Bon"
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Tempelstadt My Son:
Um 8 Uhr ging es vom Hotel aus auf eine gemütliche Ausfahrt zur Tempelstadt "My Son", an der seit 20 Jahren ausgegraben und restauriert wird. Ab dem 2. oder 3. Jahrhundert ist dort an der Küste Vietnams die Cham-Kultur entstanden. Etwa 70 Tempel sollen hier gestanden haben. Aber auch hier holte uns der Vietnam-Krieg ein, mit schrecklichen Bomben-Kratern der Amerikaner. Die meisten Ruinen wurden durch amerikanische Bomben zerstört. Einige sind in der Zwischenzeit mit internationaler Hilfe restauriert worden. Mir ist aber kein Hinweis auf amerikanische Hilfe aufgefallen.

Tempelstadt My on aus dem 2. / 3. Jahrhundert
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Unterwegs trafen wir unerwartet auf ein grosses Skulptur-Atelier, in dem aus Holz feine aber auch übergrosse Figuren alles Art geschnitzt wurden. Etwa 20-30 Männer arbeiteten dort an den vielen kleinen und grossen Einzelteilen, bis eine Figurengruppe für einen Tempel oder auch Privat fertig war.

Skulptur-Atelier
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Was ich unbedingt beschreiben muss, war der vietnamesische Lunch im "Bale Well", einem wunderbaren einfachen Restaurant (45/51 Tran Hung Dao St, Hoi An Town, Tf. 0510 3864 443). Es wurden serviert: Maispapier, in das man Salate, dann auch Fleischstücke einrollte, in Sauce eintauchte und so ass. Ein wunderbares Essen. Ein Traum. Vietnam pur! Unvergesslich!

Kaum waren wir nach dem Lunch zu Hause d.h. im Hotel, begann es wieder zu regnen und zwar heftig. Es ist eben Regenzeit in dieser Gegend.

Zum Nachtessen, es regnete nicht mehr und der Himmel war voller Sterne, begab ich mich mit ein paar Damen ins "Morning Glory" (106 Nguyen Thai Hoc St., Hoi An), wo wir wiederum wunderbar gegessen haben. Auf dem Hin- und Rückweg gabs dann noch sehenswerte Nacht-Foto-Sujets zu verewigen, wie z.B. die einer buddhistischen Trauerfeier für einen Toten.

Morgen wird "Buddha-Day" sein. Dies sah man daran, dass die Einheimischen auf den Strassen Papier in Kübeln und mit Essensbeigaben verbrannten. Am Buddha-Day dürfen die Buddhisten nach 12 Uhr nur Gemüse und Früchte essen. Dazu gehen sie in den Tempel zum Gebet. Ich habe aber nur ältere Frauen und Männer gesehen. Die Jüngeren kümmern sich wenig um die Religion.

14. Nov.: Fahrt von Hoi An nach Hue
Unterkunft: Festival Hotel****
Distanz: 74 km

Bericht zur Ausfahrt:
Nach einer 10 km langen Anfahrt auf Meereshöhe bis nach "Danang" ging es den Berg hoch zum "Hai Van Pass" auf 500 m Höhe, im Durchschnitt etwa 7-8% Steigung. Dies war für mich hart, denn mein Körper braucht eine grössere Einfahrstrecke, bis alle Blutbahnen und Muskeln durchgespühlt sind. So nahm ich es gemütlich und bin am ersten Teilstück nur an 3. Steile eingefahren. Später lief es dann immer besser. Auf den letzten 3 -4 km bis zur Passhöhe lag ich lange Zeit unangefochten an der Spitze und fuhr mein eigenes Tempo, bis ich ganz überraschend von David und Wendy ein- und überholt wurde. Mein Ehrgeiz wehrte sich aber gegen diese beiden. Ich hängte mich an, wartete ab und trat dann 500 m vor der Passhöhe an. Scheinbar waren die beiden kaputt, denn ich konnte sie noch über 50 m abhängen. Ich bin dabei aber fast selber explodiert. Meine bessere Fähigkeit, Schmerzen auszuhalten, war entscheidend. Wer hätte das gedacht?

Hai Van Pass
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Nach einem Gruppenfoto stürzte ich mich dann in eine 11 km lange Abfahrt. Ein weiteres Wahnsinnserlebnis. Abwärts war ich zu Hause und nicht einzuholen. So habe ich gleich einen Tiertransporter mit 100en von Hunden, ja da habt ihr richtig gelesen, überholt und wurde dann nicht mehr gesehen. Wie ich später vernommen habe, gehören Hunde auf den Speisezettel vieler Vietnamesen. Dies ist vielleicht auch der Grund, dass man fast keine wilden Hunde sieht. Unten im Tal angekommen ging es mehr oder weniger flach der Küste entlang weiter. Hier waren vorallem die unzähligen Friedhöfe der Buddhisten zu bewundern. Grosse und kleine Grabstätten waren da zu sehen, aber alle geschmückt mit farbigen Steinen und Keramik.

Friedhof und Fischerboote
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Das "Festival Hotel" in Hue ist ein alter 5*****-Klotz, der durch Renovation seine Sterne wirklich verdient hat, Hier war der Internet-Empfang extrem gut. Besser als zu Hause!

Nun haben wir Zentral-Vietnam durchquert. Morgen geht es mit dem Zug in Richtung Hanoi in den Norden Vietnams, wo wir neue Fahrräder fassen werden. Deshalb musste ich von meinem Mountain-Bike Abschied nehmen und meine Pedale und den Sattel abmontieren lassen.

Auf dem Lande
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15./16. Nov.: Aufenthalt in Hue, Fahrt in der Nacht mit dem Schlafwagen nach Nam Dingh
Unterkunft: Overnight Train und Yen Nhi Hotel
Distanz: -

Es sollte zu unserem härtesten und ereignisreichsten Tag werden. Zuerst eine Stadt-Rundfahrt durch Hue und dann ab etwa 14 Uhr die 13 stündige Bahnfahrt in den Norden Vietnams.

