"Newborn" ist ein Monument in Pristina. Es wurde am 17. Februar 2008, am Tag der einseitigen kosovarischen Unabhängigkeitserklärung von Serbien, öffentlich enthüllt und gehört seitdem zu den bekanntesten Denkmälern der Stadt
Ich war in diesem Jahr bereits im Frühjahr im Kosovo. Den detaillierten Fotobericht findet ihr unter "19. - 31. Mai 2022: zum 6. Mal im Kosovo"
Seit Berginn der Ferienzeit, d.h. seit Ende Juni, geht es im europäischen Flugverkehr drunter und drüber. Unzählige Flüge mussten abgesagt werden. Endlose Warteschlangen wartender Passagiere brachten auch mich zum erschaudern. Es fehlt am notwendigen Flughafen-Personal beim Check-in, der Immigration und der Gepäck-Beförderung.
Daniela und Eshref flogen bereits 1 Woche vor mir in den Kosovo. Sie berichteten, wie sie ganz knapp das Flugzeug erreichten, weil sie bei der Passkontrolle viel Zeit verloren. Sie rieten mir, gegen 4 Stunden Zeit vorzusehen. Dies würde bedeuten, dass ich um 14 Uhr auf dem Flugplatz sein musste. Ich war höllisch unruhig und erinnerte mich an meine Mutter, die immer Stunden vor Abreise ihren Hut aufgesetzt hatte. Ich fühlte wie sie und war bereits um 12 Uhr derart nervös, dass ich mich um 12:30 zum Kronenplatz begab, um mit dem Tram und Bus zum Flughafen Basel-Mülhausen zu fahren.
Zu meinem Erstaunen, traf dann nichts von dem ein. Ich war zwar Stunden zu früh und musste warten, denn das Check-In begann erst 3 Stunden vor Abflug. Aber ich musste nirgends anstehen. Es war alles in meinem Sinne. Ich musste nicht nervös werden.
Ich verbrachte wunderbare Tage im Kosovo und Albanien.... und wurde herzlich betreut von Eshref und Daniela. Beiden gilt mein ¨grosser Dank
Ich habe in den 12 Tagen im Kosovo viel erlebt und werde weiter unten darüber berichten:
Unser Höhepunkt war der 4-tägige Bade-Ferien-Ausflug nach Velipoja in Albanien
Das Thema "Wasser" sollte die Ferien unvergesslich machen. Wir stellten fest, ohne Wasser kannst nicht duschen oder das WC spülen
Erfolgreiche Suche nach einer Wasser-Quelle. In 64 m Tiefe wurden wir erfolgreich.
Im Modehaus Urban in Lipijan konnte ich meine Kauf- und Shopping-Sucht nach Designer-Klamotten ausleben.
Besuch der "Mutter Theresa Kathedrale" in Pristina
Es waren meine ersten Ferien und Reisen, in denen ich die meisten Fotos mit dem Handy machte. Alle Fotos dieses Berichtes stammen aus meinem Xiaomi-Handy. Meine Canon-Spiegelreflex liess ich zu Hause und die handliche Lumix kam nur für 20 Fotos zum Einsatz, die ich aber wegen schlechter Qualität alle löschen musste. Ich war einmal mehr erstaunt über die Qualität der Handy-Fotos. Vorallem bei schlechten Lichtverhältnissen punkteten sie gewaltig. Einzig beim variablen Zoom hinkten sie den konventionellen Kameras noch nach, da sie nur 3 Zoom-Stufen hat
Bereits um 3 Uhr in der Dunkelheit war Start. Wir waren zu fünft: Eshref, Daniela, Leon und sein Freund Admirin sowie der Schreibende. Unterwegs nach der albanischen Grenze machten wir den obligatorischen Latte- Macchiato-Halt. Nach insgesamt 4 Stunden Fahrzeit langten wir im "Hotel Mercedes1" an. Ein einfaches Hotel, unweit vom Strand gelegen, aber genügend für unsere Bedürfnisse. Jedes Zimmer hatte 3 Betten, davon ein grosses Doppelbett. Das Internet war lausig! Aber wir bezahlten nur 30 Euro/Tag
Mit seiner Fläche von 28.748 Quadratkilometern ist Albanien etwas kleiner als Belgien (Die Schweiz ist 41’285 km² gross) und hat 2,8 Millionen Einwohner. Es ist das einzige Land Europas , deren Bevölkerung seit Jahren abnimmt, weil die Leute keine Zukunft im Lande sehen und auswandern.
