Mein Glaube - Nun bin ich Agnostiker
(Teil meiner Autobiografie "Ich habe gelebt!" - Letzte Aenderung: Version 1.0 vom 3. Mai 2020)


Max im Business-Anzug (2002)

Mein Weg vom Kleinkind zum Naturwissenschafter

Mein Vater war protestantisch, meine Mutter katholisch. Ich wurde protestantisch erzogen. Ich habe mich daran gewöhnt und akzeptiert, dass wir am Sonntag um 11 Uhr in die Kirche gegangen sind. Für mich war dies eine Pflicht, die ich aber akzeptierte, wie ich auch alles andere akzeptierte. Später als selbstentscheidender Mensch wurde ich Naturwissenschafter und glaubte nur noch, was man oder ich beweisen konnte!

Seit dieser Zeit hat der "Glaube" für mich an Bedeutung verloren. Ich ging nicht mehr in die Kirche, es sei denn mit meiner Familie. Diese 1 oder 1.5 Stunden waren für mich jedesmal langweilig. Der Pfarrer versuchte mich zu belehren, was ich sowieso nicht mochte. Die Kirchenbänke waren hart und unbequem. Meine Gedanken wanderten mit meinem Unterbewusstsein in meine Fantasiewelt: in die bevorstehenden Ferien oder in geschäftliche Probleme oder Herausforderungen. Meist kam ich voller neuer Ideen aus der Kirche, die aber allesamt nichts mit der Bibel zu tun hatten.

Ich glaube trotzdem, dass der Mensch etwas braucht, an das er sich klammern kann. Einige Mal in meinem Leben habe ich gebetet, weil dies meine einzige Hilfe war! Ich denke oft, dass mein Vater mir vom Himmel zuschaut!

Ich würde mich nicht als "Atheist" bezeichnen, der überzeugt ist, dass es kein Gott oder Götter gibt. Ich bin eher ein Agnostiker, der davon ausgeht, dass die Existenz eines übernatürlichen Wesens, eines Gottes oder von Göttern zwar angenommen werden kann, aber grundsätzlich nicht rational zu klären oder zu erkennen ist. Vielleicht bin ich auch nur ein "Skeptiker", der die christliche Form der Kirche nicht versteht und noch weniger akzeptiert.

Ich lehne die christlichen Kirchen ab

Am schlimmsten ist für mich die katholische Kirche. Ein Verein voller Gegensätze. Im Moment eher eine Sekte mit abstrusen Ideen und Lebensweisheiten, als ein fürsorglicher Verein. Sie predigen Liebe, missbrauchen aber Kinder. Man soll den Armen helfen, sie selber zelebrieren in Gold und Purpur in ihren Messen! Sie sind überzeugt, die besten zwischenmenschlichen Berater zu sein, sind aber wegen ihrer obligatorischen Ehelosigkeit und Keuschheit reine Theoretiker und lehnen diese für sich ab. Du sollst nicht Töten ist eines ihrer 10 Gebote, sie haben jedoch im Mittelalter fürchterlich gewütet und Kriege geführt. Die katholische Kirche setzt sich über das normale Gesetz eines Staates hiweg und schützt seine Würdenträger vor Anklagen und Verurteilungen z.B. im Falle der Missbrauchsfälle.

In der protestantishen Kirche geht es menschlicher zu. Sie lebt nicht in Prunk und Gloria einer Messe. Man muss seine Verfehlungen nicht beichten, die Pfarrer können heiraten und kennen damit die Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen, und auch Frauen können als Pfarrerin wirken.

Beide Kirchen haben aber ein gemeinsames Problem. Sie mischen sich ins Leben ihrer Gläubigen ein. Sie bieten weniger eine Lebenshilfe an, sie verbieten gewisse Handlungen. Ich bin gespannt, wie lange es geht, bis ein Würdenträger mich wegen dieser Zeilen anruft und mich versucht umzustimmen!

Der Buddhismus

Der Buddhismus im Fernen Osten hat mir einen besseren Eindruck gemacht. Auch dort gibt es Auswüchse, die mir nicht gefallen haben. Auch Geld spielt im Umgang mit den buddhistischen Mönchen eine grosse Bedeutung. Ohne Geld bekommst Du nichts! Eine Zeremnonie anlässlich einer Abdankung muss bezahlt werden. Je mehr Mönche, je teurer.

Der Buddhismus vertritt jedoch eine Lebens-Philosophie und nicht Verbote! Für Buddhisten ist es selbstverständlich, den Aermeren zu helfen, und nichts Böses über andere zu verbreiten. In buddhistischen Tempeln findet ein Armer Schutz. Der Buddhist geht in den Tempel, um zu beten, sobald es ihm überkommt. Er wartet nicht bis am Sonntag-Morgen. Er braucht dazu keine Orgel. Es braucht dazu nur ein Heiligtum mit einem Buddha am Strassenrand.