Regenzeit in Vietnam:
Dunkle Wolken zogen über Hue, als wir uns zu einer Stadt-Rundfahrt mit dem Bus aufmachten. Wie ich von unserem Guide Tuang vernommen habe, hätten wir bisher Glück gehabt, dass wir nur wenig vom Regen abbekommen hätten. Normalerweise regnet es zu dieser Zeit in Mittel- und Süd-Vietnam ununterbrochen. Wenn einer Regen nicht mag, dann sollte er zu dieser Zeit Vietnam auf keinen Fall besuchen. Eine Rad-Gruppe der gleichen Organisation, die eine Woche später in Saigon startete, musste ihre Fahrt in Zentral-Vietnam abbrechen und sind nun mit dem Bus unterwegs.

Ich verstehe SpiceRoad nicht ganz, dass sie diese Tour bei bekanntlich schlechten Verhältnissen durchführt, wo doch die Strassen wenig dazu beitragen, dass man es lustig finden kann. Denn eine Pfütze nach der anderen spritzt in die Höhe und verschmutzt Leibchen und Hose. Nicht zu vergessen die mit Wasser gefüllten Löcher, denen man nicht ansieht, wie tief sie sind.

Königsstadt von Hue (1)
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Die Königsstadt, Besichtigungen bei Regen:
Die ehemalige Hauptstadt Hue, die 100 Kilometer nordwestlich von Danang liegt, war von 1802 bis 1945 Sitz der vietnamesischen Kaiser. Die Zitadelle mit der Verbotenen Stadt, die die Kaiser nach dem Vorbild Pekings gebaut hatten, erklärte die UNESCO 1993 zum Weltkulturerbe.

Kaiser Gia Long ließ Anfang des 19. Jahrhunderts am Nordufer des Parfümflusses einen Palast nach chinesischem Vorbild bauen. Die purpurfarbene "Verbotene Stadt" war nur dem Kaiser und wenigen Vertrauten zugänglich. In der rund einen Quadratkilometer grossen Kaiserstadt, die von einer Mauer und einem Graben umgeben ist, residierten die Angehörigen, Konkubinen und Eunuchen. In der sechs Quadratkilometer grossen Zitadelle lebte der Hofstaat.

Königsstadt von Hue (2)
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Beim Königspalast fing der Regen an. Nur leicht fieselte er. Ein Regenschutz war noch nicht notwendig, einzig die Kamera musste ich schützen. Der König lebte in einer feudalen Anlage. Einiges ist noch verfallen und muss restauriert werden, Die Parkanlagen sind grösstenteils verunkrautet und müssen neu angelegt werden, aber man kann erahnen, wie toll er da gelebt haben muss. Unzählige Häuser, Paläste und Tempel werden durch zwei Schutzmauern mit Toren umzäunt.

Pagode der Himmelsgöttin (1)
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Die Thien Mu Pagode:
Rund vier Kilometer flussaufwärts steht die Thien-Mu-Pagode, Pagode der Himmelsgöttin, das wohl bekannteste Gebäude von Hue. Eine steile Treppe führt vom Fluss hinauf zu der markanten siebenstöckigen Pagode. Auf dem Gelände ist seit Jahrhunderten ein Kloster beheimatet, in deren Zentrum sich eine große Gebetshalle befindet. In einer Garage ist das Auto zu sehen, mit dem der Mönch "Thich Quang Duc" im Juni 1963 nach Saigon fuhr, um sich auf offener Straße - aus Protest gegen das damals herrschende Regime - selbst zu verbrennen.

Pagode der Himmelsgöttin (2)
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Hier in der Pagode hat der Regen voll zugeschlagn und nichts trocken gelassen. Als Wolkenbruch prasselte er nieder. In null-komma-null war ich nass. Ich versuchte mich zwar noch in den Buss zu retten, aber bereits zu spät. Im nahen Coffee-Shop sah ich unseren Chauffeur, zu dem ich mich hinrettete, zu einem Glas vietnamesischen Grün-Tee.

Regen auf dem Markt von Hue
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Auf dem Markt von Hue:
Als Abschluss vor der Zugsabfahrt besuchten wir den Einheimischen Markt in Hue. Im Gegensatz zu den thailändischen Märkten wird man hier von den Verkäufern fast handgreiflich in das Geschäft gezogen, um etwas verkaufen zu können. Ich mag dies nicht. Ich möchte mich nur umschauen. Als Konsequenz hat mich das Leben ausserhalb des Marktes mehr interessiert. Da war einiges los. Der Transport der gekauften Waren. Da sah man alles: Lastenträgerinnen mit der Bambusstange und den zwei Körben, Lauf-Fahrräder, aber auch Trägerinnen, die ihre Last auf dem Kopf trugen.

Vom Wartesaal in den Zug
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Fahrt im Schlafwagen von Hue nach Nam Dingh:
Bereits um 14 Uhr waren wir am Bahnhof. Es galt einen generalstabsmässigen Ablauf durchzuziehen, denn der Zug soll nur 3 Minuten halten, wie uns Tuang einschärfte. In dieser Zeit mussten wir einsteigen, aber auch unsere Koffer reinschleppen. Fast wäre es schief gegangen, denn eine andere grosse Reisegruppe mit jungen Frauen und Männer verstopfte den einzigen Einstieg in unseren Wagen. Sie hatten so viel Gepäck und vorallem schwere Rucksäcke bei sich, die sie alleine nicht reinbekamen. Wir Männer mussten ihnen helfen, um am Schluss nicht draussen stehen zu bleiben. Aber mit dem letzten Gepäckstück, unserer Verpflegungskiste, fuhr der Zug um 15:05 in Hue ab. 600 km sollte die Fahrt dauern. Es regnete in Strömen, aber wir waren drinnen.

Der Zug soll einer der besten Züge in Vietnam sein. Eine Privat-Firma soll ihn resp. die Liegewagen betreiben, was mir bereits an der nigelnagelneuen Lokomotive aufgefallen war. Unser Liegewagen, für Touristen gebaut, war mit massivem Holz verkleidet und gut gefedert. Kein Schlagen und Rütteln wie in den thailändischen Zügen. Die 4 Betten je Kabine entsprachen einem europäischen Standard. In meiner Kabine machten wir unsere Sandwiches für den Abend bereit. Eine halbe Baguette mit viel Salat und Thunfisch aus der Büchse. Die vietnamesischen Thon-Büchsen sind gleich gross wie die unseren in Europa, aber sie enthielten nur etwa einen Drittel Fisch, aber viel Olivenöl. Schöner Beschiss der Planwirtschaft. ... und dazu gabs ein kühles Bier für 1 US-$.