Bis zum Tode Envar Hodschas im 1995 war Albanien ein rein kommunistisches Land mit einer bitter armen Bevölkerung. 1990 wurde das kommunistische Regime gestürzt, und eine Massenauswanderung von Albanern begann. 1991 wurden die ersten freien Wahlen abgehalten. Sieger war die kommunistische Partei der Arbeit Albaniens. Die Demokraten unter Sali Berisha übernahmen die Regierung 1992 und leiteten Reformen mit Privatisierungen ein. Anschliessend ging es mit Albanien aufwärts. Im 2009 trat es der NATO bei und seit 2014 ist Albanien offizieller Beitrittskandidat der EU.
Trotz aller Fortschritte war Albanien im Jahr 2017 noch immer eines der ärmsten Länder Europas. Als Fremder und Feriengast merkt man wenig von den immensen internen Schwierigkeiten des Landes. Die Korruption und Mafia beherrschen das öffentliche Leben.
Neben dem "alten" Velipoja, in dem wir wohnten, wurde in den letzten Jahren das mondäne neue Velipoja aus dem Boden gestampft. Dort standen die teueren Luxus-Limousinen aus Albanien und dem Kosovo. Ein Zimmer ohne Frühstück soll in einem der dortigen Hotels Euro 130/Tag kosten.
In unseren abendlichen Spaziergängen führte uns der Weg nach dem Essen in die dortige Gelateria "Bella Napoli". Sonst hatte Velipoja wenig zu bieten. Es gab zwar ein kleines Nachtleben, aber keine Disco oder gemütliche Lokale zum Verweilen.
Den Tag verbrachten wir am nahen Strand, der sich von der Grösse und der Dichte an Sonnenschirmen bestens mit Rimini messen konnte. Einzig bei der Sauberkeit liegt Rimini weit vorne. In Velipoja begnügte man sich mit einem abendlichen Handrechen, um die Papierresten und Zigaretten-Stummel herauszufiltrieren.
Dieser Blick auf die Strasse, die hinab zu Pristina führt, hat sich in den vergangenen 20 Jahren total verändert. Einzig die Strasse ist geblieben. Auf der linken Seite standen einst dicht gedrängt 8-10 stöckige Wohnsilos mit je einer SAT-Antenne je Terrasse. Diese wurden alle abgerissen und durch moderne Bauten ersetzt.
"Newborn" ist ein Monument in Pristina. Es wurde am 17. Februar 2008, am Tag der einseitigen kosovarischen Unabhängigkeitserklärung von Serbien, öffentlich enthüllt und gehört seitdem zu den bekanntesten Denkmäler der Stadt.
Wir mussten nach Pristina gehen, weil Daniela vom Einwanderungsamt eine beglaubigte Vollmacht brauchte, damit jemand aus ihrer Verwandtschaft etwaige Dokumente auf der Post abholen kann. Daniela erwartet in Kürze den Kosovo-Pass.
Wir benutzten diese Gelegenheit, um die berühmte römisch-katholische Mutter Theresa Kathedrale zu besuchen. Den Bau des Gotteshauses leitete der frühere Präsident des Kosovo, Ibrahim Rugova, ein. Die Grundsteinlegung fand am 26. August 2003 statt, die Bauarbeiten begannen jedoch erst am 5. September 2007. Die Kathedrale erhielt ihren Namen zu Ehren von Mutter Theresa.
Die Mutter-Theresa-Kathedrale ist eine dreischiffige Basilika und einem an der Ostseite angebauten 70 m hohen Glockenturm. Der zweite geplante Turm wurde bisher nicht ausgeführt.
Auf den 70 m hohen Turm gelangt man mit einem Lift. Von der obersten Plattform bietet sich eine wunderbare Rundumsicht auf Pristina.
mit dem Rugova Denkmal |
Obwohl der Kosovo ein mehrheitlich muslimisches Land ist, hat es eine grosse christliche Vergangenheit. Erst die Türken haben vor etwa 500 Jahren den Islam mitgebracht. Heute sind 95% der Bevölkerung Muslime und etwa 3% Katholiken.