Pat betete jeden Abend vor dem Einschlafen für mich "Sawadee Buddha". Ihre Nähe und das Wissen, dass sie mir etwas liebes wünscht, hat mich beruhigt und glücklich einschlafen lassen. Es war wie in meiner Kindheit, als meine Eltern mit mir beteten.

Mein Austritt aus der Kirche (2001)

Als ich in Zuchwil bei Claudia wohnte, habe ich den Austritt aus der protestantischen Kirche gegeben. Es waren rein materielle Gründe, die mich zu diesem Schritt bewogen haben. Als ich nämlich erstmals die Kantonale Steuerrechnung von Solothurn erhielt, sah ich die exorbitante Höhe der dortigen Kirchensteuer, um einiges höher als die in Basel. Ich schrieb mein Entsetzen der Kirchen-Verwaltung in Solothurn, erhielt aber keine Antwort auf meinen Brief. Nach einigen Wochen habe ich per eingeschrieben Brief den Austritt aus der protestantischen Kirche gegeben. Ich begründete meinen Missmut damit, dass ihnen Geld wichtiger ist, als der einzelne Gläubige. Und erstaunlich: nur wenige Tage später erhielt ich ein Telefon vom Gemeindepfarrer, der mich versuchtee umzustimmen.

Mein "Feindbild": die Pfarrer und Priester

Leider ist es so. Ich bin allergisch auf die Pfarrer und Priester, die ab der Kanzel ihre Weisheiten auf das Volk loslassen. Sie verkaufen "Gottes Wort" und die Bibel, abstrakt und nicht personenbezogen. Es besteht kein grosser Unterschied zu einer 1. August-Rede eines Politikers oder zu einem Börsenguru, der seine Methoden verkauft.

Warum interpretiert die Kirche das Wort "Lebenshilfe" nicht so, wie ich es verstehe? Echte brauchbare Hilfe für die Gläubigen. Was beschäftigt die Gläubigen? Bestimmt nicht, wie Christus aus Wasser Wein machte ... oder die Geldhändler aus dem Tempel jagte. Die Gläubigen unten in der Kirche sind Arbeitslose oder haben Angst um ihre Anstellung, sind krank und alt, sind Schüler, sind aber auch glückliche Menschen etc..... aber der Pfarrer spricht Ihnen ins Gewissen und zeichnet ein Bild einer Welt voller Bösewichte, Ehebrecher und Diebe.

Warum muss ich den studierten Geistliche Tips geben, wie sie ihre Predigten spannender und interessanter gestalten sollen? Wie wärs mit: Hilfe für Arbeitslose! Wie kann man eine Depression überwinden? Tips und Tricks für Kranke und alte Leute im Altersheim! Basteln für Eltern mit ihren Kindern!¨Welche interessanten Dinge gibt es zu entdecken! Das Leben der Römer in unserer Gegend! .....usw

Es gibt ohne Zweifel auch Pfarrer, die meiner Wellenlänge entsprechen. In meiner Jugend war dies der Pfarrer Ritter. Bei ihm war ich zum Konfirmations-Unterricht. In seiner Freizeit besuchte er auch das Kino Union, eine Revolverküche im Kleinbasel. Er war eher ein Freund zu uns, denn ein Erzieher. Wenige Jahre später hat er sein Amt als Gemeindepfarrer aufgegeben. Er konnte sich mit seiner damaligen Aufgabe nicht mehr identifizieren. Er wurde Leiter in einem Schul-Internat.

Ich habe Mühe mit Pfarrern ....

Weil sie die Bibel von Fall zu Fall interpretieren, wie sie in Ihren Gedanken-Gang und zum Thema ihrer Predigt passt. Pfarrer sind für mich Politiker Gottes.

Unverständlich ist für mich, wie sie den Tod eines Kleinkindes als Wille Gottes interpretieren... und ihn gleichzeitig als "unseren Vater" beschreiben! Mein Vater hätte niemals eines seiner Kinder sterben lassen!

Sie wollen mir klar machen, dass es Wille Gottes sei, wenn ich als alter Mensch mit Krebs langsam verrecken muss...und lehnen die von mir gewünschte Sterbehilfe als Werk des Teufels ab! Einen solchen Gott möchte und werde ich niemals lieben!

Noch weniger kann ich einen Pfarrer verstehen, der alles als Gott-gegeben predigt. Warum kann er nicht gestehen, dass jedermann sterben muss, weil dies Natur-gegeben ist. Warum muss immer Gott dahinter stehen?

Ausblick in mein Alter

Mit dem Worte Kirche ist als erstes immer die Taufe und der Tod verbunden. Als ich meinen Austritt aus der Kirche gab, meinte der Pfarrer: "Wollen Sie denn ohne kirchlichen Beistand beerdigt werden?"

"Ja !" würde ich heute sagen! "Mich würden liebe persönliche Worte eines Freundes mehr erfreuen, weil sie eher ehrlich sind."

 

Autobiografie von Max Lehmann
Schafmattweg 13, CH-4102 Binningen
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