Auf dem Weg in den Norden von Vietnam
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Apropos Salat: In jedem Reiseführer über Thailand steht geschrieben, dass man wegen Durchfall-Gefahr kein ungekochtes Gemüse oder Salat essen darf. Daran halte ich mich eisern und meine, deswegen noch nie Durchfall gehabt zu haben. Aber hier in Vietnam gehört es zu den landesspezifischen Spezialitäten, dass man Salat- und Pfefferminz-Blätter ungekocht isst. Zu den meisten der Malzeiten gab es einen solchen Gang. Anfänglich war ich skeptisch und hatte ein schlechtes Gewissen. Jeden Morgen habe ich auf der Toilette meinen inneren Zustand überprüft, aber bisher nichts abbekommen. War dies Zufall oder werden die Salate in Vietnam mit besserem Wasser gewässert?

Nur mit wenigen Minuten Verspätung erreichten wir nach ungefähr 12 Stunden Fahrt am Morgen früh um 02:18 die Bahnstation "Nahm Dinh", wo uns unser neuer Bus abholte und ins etwa 1 Stunde entfernte Hotel "Yen Nhi" brachte, wo wir noch etwas schlafen konnten. Es war eine harte Nacht, denn geschlafen habe ich wenig. Ich war zu unruhig.

Ankunft pünktlich um 02:18 in Nahm Dinh
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16. Nov.: Fahrt von Nihm Binh in den Cuc Phuong National Park
Unterkunft: Cic Phuong National Park Hotel
Distanz: 56km

Immer wieder dasselbe Bild mit Blick zum Himmel: Himmel stark bedeckt und zwischendurch leichter Regen

Ein alter "Göppel":
Es war eine kurze Nacht. Um 9 Uhr ging es bereits wieder auf die Piste. Mit neuen Fahrrädern. Bitte nicht falsch verstehen. Es waren andere Räder, aber uralte. Ich hatte nicht ein Montags-Mountainbike erwischt, viel schlimmer, einen alten "Göppel". Die Hinterrad-Bremse funktionierte nicht, ebensowenig die Schaltung. Eine totale Katastrophe und Zumutung. Zudem uralte, abgefahrere Reifen ohne Profil und prompt hatte ich nach etwa 20 km einen Platten. David, ein anderer Mitfahrer, hatte dasselbe Missgeschick etwa 15 km später, und Terry am Tage darauf. SpiceRoads Scheiss-Firma! Ich war total frustriert und musste mich durch aktives Betrachten der Landschaft und der Häuser positiv wieder aufbauen, was mir nach einiger Zeit dann auch gelang.

Karstlandschaft
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Die Fahrt führte uns durch eine der schönsten und interessantesten Gebiete Vietnams, eine Karstlandschaft mit hohen bizarren Karstfelsen- und Hügeln, und daneben Reisfelder und Fischzucht-Reservate. Wir fuhren dabei auch an der alten Stadt "Hua Lu" vorbei, dabei hätten wir ja wirklich Zeit gehabt, diese anzuschauen. Ich glaube, dies ist ein Problem aller Radfahrten. Man fährt an vielen schönen, sehenswerten Objekten vorbei, weil man meint, keine Zeit zu haben, oder das Interesse fehlt. Oder, die Geschmäcker sind eben verschieden.

Aber auch diesmal gab es wieder einiges zu sehen und auszuprobieren: So habe ich das erste Mal Zuckerrohr gegessen resp, gekaut und dabei den Zucker aus dem "Stamm" herausgesaugt. Eine feine Sache. Man könnte davon süchtig werden. Nun begreife ich auch, dass die Aegypter derart scharf aufs Zuckerrohr sind, es laufend kauen und dabei ihre Zähne mit Karies kaputt machen.

Unterwegs bei Regen, Nebel und Schlamm
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Cuc Phuong National-Parl:
Schlussendlich erreichten wir, obwohl es immer wieder leicht regnete, am frühen Nachmittag unser Tagesziel, den "Cuc Phuong National-Park" und unsere nächste Unterkunft für eine Nacht.

Das Hotel im National Park war gräuslig. Ein echtes Trecking-Hotel für Trecker und Jung-gebliebene, denen es nichts ausmacht, unter einem Mosquito-Zelt zu schlafen. In der Tat hatte es einige Mosquitos im Zimmer, sodass auch ich mich unter solch einen Umhang legte. Die Betten waren zwar sauber, aber sonst war alles verlottert und feucht, wegen des aktuell herrschenden Klimas und des Dschungels rundherum. Die Dusche hing frei im Toilettenraum, wodurch alles total rutschig wurde. Das Warmwasser aus der Dusche kam wieder einmal von der rechten Wasser-Zuleitung. Sie ist in jedem Hotel anders. (Bem: Im ersten Hotel habe ich dies gar nicht bemerkt und mich fluchend kalt geduscht.) Glücklicherweise gibt es nur 2 Möglichkeiten für die Warm- und Kalt-Wasser-Zuleitung. Das Hotel war an der Grenze der Zumutbarkeit, vorallem, weil das Wetter nicht stimmte, wie es bei uns war.

Primate-Rescue-Center:
Unverzüglich nach Ankunft, wir konnten uns nicht einmal duschen und die nassen Kleider wechseln, besuchten wir das Affen-Reservat des Nationalparks. Hier werden Affen, vorallem viele seltene, vom Zoll oder der Polizei hingbracht, weil sie wiederrechtlich entwendet wurden. Sie werden wieder aufgepäppelt und man versucht sie, in einer zweiten Phase wieder in die Natur zurückzubringen. Dazu hat man ein zweites grosses Gehege im Urwald errichtete, in dem sie sich frei bewegen und nur rundherum durch einen elektrischen Zaun vor der Flucht gehindert werden. Ich traf dort eine deutsche Tierpflegerin aus dem Leipziger-Zoo, die hier für 6 Monate im Austausch arbeitete. Sie berichtete etwas resignierend, dass es wenig bringe, die Tiere wieder in die Wildnis zu bringen, weil sie sofort von den Vietnamesen abgeschossen und verspiesen werden. Solange die Vietnamesen sich nicht ändern, wird aller Schutz der Tiere nichts bringen.