Die gewaltige und monströse Kirche einer Minderheit von 3% der Bevölkerung macht mich etwas nachdenklich. Warum muss die christliche Kirche wieder grösser sein als die grösste muslemische Moschee? Den Katholiken fehlt es wieder einmal am Feingefühl, denn im regionalen Muslim-Zentrum Prizeren haben sie ein weiteres ähnlich grosses Monument gebaut.
Die seitlichen Glas-Fenster sind Kunstwerke der besonderen Art. Sie zeigen die aktuellen Päpste mit Mutter Theresa. (Ich empfehle, die Bilder anzuklicken und in voller Grösse anzuschauen.)
Bereits im Frühjahr erlebte ich, wie das Wasser im Kosovo kein selbstverständliches Gut mehr ist. Oft wurde das Wasser tagelang durch die Gemeinde abgestellt! Glücklicherweise hatten wir einen 1'000 Liter Tank am Hang oberhalb des Hauses aufgestellt, der uns das notwendige Wasser mit dem notwendigen Druck fürs Duschen und die WC-Spülung lieferte.
Einige der Verwandten von Eshref hatten in den letzten Jahren nach Grundwasser gebort, um dem Aergernis der abgestellten Wasserversorgung aus dem Wege zu gehen. Immer mehr reifte auch bei Eshref und Daniela der Entschluss, auch nach Wasser zu bohren.
Wenige Stunden nach Ankunft aus Albanien, entschieden sich die Beiden, auf ihrem Grundstück nach Wasser-Adern zu suchen und diese Adern anzubohren. Ich erlebte nun etwas, dass bei uns undenkbar wäre. Bereits 3 Tage später floss Wasser aus einem Bohrloch. In dieser Zeit hatte Eshref nach einer geeigneten Stelle mit Wasser suchen lassen und eine erfahrene Firma für eine Kern-Bohrung organisiert. In einem 64 m tiefen Bohrloch erschlossen die Spezialisten bis auf 40m Tiefe Fliess-Wasser. Genügend Wasser für das Haus. Die Bohrung hatte 2'500 Euro gekostet.
Bereits in meinem Frühlings-Aufenthalt besuchte ich den Urban-Kleidershop in Lipijan und deckte mich mit Designer-Klamotten ein. Nun war Ausverkauf und die Preise waren nochmals tiefer. Hilfiger, Boss, Guess, Joop hiessen die Namen. Nun schlafe ich sogar in Designer-Bett-Shirts
Wir kamen aus Albanien zurück als uns die Nachricht erreichte, dass der Vater von Milaims-Frau verstorben ist. Im Kosovo werden Tote noch am selben Tage begraben. An den folgenden 3 Tagen ist es Tradition, dass man die Trauer-Familie samt den engsten Verwandten besucht, um mit Ihnen die Trauer zu teilen. Ich schätze, dass in diesen 3 Tagen zwischen 200-300 Freunde und Verwandte anreisten.
Eine Delegation aus Sushice mit Anwohnern und Ausland-Kosovaren fuhr in 4 Autos in das Dorf zwischen Giljan und Pristina. Zum Schutz der Trauernden gegen die Hitze setzte man sich unter 2 Zelte. Nach rund einer halben Stunde brach man wieder auf und tat das, was man auch bei uns macht, man begab sich in ein nahes Restaurant, um das Wiedersehen zu feiern und lustige Erinnerungen auszutauschen.
Im Kosovo ist es üblich, dass man sich gegenseitig besucht und persönlich begrüsst. Dies vorallem zwischen Ausland-Kosovaren und Einheimischen. Dabei haben sich die beiden Seiten viel zu erzählen. Ich verstand da nie etwas, denn die Gespräche fanden in albanisch statt. Ich versetzte mich dabei in einen Ruhe-Modus, d.h. ich träumte vor mich hin. Wenn es ging, habe ich mich französisch verabschiedet.
Eine Minute nach Mitternacht landete der Easyjet-Flieger von Pristina kommend auf dem Flugplatz Basel-Mülhausen. Es hatte knapp gereicht, denn ab Mitternacht herrscht Flug- und Landeverbot.
Nun werde ich mich dem Bericht über meine 2-wöchigen Ferien widmen und die über 300 Fotos aus dem Handy auf dem PC sammeln und aufbereiten.
Landung kurz nach Mitternacht |
Autobiografie von Max Lehmann Schafmattweg 13, CH-4102 Binningen |
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