Cuc Phuong Nationalpark
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17. Nov.: Fahrt vom Cuc Phuong National Park nach Haiphong
Unterkunft: Huu Nghi Hotel****
Distanz: 70 km

Morgenstund hat nicht immer Gold im Mund:
In der Nacht hatte es geschüttet und gestürmt. Und als unangenehme Ueberraschung hatten wir am Morgen keinen Strom und damit kein Licht und auch kein Warm-Wasser. So musste ich im Dunkeln meine 7-Sachen zusammensuchen und packen. Mindestens zweimal habe ich mich vergewissert, ja nichts vergessen zu haben. Aber welche zweite Ueberraschung: um 7 Uhr ging dann auf einmal das Licht an, unser Frühstück war gerettet.

Im Cuc Phuong Nationalpark
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Es war kühl. Knapp unter 20°C und neblig. Kenne ich dieses Klima nicht aus dem Norden von Thailand, wo ich auch schon jämmerlich gefroren hatte? Ich bekam ein anderes Mountain-Bike. Ich weigerte mich, mit dem alten weiterzufahren. Mein Ersatzrad hatte Reifen mit einem besseren Profil und eine Schaltung, die bereits recht gut funktionierte, aber beim Hochschalten viel Kraftaufwand vom Daumen erforderte. Ich musste deshalb meine Faust zu Hilfe nehmen. Das Material von SpiceRoad ist einfach schlecht gewartet. Zu Hause würde ich dieses Bike zum Velo-Mech bringen und es total revidieren lassen. Apropos schlechtes Material: Heute hatten wir bereits den 3. Platten innert 2 Tagen. Die Reifen sind bereits Jahre alt und ohne Profil! Ein gefährlicher Zustand. Mit diesen Rädern hätte ich mich nie getraut, eine Downhill-Strecke wie vor en paar Tagen mit vollem Speed herunterzurasen.

Die Fahrt führte uns zuerst in den hiesigen Dschungel zu einer der Prähistorischen-Höhlen in diesem Karst-Gebiet, wo einmal Steinzeit-Menschen gewohnt haben sollen. Die Höhle lag weit oben, so dass ich zuerst mit meinen SPD-Schuhen die steilen Steintritte über Karst-Felsen hochklettern musste. In der Höhle sah ich dann das, was ich schon mehrfach gesehen hatte: Höhlen, Dunkelheit und eine gräuslige schwarze Spinne mit unzähligen Beinen.

Dann führte uns die Fahrt mehrheitlich auf unasphaltierten Strassen in Richtung "HaiPhong". Zwischen Ananas- und Zuckerrohr-Plantagen, dann wieder links und rechts Fischteiche, und immer auf kaputten Strassen. Vom gestrigen Regen waren alle Löcher voll Wasser. Man wusste nie, wie tief die Löcher waren. Es war ein Zirkeln zwischen den Wasserlöchern, um nicht stecken zu bleiben oder gar zu stürzen oder mit dem rot-braunen Schlamm vollgespritzt zu werden. Aber trotzdem musste ich bei Ankunft wieder eine Sonderschicht beim Waschen einlegen. Alles von der Hose übers Shirt bis zum Helm war braun verschmutzt. Paris-Roubaix lässt grüssen.

Auf dem Weg nach HaiPhong
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Haiphong und unser Hotel "Huu Nghi Hotel****" erreichten wir nach einer abschliessenden 3 stündigen Busfahrt. Der Hotelpalast strahlte von ausserordentlicher Qualität und Sauberkeit. Es war Spitze, ein Aufsteller. Erstmals funktionierte auch Facebook wieder. Wie ich von unseren Reiseleitern vernommen habe, wird Facebook von der kommunistischen Regierung zensuriert. Da es aber von den 5 grossen Internet-Anbietern in Vietnam auch 2 ausländische gibt, ist auf diesen beiden Kanälen Facebook erreichbar. So erklärt sich, dass in einigen Hotels Facebook benutzbar blieb, in anderen nicht.

Haiphong ist die grösste Hafenstadt Vietnams. In ihr soll die vietnamesische Mafia herrschen. Dieses Wort gebrauchen die Vietnamesen, wenn sie das Establishment meinen. Längst hat die Korruption die Parteibonzen erfasst, dicke Mercedes-Limousinen rauschen durch die Strassen, Edellokale sind tagelang ausgebucht.

Zum Nachtessen blieben wir im Hotel. Ein schön eingerichteter und dekorierter Raum, bezeichnet mit "VIP 1" stand uns zur Verfügung. Ein paar unserer Damen hatten es immer noch nicht gelernt, dass man hier im Fernen Osten keinen Wein trinken sollte. Erstens ist er überteuert und zweitens minderer Qualität. Aber diese "Fräuleins" wollen zu den Besseren gehören! So auch diesmal, denn der Zapfen brach ab und blieb im Wein resp. in der Flasche stecken. Und was machte die Bedienung? Ich beobachtete sie. Sie schaute herum und stiess den übriggebliebenen Korken einfach ganz in die Flasche. Unsere "Fräuleins" hätten den Fusel getrunken, denn sie schauten nicht zu und keine von Ihnen hat den Wein gekostet, wenn wir Männer sie nicht davon abgehalten hätten.

Apropos "Fräuleins".
Man merkt einigen unserer weiblichen Mitfahrerinnen an, dass sie schon lange Solo sind. Es herrschte ein grosser erkennbarer Unterschied zu den 2-3 Verheirateten. Die "Fräuleins" waren recht egoistisch und dominant. Sie assen, wie wenn sie alleine wären, d.h. bedienten sich ungeniert an den Speisen und Saucen, auch wenn es für die anderen dann keine mehr hatte. Sie waren sehr wählerisch beim Essen. Wenn sie etwas mochten, dann schlugen sie zu, vorallem unverzüglich. Sie spielten bei jeder sich passenden Gelegenheit mit ihrem Freund, dem iPad, iPhone oder Smartphone. So könnt ihr mich verstehen: Ich bin ja so froh, solo zu sein!

Ein paar der "Fräuleins" haben aber noch einen anderen Tick: Sie fressen Tabletten! Es sind Aufbau-Präparate, wie sie als gesundheitsfördernd angepriesen und teuer verkauft werden. Wenn ich von Fressen spreche, dann meine ich dies im Ernst. Neben Frl. Rottenmeier habe ich einem anderen "Fräulein" zugeschaut. Sie schluckte beim Frühstück eine Hand voll Tabletten. Grosse. mächtige und kleine Tabletten in allen Farben und Formen. Mindestens 20-30 an der Zahl. Die Grösste hätte ich aufschneiden müssen, denn Schlucken wäre bei mir unmöglich gewesen. Wie habe ich doch gestaunt, als sie all diese handvoll Tabletten in 3 Portionen und wenig Flüssigkeit runterschluckte. Da hört für mich einfach der Gesundheits-Fanatismus auf. Dies ist reiner Schindluder, Geldmacherei .... und Dummheit dazu. Frisches Obst und Gemüse wäre viel gesünder!

Strassenzustand und -Verhältnisse in Vietnam:
Abgesehen von den wenigen Hauptstrassen und Highways herrschen in Vietnam katastrophale Strassenverhältnisse. Die wichtigste Straße Vietnams, die Highway1, die über 2'100 km als verkehrstechnisches Rückgrat durch das gesamte Land von der chinesischen Grenze bis ins Mekong-Delta verläuft, ist eine ganz normale Landstraße. Zwei-Drittel der Strassen sind nicht asphaltiert, also voller Löcher durch die vielen Lastwagen. Sobald es regnet, beginnt der Chaos. Wie ich gelesen habe, sind etwa 10% der Dörfer bei Regen nicht mehr erreichbar.

Unterschied von Thais zu Vietnamesen:
Es ist naheliegend und soll mir verziehen werden, aber ich vergleiche eben gerne mit Bekanntem. Die beiden Völker sind total unterschiedlich. Unterschiedlich in der Mentalität und der Gelassenheit. Die Vietnamesen sind im Charakter von den Chinesen beeinflusst. Sie haben eher einen strengen Gesichtsausdruck und auch ein entsprechendes Benehmen, was mir schon in Hongkong aufgefallen war. Sie nützen ihren Stand und Macht als Respektsperson rücksichtslos aus. Wehe, du kommst mit einem Polizisten in Konflikt.

Einmalig auch, wie ich am Checkin bei der Gepäckkontrolle behandelt wurde, obwohl bei mir nichts zu beanstanden war. Im Befehlston wurde ich in die richtige Kolonne verwiesen! Lächeln tun sie nur selten, und dann nur, wenn es gut fürs Business ist. Es kann aber schnell einfrieren, wenn man z.B. nichts kaufen will. Ihre Härte scheint eine Charakter-Eigenschaft zu sein, denn sonst hätten sie nicht den Vietnam-Krieg gegen die Amerikaner gewonnen. Sie können eisenhart, wendig und grausam sein. Sie brauchen eine Führung mit starker Hand und sind deswegen mit ihrer jetzigen kommunistischen Führung zufrieden und glücklich. "Wir haben eine gute Führung" meinte einer unserer Guides. Es gibt zwar Ausnahmen, aber für mich waren die Vietnamesen ein Volk voller Fragezeichen. Ich fühlte mich unter ihnen, z.B. auf dem Markt, nicht wohl. Ich wusste nie, was hinter mir passiert.

Welch Unterschied war es doch, als ich in Bangkok landete. Da wurde ich lächelnd mit einer Verbeugung in die noch freie Warteschlange bei der Immigration eingewiesen, in die Warteschlange für Thais notabene. Hier fühlte ich mich wieder als Gast.

18. Nov.: Schiffs-Transfer von Haiphong nach Cai Vieng auf den Cat Ba Island, Rundfahrt
Unterkunft: Princess Hotel***
Distanz: 25 km

Die kommunistische Prominenz trifft sich:
Gestern Abend wurde in unserem Hotel nach einer Renovation das Restaurant im 10. Stock neu eingeweiht. Dazu war die politische und militärische Prominenz von Vietnam eingeladen. Gestern ist uns davon noch nicht viel aufgefallen. Heute morgen jedoch beim Frühstück kamen wir uns in unseren Rennhosen und -Shirts etwas deplaziert vor, denn es wimmelte von gut gekleideten Männern (keine einzige Frau) und Uniformierten. Es war ein Leckerbissen, ihrem Treiben zuzuschauen. Bei einer Person beobachtete ich, wie einer seiner Begleiter ihn bediente. Er brachte ihm das Essen vom Buffet, auch die Esstäbchen. Sie sprachen kein Wort miteinander, sassen aber gemeinsam am selben Tisch. An einem anderen Tisch beobachtete ich, wie ein etwa 50-jähriger Mann in hellblauem Hemd aufstand, was noch nichts besonders war, aber wie auf Kommando standen alle anderen Anwesenden rundherum auf und nickten ihm ehrfurchtsvoll zu. Er muss wohl einer oder der ranghöchste Anwesenden gewesen sein.

Als ich dann im Hotel auscheckte, konnte ich das Spiel und den betriebenen Aufwand auf der Strasse weiterverfolgen. Ich sah lauter Autos mit blauen Nummernschildern. "Die seien von der Regierung", meinte unser Reiseführer. Vor dem Hotel und den naheliegenden Strassen-Kreuzungen sah ich mehrere hellbraun gekleidete Strassenpolizisten auf BMW-Motorrädern und in BMW-512-Autos. Sie standen bereit, um den Verkehr für die Prominenz abzuriegeln. In der Rezeption des Hotels eilten einige höhere Militärs mit Sternen auf den Achsel-Batten und Polizisten geschäftig umher. Wie es ausging, sah ich nicht mehr, denn wir brachen auf zu unserem nächsten Erlebnis.

Mit dem Schnellboot nach Haiphong
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Mit dem Schnellboot zur Cat Ba Insel:
Erstmals seit mehr als einer Woche sah ich blauen Himmel und es war warm. Erstmals seit langem hatte ich das Gefühl, den Regenschutz nicht zu brauchen und liess ihn im Rucksack. Mit einem Schnellboot ging es frühmorgens nach "Fulong" dem Hafen der "Cat Ba Insel". Unsere Räder haben wir auf dem Dach des Bootes verstaut. Als Gepäck hatten wir nur das notwendigste für 1 Nacht bei uns, und ich zusätzlich meinen grossen Canon-Fotoapparat samt Notebook.

Etwa 45 Minuten dauerte die spritzige Fahrt durch den grössten Hafen Vietnams bis zum südlichen Ende der "Halong Bay". Irgendwie muss das Meer-Wasser aber gestiegen sein oder die Anlagestelle hatte sich ins Meer gesenkt, denn wir mussten mit unserem Gepäck und den Fahrrädern durchs Meerwasser waten. Meine Schuhe habe ich ausgezogen, mit den Schuhbändeln zusammengeknüpft und um den Hals gehängt. Wie schön war es doch, jenem jungen asiatischen Pärchen zuzusehen, wie der Mann seine Frau oder Freundin auf den Schultern durchs Wasser trug. Dies war Liebe! Wer trägt wohl wen in 10 Jahren?

Mein Kampf um die Sicht durchs offene Fenster:
Weniger schön, aber typisch für das Benehmen und die Impertinenz dieser Frau war mein neuestes Erlebnis mit Frl. Rottenmeier. Ich hatte im Schnellboot bereits meinen Platz eingenommen. Einen schönen Fensterplatz habe ich mir ergattert und das Schiebefenster geöffnet, damit ich gut herausschauen und fotografieren konnte. Da kam sie hereingestürmt, denn sie wollte wie immer die erste sein, hatte sich aber in ihrer Ungestümtheit in einem falschen Boot einen Platz belegt. Es hatte nicht mehr viele freie Plätze am Fenster, so setzte sie sich in die Sitzreihe direkt vor mir vor dasselbe Fenster und verschob, ohne zu fragen, das blaue Schiebefenster auf meiner Seite so, dass sie ungehindert hinausschauen, bei mir aber die Sicht geschlossen wurde.

"Was soll das?" fragte ich etwas konsterniert. "Ich will rausschauen!" meinte sie selbstsicher und bestimmt. Dies war nun aber zuviel für mich. Ich schob das Schiebefenster mit Schwung zurück, sodass ich wieder aufs Meer schauen konnte und meinte: "Fragen wäre eines und zudem war ich vorher da, und ich schaue nun aufs Meer. Basta!"

Diese knallende Ohrfeige hatte dieses Weibsbild nicht erwartet und ich noch weniger ihre Reaktion. Sie fluchte etwas auf Englisch vor sich hin, schob ihr Gepäck genervt auf die Seite und setzte sich weiter vorne auf einen anderen freien Platz. Ich habe ihr sichtlich den ganzen Tag verdorben, was sich auf der späteren Fahrt zeigte, denn sie verschaltete sich ununterbrochen und fiel einmal fast vom Rad.

Fahrt über Cat Ba Island
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Fahrt über die Insel Cat Ba Island zu unserem Hotel:
Die Fahrt auf der einzigen Strasse der Insel war sehr abwechlungsreich. Ein Karst-Felsen oder -Hügel am anderen, auch draussen im Meer sah man diese Felsen, dann wunderschöne Strände und Fischzuchten .... und immer wieder 6-8%ige Kamelbuckel auf und ab. Bereits mehrfach in Vietnam habe ich ältere Männer beim Brettspiel gesehen. Sie spielten eine Art chinesisches Schachspiel.

Leben auf der Insel
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Das "Princess Hotel" auf Cat Ba Island sah von aussen wie ein 8-Sterne-Schuppen aus, aber innen zeigte es sein wahres Gesicht, wie man es eben oft im Fernen Osten antrifft: "Alt und ohne Liebe unterhalten". Die Klimaanlage war wahrscheinlich eine Dreckschleuder, im Badezimmer haben sie eine ganz neue Badewanne einfach hineingestellt ohne Badevorhang und ohne abgedichteten Wandabschluss. Wenn man duschte, floss das Wasser hinter der Badewanne an der Wand entlang auf den Boden, sodass bald die ganze Toilette unter Wasser stand. Dies war aber kein Problem, denn die Toilette hatte einen Abfluss. Die Duschbatterie war derart verkalkt, dass der Kalk den Chromstahl überdeckte! Eine Badewannenvorlage gab es auch nicht, dafür den vietnamesische Standard-Beutel mit Duschgel ohne Einreisstelle. Beinahe verzweifelnd habe ich schlussendlich einen der beiden Plastik-Beutel mit meinen Zähnen aufbeissen können.

Eine Minibar hatte es zwar, aber nur Wasser drin. Mein Zimmer hatte kein Fenster, resp. doch eines, aber einen halben Meter dahinter stand bereits die Hauswand des nächsten Hauses. Ein wahrhaft idyllischer Ort, aber für eine Nacht ausreichend.

Etwas zum vietnamesischen Toiletten-Dusch-Sortiment:
Es besteht aus demselben Artikeln wie in anderen Ländern. Aber an der Verpackung kann man die Klasse des Hotels ablesen, denn sie werden für alle Hotels zentral eingekauft, aber unterschiedlich mit dem Hotelnamen beschriftet. Es gibt zwei Typen: Der Einheits-Dusch-Plastik-Beutel für Haare und Körper gibt es in den 2- und 3-Stern-Hotels, in 4-Stern-Hotels gibt es bereits die Dusch-Tuben oder -Fläschchen mit Shampo und Duschgel.

19. Nov.: Von der Cat Ba Island nach Hanoi
Unterkunft: Maison D'Hanoi Hotel****
Distanz: 23 km

Schifffahrt durch die Halong Bay:
Es war unsere letzte Fahrt mit dem Mountainbike, die uns quer durch die Cat Ba Insel mit ein paar bösartigen Steigungen bis zum nördlichsten Punkt führte. Aber als Ziel winkte die Belohnung einer Schiffahrt durch die weltberühmte "Halong Bay". Nur unsere Gruppe auf einem recht grossen Schiff. Die Halong Bay ist ein unglaubliches Naturwunder mit gegen 2'000 Karstfelsen und -Hügel zumeist unbewohnt, die zum Teil mehrere 100 Meter hoch aus dem Wasser ragen. Im 1994 wurden sie von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Auf diesem Meeresteil vor Hanoi tummeln sich unzählige Schiffe, und dabei ist es doch gar nicht Saison. Die Fahrt durch die Halong Bay ist nicht ungefährlich, wie ich erst nachträglich erfahren habe. So sind in den letzten paar Jahren mehrere Boote zusammengestossen oder gekentert, wobei viele Touristen den Tod fanden. Wenn man das Alter und den Zustand der Boote sah, dann verwunderte einem nichts.

Schiffahrt durch die Halong Bay1
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Pech hatten wir mit dem Wetter, wie schon während der ganzen Fahrt durch den Norden Vietnams. Es war bedeckt, dunstig und grau ... Welt-Untergangsstimmung. Also bei Leibe kein Foto-Wetter. Oder doch?

Schiffahrt durch die Halong Bay
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Was hat unser Hotel in Hanoi mit den typischen schmalen Häusern Vietnams gemeinsam?
Von der Halong Bay waren es nur noch 3 Stunden Busfahrt bis zu unserem letzten Ziel in Hanoi, das "Maison d'Hanoi Hotel". Es lag im Zentrum von Hanoi zwischem dem Alten und dem Französischen Viertel. Ein Hotel, das zwar 10 Stockwerke aufwies, aber nur etwa 5 m breit war. Dies ist eine der Besonderheiten in Vietnam. Die Häuser sind grösstenteils sehr schmal, vielleicht 5-7 m breit. Ich habe aber auch solche gesehen, die nicht breiter als 2 m waren. Damit erspart man sich die Kosten fürs Bauland. Dafür haben dann die Zimmer, wie in meinem Hotel bis auf wenige Luxus-Suiten auf die Strasse hinaus, keine Fenster.

Dies war der Abschluss unserer Radfernfahrt vom südlichen Saigon zum nördlichen Hanoi. Es war eine gute unterhaltsame Fahrt ohne irgendwelchen Unfall. Ich habe viel erlebt, gesehen und auch fotografiert. Unter uns Teilnehmern haben wir abgemacht, die Fotos über Dropbox oder Google auszutauschen. Ausser mir und Mandy blieb es bei den grossen Versprechungen. Alle haben zugegriffen, aber nichts gegeben! Ein Abbild unserer Gesellchaft. (Stand vom 20. Dez. 2012)

Schmale Häuser in Vietnam
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20. Nov.: Hanoi
Unterkunft: Maison D'Hanoi Hotel****

City Tour in Hanoi:
Zwei Tage bin ich noch in Hanoi geblieben, um mir die Stadt anzuschauen. Dazu habe ich mir eine ganztägige City-Tours gebucht. Wir waren nur eine kleine Gruppe von 9 Personen. Ich muss aber gestehen, ich hatte bereits Mühe, etwas Neues aufzunehmen. Meine Hirn-Schubladen waren ob dem bereits erlebten alle gefüllt.

Im Heiligsten der Tran Quoc Pagode
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Tran Quoc Pagode:
Als erstes besuchten wir die älteste Pagode (Tran Quoc Pagode) der Stadt, ein wunderbarer Sakralbau. Besonders sehenswert war der 11 stöckige Pagodenturm. Mich faszinieren bei diesen Tempeln immer wieder die Innereien in Gold- und Rot-Tönen.

Rund um die Tran Quoc Pagode
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Ho Chi Minh Mausoleum:
Anschliessend ging es weiter zum Defilee ins "Ho Chi Minh Mausoleum". Diese Szenerie muss man erlebt haben. So muss es auch in Moskau beim Lenin-Mausoleum zugehen. Bereits beim Eingang ins Gelände wird mit einem Körper-Scanner wie im Flughafen genau kontrolliert, dass man ja nichts hineinschmuggelt. Fotoapparate und grössere Gepäckstücke wie mein Rucksack waren nicht erlaubt und mussten abgegeben oder im Bus gelassen werden.

Ho Chi Minh Mausoleum
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Vom Eingang des Areals führten hunderte Meter lange Kolonnen an Besuchern, immer zwei nebeneinander, was von Soldaten in weissen Operetten-Uniformen genau kontrolliert wurde, in zügigem Schritt auf rotem Teppich der Prachts- und Aufmarsch-Strasse entlang, bis ins eigentliche Mausoleum. Ein grosser Kubus-Bau. Ueberall wurden wir kontrolliert und überwacht durch Militärs der Ehrengarde. Fehler sind hier schnell gemacht. Husten, singen, lächeln oder ein Top mit Spaghettiträgern? Alles ist verboten! Einer der Soldaten bellt: Sonnenbrille runter und ab jetzt nicht mehr reden! Am Sarg nicht stehen bleiben, Kinder nicht an die Hand nehmen, sondern vor sich herschieben! Und beim Verlassen des Mausoleums nicht über den Rasen laufen oder hinsetzen! Im Mausoleum standen dann alle paar Meter weitere Ehrengarden in Achtungsstellung, teils mit Gewehr und aufgepflanztem Bajonnet. Die Gewehre schienen mir etwas leicht gebaut zu sein, bestimmt nicht funktionsfähig oder vielleicht sogar Fakes. Dann führte der Weg der Menschenschlange um den aufgebahrten Onkel "Ho Chi Minh" herum. Es war kalt in dem leicht beleuchteten Raum. Ein eigenartiges Gefühl überkam mich, denn diese Figur aus Gips war eher bizarr. Ich war froh, als ich draussen wieder das normale Sonnenlicht erblicken konnte.

Erstmals habe ich so eine Aufmarsch- und Paradestrasse, die in gewissen totalitären Regimen für die 1. Mai-Paraden und National-Feiertage üblich sind, gesehen. Mindestens 100 m breit und dahinter noch eine grosse Gründfläche, damit ja kein Gebäude die Blicke der Regierenden stört.

Museum für Völkerkunde:
Nach einem feinen Lunch ging die Fahrt ins Museum der Völkerkunde, wo neben Informationen über die 54 ethnischen Volks-Gruppen Vietnams auf dem Freigelände original nachgebaute Gebäude der verschiedenen Landesteile anzusehen waren. Ich muss aber gestehen, dass ich da schon etwas müde war und ein paar Pausen einlegen musste. Von den vielen Völkergruppen in Vietnam habe ich nicht mehr viel mitbekommen .....

..... eher aber von den hübschen Studentinnen. Hier aber auch an anderen Orten fielen sie mir in ihren traditionellen farbigen Gewändern auf. Das Nationalkleid der Frauen in Vietnam besteht aus einem knie- oder knöchellangen, auf beiden Seiten bis über die Hüfte hochgeschlitzten Seidenkleid, unter welchem lange, meist weitgeschnittene weiße Seidenhosen getragen werden. Sie sahen entzückend aus und liessen sich gerne fotografieren. Weihnachten für einen Fotoverrückten.

Studentinnen in den traditionellen vietnamesischen Gewändern
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Der "Literaturtempel" bildete den würdigen Abschluss der Tagestour. Als Vorbild diente der Konfuzius-Tempel in Qufu (China) am Geburtsort des Meisters. Der mit einer Mauer umzäunte Komplex erstreckt sich um 6'000 m². Ich bin einfach Tempel-verrückt. Sie bieten so viele farbenprächtige Motive.

Im Literatur-Tempel
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Im Literatur-Tempel
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Dan's schmales aber 4-stöckiges Haus am Roten Fluss:
Am späteren Nachmittag begab ich mit mit einem paar Teilnehmern unserer Vietnam-Tour zu Fuss zu einem der beiden Guides. Der Weg führte uns durch die ganze Stadt, dann über die 2 km lange Eisenbahnbrücke über den Roten Fluss, wo wir von Dan abgeholt wurden. Insgesamt waren wir etwa 8-10 km oder gegen 2 Stunden unterwegs. Er wohnt an wunderbarer Lage direkt am Roten Fluss in einem der typischen schmalen, aber 4 stöckigen Häuser. Er bewirtete uns mit seiner Frau mit feinem Bananenblumen-Salat, einem vietnamesischen Dalat-Wein, der unsere Fräuleins begeisterte. Mich weniger, denn er schmeckte eigenartig.

Dan bietet eigene Velo-Touren im Raume Hanoi an. Touren, in die auch die Einheimischen und die einheimische Küche integriert werden. Mehr darüber findest unter seiner Homepage: http://aroundhanoi.com/

Auf dem Weg zu Dan nach Hause
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Jadeberg-Tempel:
Den zweite Tag in Hanoi benutzte ich, um zu Fuss die Stadt zu erkunden. Als erstes ging ich zum Jadeberg-Tempel beim "Hoan Kiem-See", ganz in der Nähe meines Hotel. Es ist eine wunderbare Anlage als Insel über eine rote Holzbrücke erreichbar. Dort traf ich zwei Mönche in brauner Robe, die aus einer anderen Provinz kamen, mit denen ich ein nettes Gespräch führen konnte. Man sieht selten Mönche in Vietnam. Das Mönchstum hat nicht denselben Stellenwert wie in Thailand.

Der Jadeberg-Tempel auf einer Insel im "Hoan Kiem See"
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Im Innern des Jadeberg-Tempels
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Besucher im Jadeberg-Tempel
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Die Polizei in Vietnam:
Ich selber hatte keine Probleme mit der Polizei, aber sie hat einen verheerenden Ruf. Sie scheint sehr mächtig und eben korrupt zu sein, wie in jedem totalitären Staat. Ich wurde zweimal Zeuge, wie sie mehrere Skooters (Roller) von der Strasse weg konfiszierten und auf die nahe Wache führten. Es nützte nichts, als einer der Besitzerinnen zur Stelle war. Der Skooter wurder mit Gewalt abtransportiert. Ich vermute, sie hatte auf der Strasse parkiert, was scheinbar verboten ist. In der Wache sah ich mehrere Roller stehen. Dort mussten die Besitzer vortraben und ich nehme an, ihn gegen Bezahlung einer Busse oder einer "Unterstützung" wieder freikaufen. Eine ältere Frau sah ich dabei weinend auf dem Polizeiposten.

Dieses Vorschrift, nicht auf der Strasse parkieren zu dürfen, hat zur Folge, dass in Hanoi die Trottoirs für Fussgänger nicht mehr begehbar sind. Man muss auf der Strasse inmitten des Verkehrs gehen, was äusserst gefährlich ist.

Meine letzten Eindrücke aus Vietnam (1)
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Meine letzten Eindrücke aus Vietnam
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22. Nov.: Rückflug von Hanoi nach Bangkok

Ein kleiner Rückblick vor dem Rückflug: Vietnam ist in seiner heutigen Form nicht meine Zukunfts-Aufenthalts-Destination, denn die Freiheit der Bürger und damit auch der Gäste ist doch eingeschränkt. Aber das Land ist jederzeit für Ferien zu empfehlen. Das Essen ist wunderbar.

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Zusammenfassung der Kosten

Ein bisschen Statistik soll sein, wenigstens für mich:

SpiceRoad: Arrangement inkl Hotels, Miete Velo, Essen:Fr. 3'400.--
AirAsia Flugpreis: Bankok - Saigon und Hanoi - Bangkok mit AirAsia plus Kosten Uebergepäck auf dem Hinflug:SFr. 210.-- + 50.--
Sackgeld: für Getränke, Tips der Guides, Chauffeure und Mechaniker:SFr. 550.--
Taxi-Wanlop: Hua-Hin Flughafen Bangkok und wieder zurück: 4'000 Baht)SFr. 124.--
Vietnam-Visum:SFr. 80.--
Total:SFr. 4'414.--

Trinkgelder:
.... sind immer ein leides Thema. SpiceRoad hat dazu Vorschläge gemacht: Je Guide, Driver etc 3-5 US$ pro Tag. Gemäss der Anzahl Teilnehmer kam so jeder unserer beiden Guides für die 17-tägige Fahrt auf stolze 550 US-$, was etwa 2 Monatslöhnen entsprach.

Ich bezahlte folgende Trinkgelder:

Insgesamt habe ich in Vietnam gegen SFr. 550 gewechselt resp. vom ATM-Automaten bezogen. Darin eingeschlossen waren die obigen Trinkgelder.

 

Mail an Max Lehmann
Schafmattweg 13, 4102 Binningen
http://www.SpiceRoads.com
Organisation der Radfernfahrt durch Vietnam
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